Analyse

160 Millionen Euro und mehr: Das sind die größten Startup-Investments 2019

© Photo by Paul Gilmore on Unsplash / Logo EY / Montage Trending Topics
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Wenn man konservativ ist und nur die Investmentrunden von einer Million Euro und mehr zusammen zählt, dann kommen österreichische Startups 2019 auf Finanzierungsrunden von mindestens 155 Millionen Euro. Wir bei Trending Topics schätzen die Summe der uns bekannten Finanzierungsrunden auf 160 bis 170 Millionen Euro (nicht für jedes Investment gibt es eine genaue Zahl). Klingt jedenfalls nach ordentlich viel, oder?

Mitnichten. Bereits im Vorjahr hat Trending Topics die Rechnung gemacht und ist zum Ende 2018 ebenfalls auf eine Summe von 160 bis 170 Millionen Euro gekommen. Im Vergleich zu 2017 war das ein ordentlicher Sprung. 2019 kann man sich in Österreich aber zum jetzigen Stand leider nicht über wieder gestiegene Startup-Investments freuen. Dazu fehlen auch dieses Jahr die ganz großen Runden, die Tech-Jungfirmen in vielen anderen europäischen Ländern erhalten.

Bereits für das erste Halbjahr 2019 hat die Startup-Barometer für Europa des Unternehmensberaters EY (Trending Topics berichtete) auf diese Entwicklung aufmerksam gemacht. Wurden 2018 je nach Berechnung zwischen 160 und 238 Millionen Euro in österreichische Tech-Jungunternehmen investiert, dürften diese Werte dieses Jahr nicht überboten werden. Zwar können noch einige nicht öffentlich bekannte Finanzierungsrunden dazukommen bzw. gibt es einige, von denen die genaue Höhe nicht bekannt ist – doch insgesamt scheinen Investments in österreichische Startups zu stagnieren.

Nur wenige große Runden

Beim Startup-Barometer von EY wurde bereits beobachtet, dass Finanzierungen in Österreich kleinteiliger werden. Das Volumen pro Finanzierungsrunde sank im ersten Halbjahr 2019 im Schnitt von 3,7 im Jahr 2018 auf 2,5 Millionen Euro, das Volumen insgesamt ging von 103 auf 90 Millionen Euro zurück. Mit dem Wachstum, der in Europas Startup-Zentren wie Berlin, London, Stockholm oder Paris zu beobachten ist, kann Österreich derzeit nicht mithalten.

„Auf der einen Seite sehen wir eine steigende Anzahl an Finanzierungsrunden, immer mehr heimische Jungunternehmen erhalten frisches Kapital. Auf der anderen Seite sehen wir aber einen klaren Trend zu immer kleinteiligeren Finanzierungen. Die großen Ideen, die es in Österreich durchaus gibt, spiegeln sich immer noch nicht in der Größe der Finanzierungsrunden wider. Das führt in manchen Fällen sogar dazu, dass lokale Ideen außerhalb von Österreich finanziert werden“, so Thomas Gabriel, Partner und Leiter der Startup-Initiative bei EY Österreich.

Immer mehr Corporates und Mittelständische

Investoren, die Trending Topics für den Jahresrückblick 2019 befragt hat, nennen mehrere Gründe für diese Entwicklung:

  • Es gibt einen Überhang an Frühphasen-Kapital, aber dann wenig bis kein Geld für Folgefinanzierungen. Gleichzeitig wird es für Startups immer schwieriger, die Series A zu erreichen, wo große Beträge investiert werden. Auch deswegen gibt es in Österreich nur eine Handvoll Runden jenseits der 10 Millionen Euro
  • Das Angebot an Startups ist in Österreich nicht mehr ganz so attraktiv – weswegen sich Investoren dem Ausland zuwenden. Das Gros der österreichischen Startups soll für größere Investments noch nicht reif genug sein. So fehlen etwa erfahrene Serial Entrepreneurs, möglicherweise ist es auch eine Zeitfrage
  • Investoren berichten von schwierigen Verhandlungsprozesse mit Universitäten – das soll Investments in universitäre Spin-offs ausgebremst haben.
  • In jenen Verticals, die in den letzten Jahren einen starken Hype erfahren haben, ist ein Sättigungs-Effekt zu beobachten (z.B. Fintech, Mobility). Investoren sind bei bestimmten Themen zurückhaltender, weil sich in diesen Bereichen global agierende Scale-ups durchsetzen, die mit viel Geld ausgestattet sind und lokale Player überschatten bzw. gar nicht aufkommen lassen.

Ein stärkerer Aufschwung in der Start-up-Szene wäre auch ein wichtiger Faktor für die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Österreich, so Gabriel von EY weiter: „Startups spielen eine immer größere Rolle beim digitalen und auch ökologischen Wandel der österreichischen Wirtschaft. Mit ihren Innovationen geben sie neue Impulse und stoßen Veränderungsprozesse, auch bei etablierten Konzernen, an. Der Trend geht ganz klar dahin, dass nicht mehr nur Finanzinvestoren Startups mit frischem Kapital versorgen, sondern immer mehr Corporates und mittelständische Betriebe professionelle Venture-Capital-Setups oder Fonds aufsetzen. So kurbeln sie gezielt die eigene Innovation an.“


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Hier unsere Liste der Finanzierungsrunden für österreichische Startups von einer Million Euro oder mehr:

