14 richtig gute Dinge, die 2020 passiert sind
Einsamkeit, Wirtschaftskrise, überforderte Bestatter in Italien und anderswo, Pandemie, Beatmungsgeräte, Intensivstationen, Armut, Flüchtlingscamps, verriegelte Pflegeheime, Arbeitslosigkeit – es ist wirklich leicht, 2020 nicht zu mögen. Das Jahr hatte aber bei allem Leid auch Gutes:
Der neue König der Elektrizität
Noch bestimmen Kohle und Erdöl die Energiewelt, in den nächsten Jahren soll sich das ändern und heuer kam dazu eine besonders erfreuliche Meldung: Laut Internationaler Energieagentur (IEA) ist Solarenergie mittlerweile die weltweit die günstigste Art, um Strom zu erzeugen – vor Öl, Gas, Atomstrom und Kohle. „Solarenergie ist der neue König der Elektrizität“, heißt es in dem IEA-Bericht. „Aufgrund der drastischen Kostensenkungen in den letzten zehn Jahren ist die Photovoltaik in den meisten Ländern durchweg billiger als neue Kohle- oder Gaskraftwerke, und Solarprojekte bieten jetzt einige der niedrigsten Stromkosten, die es je gab.“
„König der Elekrizität“: Solar gilt jetzt als billigste Stromquelle aller Zeiten
Bio-Boom in Österreich
Bereits im ersten Lockdown hatten in Österreich viele Lieferanten von “Bio-Kistln” mit Obst und Gemüse aus regionaler Landwirtschaft Lieferschwierigkeiten. Und tatsächlich: 2020 brachte hierzulande einen regelrechten Bio-Boom. Im ersten Halbjahr wurden laut AMA um 14,4 Prozent mehr frische Bio-Lebensmittel gekauft als im gleichen Zeitraum 2019, wodurch sich ein Wertzuwachs von 20 Prozent ergeben habe. Das ist eine gute Nachricht für die Entwicklung eines Unterpunktes des SDGs 2 „Kein Hunger“ – allerdings steht Österreich in diesem Bereich ohnehin überdurchschnittlich da: Der Anteil der biologisch bewirtschafteten Fläche hat sich von 18,4 Prozent im Jahr 2010 auf 24,7 Prozent im Jahr 2019 gesteigert. Der EU-Schnitt liegt bei 7,5 Prozent, Österreich liegt an der Spitze gefolgt von Schweden und Estland mit jeweils über 20 Prozent.
„Desaster“: Österreichs CO2-Emissionen sind 2019 schon wieder gestiegen
Impfung in Rekordzeit
In den ersten Ländern wurden bereits Menschen geimpft und auch Österreich will bald damit beginnen: Rund ein Jahr nachdem das Coronavirus Europa erreichte, könnte die Pandemie dank Impfstoff hoffentlich bald ein Ende finden. Dass das so schnell ging, ist keineswegs selbstverständlich. Üblicherweise dauert die Entwicklung und Zulassung neuer Impfungen, bis sie tatsächlich marktreif sind, fünf bis zehn Jahre. Im Fall von Ebola ging es mit vier Jahren bereits besonders schnell – der Covid-19-Impfstoff ist nun wohl neuer Rekordhalter.
Die Natur erholt sich
Während die Menschen aus Schutz vor der Corona Pandemie in ihren Häusern aufhielten, eroberten die Tiere ihre Territorien wieder zurück. Etwa an den Stränden in Thailand. Dort, wo sich sonst Touristen sonnen, konnte die bedrohte Lederschildkröte den Platz wieder für ihren Nachwuchs nutzen. Mehr Nester als in den letzten zwanzig Jahren haben Umweltschützer 2020 an Thailands Stränden gezählt.
Ruhe am Strand: Seltene Meeresschildkröten bauen wieder mehr Nester
Auch in Italien konnte die Umwelt ein wenig Aufatmen. So hat sich die Luftqualität insbesondere in den Ballungsgebieten der Po-Ebene bei Messungen im Februar deutlich verbessert. In Venedig hat sich das Wasser in den Kanälen durch das Ausbleiben der Gondeln so aufgeklärt, dass wieder Fische erkennbar waren – auch wenn die Delphine, von denen im Frühjahr kurz die Rede waren, natürlich eine Übertreibung waren.
