13 Crowdinvesting-Projekte: Es ist schon faszinierend, für welche Ideen die Österreicher ihr Geld hergeben
Österreich kann sich seit dem 1. August mit einem neuen Gesetz rühmen, dass auch im internationalen Vergleich sehr fortschrittlich ist: Das neue Crowdinvesting-Gesetz (manchmal fälschlicherweise Crowdfunding-Gesetz, sperriger Alternativefinanzierungsgesetz, kurz AltFG) besagt, dass Start-ups über österreichische Plattformen wie Conda erst ab einem Investitionsvolumen von 100.000 Euro ein Informationsblatt erstellen müssen und erst ab 5 Mio. Euro volle Prospektpflicht haben. Und auch die Anleger haben es leichter, pro Projekt und Jahr dürfen sie 5000 Euro ohne Beschränkungen investieren (mehr Details dazu hier).
Alles in allem soll das die österreichische Start-up-Szene beflügeln, Investitionen in Projekte leichter machen sowie laut Gesetzgeber pro Jahr 65 Mio. Euro locker machen und 6500 Jobs schaffen – wir werden sehen.
Aber nun einmal weg von den trockenen Zahlen und Gesetzestexten hin zur Praxis. In welche Ideen, Start-ups und Projekte haben die Österreicher eigentlich bis dato ihr Geld gesteckt? Ein Rundblick durch die heimischen Crowdinvesting-Plattformen gibt tiefe Einblicke in die Seele des Österreichers:
1. 75.400 Euro für selbstfahrende Traktoren
Die 2014 gegründete Firma PAS Peschak Autonome Systeme aus Niederösterreich hat sich per Crowdinvesting-Kampagne mehr als 75.000 Euro besorgt, um künftig Traktoren mit einem System auszustatten, damit die Landwirtschaftsmaschine selbst fahren kann. Der Autopilot (der Bauer sitzt aus Sicherheitsgründen trotzdem am Steuer und kann eingreifen) soll mit Precision Farming eine “effizientere, nachhaltige und ökologischere Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Nutzflächen” ermöglichen.
2. 114.400 Euro für Bio-Hundefutter
Seit 17 Jahren produziert die niederösterreichische Firma Vivaldi Hunde- und Katzenfutter, das aus Rohstoffen von heimischen Berg- und Bio-Bauern hergestellt und direkt nach Hause geliefert wird. Das hat im tierlieben Österreich natürlich eine Saite angeschlagen und dem Hersteller mehr als 114.000 Euro per Crowdinvesting-Kampagne eingebracht, die zur Absatzsteigerung und Expansion in Deutschland eingesetzt werden sollen.
3. 62.500 Euro für Lederschmuck
Das Grazer Label COWstyle hat via dasErtragReich.at mehr als 60.000 Euro gesammelt, um neue Absatzkanäle für seinen “trendigen Lederschmuck mit individuellem Design und hochwertigen Materialien” zu erschließen.
4. 622.000 Euro für eine Solaranlage
Wer in der Stadt am Balkon seinen eigenen Ökostrom produzieren will, der kann sich bald das “Mini-Kraftwerk Simon” der oekostrom AG zulegen, das via 1000×1000.at mehr als 620.000 Euro sammeln konnte. Pro Tag soll Simon genug Strom produzieren, um einmal Wäsche zu waschen, ein Mittagessen für zwei Personen oder 35 Tassen Kaffee zu kochen.
5. 16.295 Euro für ein soziales Kaffeehaus
Via crowdfunding.at, betrieben von der BAWAG, hat die Dorfgemeinschaft Breitenfurt genug Geld gesammelt um ein Kaffeehaus auf einem 30.000 Quadratmeter großen Grundstück zu einem Begegnungsraum für Menschen aus der Umgebung des niederösterreichischen Dorfs zu machen. Mit dem Geld werden “ eine Sitzecke mit Tischen und eine windgeschützte Terrasse gestaltet, sowie eine bessere Beleuchtung, ein Holzofen, eine leistungsstarke Kaffeemaschine und ein Billardtisch für die Betreuten” – das soll auch den acht Wohn- und Arbeitsgruppen zu Gute kommen, in denen sich Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf das Leben mit solchen teilen, die selbständiger sind.
