+0,75%: Europäische Zentralbank dreht Leitzins wie erwartet auf 2 Prozent hoch
Es kommt wie erwartet: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins in der Eurozone noch einmal ordentlich nach oben gedreht – und zwar um weitere 0,75 Prozentpunkte. „Der EZB-Rat hat beschlossen, die drei Leitzinssätze der EZB um jeweils 75 Basispunkte anzuheben. Dementsprechend werden der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität mit Wirkung zum 2. November 2022 auf 2,00 %, 2,25 % bzw. 1,50 % erhöht“, heißt es in einer aktuellen Aussendung. Es ist die dritten großen Leitzinserhöhung in Folge dieses Jahr.
Die Begründung, eh klar: „Die Inflation ist nach wie vor deutlich zu hoch und wird für längere Zeit über dem Zielwert bleiben. Im September erreichte die Inflation im Euroraum 9,9 %. In den letzten Monaten führten stark steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise, Lieferengpässe und die nach der Pandemie wieder stärkere Nachfrage dazu, dass der Preisdruck an Breite gewann und die Inflation zunahm“, heißt es aus Frankfurt. Man wolle „mittelfristig“ erreichen, dass die Inflaiton wieder auf 2 Prozent zurück geht.
Bisher haben die Zinserhöhungen nichts erreichen können. Im September ist Inflation in der Eurozone erstmals in der Geschichte bei 10 Prozent angelangt, und es zeichnet sich vor allem wegen der hohen Energiepreise ab, dass sie dort weiter bleiben wird. In den USA ist es ein wenig anders. Dort hat die Federal den Leitzins bereits auf 3 Prozent gehoben – die Inflation ist dort im Juni bei 9,1 Prozent vorerst bei einem Peak angelangt und seither Richtung 8 Prozent zurück gegangen. Die USA leidet aber anders als Europa deutlich weniger unter Ukrainekrieg und Energiekrise.
Inflation in der Eurozone erstmals in der Geschichte bei 10 Prozent
Zinserhöhungen werden zur Schuldenfalle
Die weitere Zinserhöhung ist eine schlechte Nachricht etwa für all jene, die einen Immobilienkredit mit variablen Zinssätzen abgeschlossen haben. Das Tarifvergleichsportal durchblicker geht wie berichtet davon aus, dass die variablen Kreditzinsen bis Mitte 2023 um 1,0 bis 1,5 Prozent steigen werden. Sie werden dann bei 3,375 bis 3,875 Prozent liegen. Klingt wenig, ist aber herb. „Für einen durchschnittlichen Immobilienkredit in Höhe von 300.000 Euro mit einer Laufzeit von 30 Jahren bedeutet dies Mehrkosten von 242 Euro im Monat oder 87.000 Euro über die Gesamtlaufzeit“, heißt es seitens durchblicker.
Geraten wird dazu, dass man eine Umschuldung des variablen Kredits auf eine andere Bank mit Fixzinsen macht. Denn man muss auch sehen, dass die Energiekosten weiter steigen und dann die monatlichen Budgets von Haushalten sprengen könnten. „Addiert man die zusätzlichen Kreditkosten mit den Mehrkosten für Strom und Gas, kann das einen durchschnittlichen Wiener Haushalt mit 350 Euro und mehr belasten. Wer sich das nicht leisten kann, verliert im schlimmsten Fall seine Immobilie. Daher sollten sich diese Haushalte dringend vor weiter steigenden Zinsen schützen“, so Andreas Ederer, Leiter der Abteilung Immobilienfinanzierung bei durchblicker.
Zinserhöhungen entwickeln sich bei Immokrediten zur gefährlichen Finanzfalle