Corona-Krise: „Kristallklares“ Wasser in Venedig und bessere Luft in Italien
Nach 120 Jahren haben Forscher im Herbst 2020 zum ersten Mal wieder ein 500 Meter hohes, freistehendes Korallenriff am Great Barrier Riff entdeckt. Im Moment wird außerdem versucht, eine neu entdeckte Korallenart in einer Forschungsstation beim Great Barrier Riff anzusiedeln. Diese sind besonders resilient und könnten so eine Möglichkeit zur Erhaltung des bedrohten Riffs im Klimawandel sein.
Schulen werden ab 2021 Klimaschutz unterrichten
In Österreichs Schulen steht ab 2021 Klimabildung auf dem Stundenplan. Einstimmig hat der österreichische Nationalrat heuer dafür abgestimmt. Ein eigenes Schulfach wie in Italien wird es hierzulande für den Klimaschutz nicht geben. Vielmehr soll er zukünftig in die Lehrpläne aller anderen Fächer mit einfließen. So wird deutlich, dass der Klimaschutz in allen Bereichen eine Rolles spielen kann.
Konzerte gegen die Einsamkeit
Das Jahr 2020 war kein gutes Jahr für die Kulturszene. Trotzdem hat sie vielen Menschen in der Krise geholfen. Zahlreiche Künstler und Kulturhäuser boten während der Lockdowns virtuelle Konzerte an. Was in der Krise alles möglich ist, hat die virtuelle Reunion von Take That gezeigt – Ende Mai haben diese bei einem gemeinsamen Onlinekonzert Spenden für verschiedene Organisationen gesammelt. Bereits in den ersten 15 Stunden soll das Konzert 1,5 Millionen Mal aufgerufen worden sein. Im Opernhaus von Barcelona wurde mangels Publikum sogar vor Tausenden Topfpflanzen gespielt, für den guten Zweck natürlich.
Weil virtuelle Konzerte weder für Publikum noch für Gäste das Gleiche sind, haben sich einige Künstler besonders ins Zeug gelegt, um trotz allem live spielen zu können. Der österreichische Musiker Onk Lou ist zum Beispiel durch ganz Österreich gefahren um Privatkonzerte zu geben – meistens in Gärten, mitunter auch auf Bauernhöfen. Unser Video-Chef Robert Ziffer-Teschenbruck hat ihn begleitet und einen wunderbaren Film über die Musikszene in der Krise gedreht.
Mehr Geld für Impact-Startups
Für viele Impact-Startups war 2020 kein einfaches Jahr. Dafür floss in den Sektor aber auch mehr Risikokapital als in den Jahren davor: Laut Dealroom waren es bereits vor Jahresende weltweit rund 19 Milliarden Euro, die Venture-Capital-Fonds in Impact-Startups steckten – im Jahr davor waren es noch 17 Milliarden Euro. Am meisten Geld floss dabei in E-Mobility und erneuerbare Energie. Mit 2,5 Milliarden Dollar schloss der US-E-Truck-Hersteller Rivian die größte Runde ab. In Europa gelang dem Speicher-Spezialisten northvolt mit 600 Millionen Dollar die größte Runde. In Europa ist die Investmentsumme in absoluten Zahlen zwar etwas zurückgegangen, dafür ist der Impact-Anteil am investierten Gesamtvolumen nirgends höher: 15 Prozent der VC-Investments flossen in Europa in Impact-Startups –weltweit waren es 7 Prozent.
Hier geht es zum Impact-Report von Dealroom
Investments in GreenTech-Startups steigen stark. Aber das Niveau ist noch gering.
Die CO2-Emissionen gehen zurück
2,6 Milliarden Tonnen CO2 wurden dieses Jahr weniger ausgestoßen im Vergleich zu 2019, nach Schätzungen der internationalen Energieagentur. Ausgelöst wurde diese Verringerung allein durch den gesunkenen Energieverbrauch. Das entspricht dem Jahresenergiebedarf von Indien. Auch die täglichen CO2-Emissionen sind in den intensivsten Zeiten der Lockdowns nach Angaben des Global Carbon Projects um bis zu 17 Prozent reduziert wurden.
2,6 Milliarden Tonnen: Rekord-Einbruch bei CO2-Emissionen im Energiesektor
Dennoch wurde 2020 allerdings erneut ein Höchststand der CO2-Konzentration in der Atmosphäre gemessen. CO2 ist langlebig und bleibt über hundert Jahre in der Atmosphäre. Sinken in einem Jahr wie 2020 die CO2-Emissionen, steigt die Konzentration daher weiter an – nur eben ein wenig langsamer.