6. 69.200 Euro für ein Skigebiet
Damit das Skigebiet Unterberg im südlichen Niederösterreich mit insgesamt 16 km Pistenlänge, vier Schleppliften, zwei Jausenstationen und einem Snowboard-Park weiter betrieben werden kann, wurden auf Regionalfunding.at fast 70.000 Euro gesammelt.
7. 123.000 Euro für ein Baukastenhaus
Eine satte Summe von mehr als 100.000 Euro bekam auf Conda.eu die Firma McCube, die „Häuser zum Mitnehmen“ bauen will. Das Baukasten-System erlaube, die Wohneinheiten in nur einem Tag aufzubauen, jederzeit verändern zu können oder mit dem LKW wegzufahren, um es einfach anderswo hinzustellen.
8. 92.600 Euro für eine Tierhandelskette
Wieder die lieben Vierbeiner. Via Conda.eu sammelte Das Futterhaus, das 300 Märkte in Österreich und Deutschland mit mehr als 2000 Mitarbeitern betreibt, sammelte fast 100.000 Euro, um eine neue Filiale in Bruck an der Mur aufzumachen, die „speziell für Fans kleiner Nager sowie für Aquaristik- und Terraristikfreunde ein erweitertes Angebot“ bieten soll.
9. 117.900 Euro für Sicherheitslichter für Radfahrer
Dass die Österreicher auch ganz gerne selber in die Pedale treten, zeigt das Beispiel Senlight: Die Vorarlberger Jungfirma Senitc sammelt mehr als 100.000 Euro für seine Sicherheitslichter, die sich Fahrradfahrer um die Hand schnallen können. Mit an Bord sind auch bereits die Investoren Heinrich Prokopp, Michael Altrichter und Leo Hillinger, die im Rahmen der Puls-4-Show „2 Minuten 2 Millionen“ Senitec Unterstützung zusagten.
10. 31.800 Euro für ein soziales Hotel
Das Wiener Hotel magdas mit 80 Zimmern konnte über crowdfunding.at mehr als 30.000 Euro einsammeln. Betrieben wird es von Flüchtlingen, Freiwilligen und Profis aus der Hotellerie die aus einem ehemaligen Pflegeheim ein Budget-Hotel im Wiener Prater machten.
11. 81.600 Euro für alte Computer
Die Firma Compuritas sammelte via Conda eine beträchtliche Summe, um alte Computer wieder funktionstüchtig zu machen und diese samt EDV-Kursgutscheinen günstig an sozial Benachteiligte, Schulen und gemeinnützige Organisationen weiter zu verkaufen.
12. 100.000 Euro für Fahrrad-Elektroantrieb
Die EGO-Sports stellte via Conda 100.000 Euro auf, um seinen Nachrüstbausatz für Mountainbikes auf den Markt bringen zu können. Mit dem Bausatz lässt sich ein Elektromotor auf nahezu jedes Mountainbike bringen, damit man seinen Drahtesel in Folge auf bis zu 70 km/h beschleunigen kann.
13. 4.420 Euro für Therapiebett für kranke Kinder
Via crowdfunding.at wurde für den Erlebnishof Kumplgut genug Geld gesammelt, um damit ein gepolstertes Therapiebett für die Betreuung schwerkranker Kinder anzuschaffen.
Anm.: Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll als Überblick über die in Österreich finanzierten Projekte dienen. Aufgenommen wurden nur jene Projekte, die bereits erfolgreich ihr Finanzierungsziel auf heimischen Plattformen erreicht haben.