Trotz Lockdown: Die CO2-Konzentration erreicht neuen Höchstwert
Das Jahr des Rades
2020 war definitiv das Jahr des Radlns. In Österreich signalisiert es im Lockdown unmissverständlich, dass man sich nur zur “sportlichen Ertüchtigung” vor die Türe gewagt hat. Einen Abstand von zumindest einem Meter hält man am Rad gerne ein und kommt so sicher (vor einer Ansteckung) und gesund von A nach B. Zahlreiche Fahrrad-Hersteller hatten Lieferschwierigkeiten, die Nachfrage schnellte nach oben. Und ungewöhnlich schnell folgten dem Trend auch Infrastruktur-Projekte, manche davon als temporäre Maßnahme – “Pop up” ist wohl einer der Begriffe des Jahres. Auf der ganzen Welt wurden so in relativ kurzer Zeit neue Infrastruktur-Projekte ins Leben gerufen, von den Begegnungszonen in Wien, zu neuen Radwegen in London, Paris, Rom oder Calgary in Kanada, zu Vorrangstraßen für Radfahrer und Fußgänger in der Brüsseler Innenstadt. Bleibt zu hoffen, dass sich dieser Trend hält und Städte in Zukunft fahrradfreundlicher werden.
Österreich stockt Budget für Fahrrad-Infrastruktur massiv auf
Umweltschutz wieder Thema in den USA
Nach vier schwachen Jahren für den Umweltschutz in den USA, ist eine der größten Volkswirtschaften der Welt nun wieder mit an Bord. Mit der Wahl von Joe Biden als zukünftigen Präsidenten, will die USA wieder zurück in das Pariser Klimaabkommen, wieder mit zu den Vorreitern im Bereich Klimatechnologien werden und ab 2021 wird mit John Kerry als erster Sondergesandter für Klimafragen, das Thema Klimaschutz in den Nationalen Sicherheitsrat gehoben. Für 2021 hat Biden nun bereits einen globalen Klimagipfel in den USA angekündigt. Somit wird 2021 ein spannendes Jahr für Umweltthemen in den USA.
Studie: Letzte 70 Jahre für Klima ähnlich schlimm wie Meteoriteneinschlag
Wien grünste Stadt der Welt
Wien hat es geschafft – die österreichische Hauptstadt konnte sich 2020 den 1. Platz auf der “World´s Greenest Cities”-Liste sichern. Die grünste Stadt der Welt wurde aus den 50 am meisten besuchtesten Städten laut Tripadvisor gesucht. Insbesondere der hohe Anteil an Grünflächen und die vielfach genutzten Öffis verhalfen Wien dann zum Sieg. Platz zwei und drei gingen an München und Berlin. Auf Platz fünf landete als beste nicht-europäische Stadt das brasilianische Sao Paulo.
Grätzl-Solidarität
In Österreich brachte die Pandemie eine Renaissance der Nachbarschaftshilfe. Unter dem Hashtag #Nachbarschaftschallenge hallte ein Aufruf zur Solidarität durch Social Media, dem zahlreiche Menschen folgten. Es wurde für ältere Menschen und Risikopatienten eingekauft, Medikamente aus der Apotheke abgeholt und mitunter sogar gekocht und Brot gebacken.
Laptops für Schüler
In Zeiten von Homeschooling haben es insbesondere die Kinder schwer, die aufgrund der finanziellen Lage der Eltern kein Zugriff auf ein dafür geeignetes Gerät haben. Das soll sich ab dem Schuljahr 2021/2022 ändern. Nach einem aktuellen Gesetzesentwurf von Oktober 2020, sollen Kindern ab der fünften Schulklasse Laptops oder Tablets entweder stark verbilligt oder sogar gratis erhalten. So soll auch die Digitalisierung an den Schulen weiter vorangetrieben werden.
Nicht alle Dienstreisen sind wichtig
Dienstreisen gehörten in vielen Branchen zum Arbeitsalltag bisher schon seit Jahren mit dazu. Das oft zu Lasten von Umwelt und Familien. Durch die Reiseeinschränkungen 2020 war damit nun schlagartig Schluss und Videomeetings ersetzten das Jet-Set Leben und haben gezeigt, dass eine Reise oft gar nicht nötig ist. Für 2021 bleibt zu hoffen, dass sich dieser nachhaltige Trend weiterhin hält. Eine Umfrage von 800 Personalleitern in Deutschland des IWW-Instituts im August 2020 hat ergeben, dass 61 Prozent der Befragten von weniger Dienstreisen ausgehen, 64 Prozent weiterhin virtuelle Konferenzen abhalten wollen und 47 Prozent die Homeoffice-Angebote weiter hochfahren wollen.