Themis Bioscience 40 Mio. Euro Farallon Capital, Merck Sharp & Dohme, Hadean Ventures, Adjuvant Capital, Global Health Investment Fund, aws Gründerfonds, Omnes Capital, Ventech,  Wellington Partners Life Sciences BioTech
Piano Media ca. 20 Mio. Euro Updata Partners Media Tech
Adverity 11 Mio. Euro Mangrove Capital, aws Gründerfonds, Speedinvest, Felix Capital, Sapphire Ventures, SAP.io  AdTech
USound 8,9 Mio. Euro eQventure Audio
Findologic ca. 6 Mio. Euro BE Beteiligungen Fonds eCommerce
SteadySense ca. 6 Mio. Euro eQventure HealthTech
cashpresso > 5 Mio. Euro Volkswagen Bank Fintech
kompany > 5 Mio. Euro Uniqa, RBI, ESAC RegTech
bsurance 4 Mio. Euro Uniqa Ventures, Signa Innovations Investments InsurTech
Holo-Light 4 Mio. Euro EnBW New Ventures GmbH, Bayern Kapital GmbH, Toprope Ventures GmbH, Investor innogy Innovation Hub AR
CheckYeti ca. 4 Mio. Euro Ringier Digital Ventures, btov, investiere.ch, Nest, Michael Grabner Media, SK Capital, Klaus Hofbauer, Matthias Knobloch, aws Gründerfonds Travel
Medicus AI ca. 4 Mio. Euro Audalion Ventures, Speedinvest, Atieh Capital, Vlady Varnier, DieBrückenköpfe, Atieh Capital, Biopart HealthTech
Longevity Labs 3 Mio. Euro Hannes Androsch Health
Blockpit ca. 2,5 Mio Euro ESAC, Markus Ertler, Nikolaus Futter u.a. Blockchain
StoryBlok 2,3 Mio. Euro Capital300, Firstminute Capital CMS Software
Anyline 2 Mio. Euro Senovo, Hansi Hansmann, Hermann Hauser, Bernhard Niesner, Gernot Langes Swarovski-Stiftung und Push Ventures OCR
Refurbed ca. 2 Mio. Euro Inventure Partners u.a. eCommerce
PhagoMed 1,5 Mio. Euro n.a. BioTech
smaXTec 1,4 Mio. Euro ZEN 11 Holding, CTG Graz, u.a. Sensors
waytation 1,1 Mio. Euro startup300, Hansi Hansmann, Hannes Siller Event Data
hokify > 1 Mio. Euro karriere.at HR
andmetics > 1 Mio. Euro Raiffeisen KMU Beteiligungs AG Cosmetics
Secureo > 1 Mio. Euro ZMH GmbH, VPS GmbH Security
Leftshift One > 1 Mio. Euro eQventure, Hermann Hauser AI
contextflow > 1 Mio. Euro Apex Ventures, Crista Galli Ventures, Nina Capital AI
Instahelp > 1 Mio. Euro 8eyes, Up ToEleven Health
journi > 1 Mio. Euro Mairdumont Ventures Photo
Platomics > 1 Mio. Euro Lansdowne Investment, Tansanit Stiftung, NOTAMM BioTech
Bim Spot > 1 Mio. Euro i5invest, Schweighofer Gruppe, BitStone Capital, ZMH GmbH PropTech
Txture > 1 Mio. Euro red-stars data Cloud
Riskine > 1 Mio. Euro aws Gründerfonds u.a. InsurTech
WeAreDevelopers > 1 Mio. Euro heise, Fedor Holz, Thomas Bachem, Udo Schloemer Events, HR
has.to.be > 1 Mio. Euro Volkswagen Group Charging E-Mobility
Roomle > 1 Mio. Euro JGS Privatstiftung, Strasser Stone Holding AR, E-Commerce
Savity > 1 Mio. Euro BAWAG P.S.K. Fintech
Morpher 1 Mio. Euro Draper Associates Blockchain
MoonVision 1 Mio. Euro Arax Capital Partners AI
Blue Planet Ecosystems 1 Mio. Euro BioXclan, SOSV BioTech
7Lytix ca. 1 Mio. Euro Raiffeisen Innovation Invest Retail
Newsadoo ca. 1 Mio. Euro Raiffeisen Innovation Invest Media
Carbomed ca. 1,6 Mio. Euro Haselsteiner, Rohla, Hillinger, u.a. MedTech

Bei der Zusammenstellung der Liste waren wir streng. In anderen Rankings finden sich Tech-Firmen, die Österreich-Bezug haben, nicht in eine engere Definition von Startup fallen, kein klassisches Investment gemacht haben, schon viele Jahre auf dem Markt sind oder bereits einen Börsengang absolviert haben. Das sind unter anderem:

  • Hookipa: Im Februar diesen Jahres hat das BioTech-Unternehmen ein Investment von 33 Mio. Euro erhalten. Die 2011 gegründete Firma ist mittlerweile an der New Yorker Börse notiert (Trending Topics berichtete)
  • klarx: Das in München ansässige Startup, das Baumaschinen an Unternehmen vermietet, hat dieses Jahr 12,5 Millionen Euro erhalten, u.a. von der B&C Innovation Investments GmbH. Gegründet wurde klarx von den beiden Tiroler Brüdern Matthias und Florian Handschuh (Trending Topics berichtete)
  • Agilox: Kolportierte 30 Millionen Euro hat das oberösterreichische Unternehmen Agilox, das Industrie-Roboter baut, dieses Jahr von der OÖ Beteiligungsgesellschaft erhalten – offiziell bestätigt wurde diese Investmentsumme nicht. Gegründet wurde das Unternehmen vor etwa zehn Jahren und ist den Scale-Ups zuzurechnen (Trending Topics berichtete)
  • Bitpanda: Satte 44 Millionen Euro hat sich die Wiener Krypto-Firma Bitpanda im Rahmen ihres “Initial Exchange Offerings” über den Verkauf von BEST-Token (quasi Gutscheine für die Plattform) an Nutzer verdient. Das große Investment, das soll noch kommen, rumort es in der Branche (Trending Topics berichtete)
  • Bluecode: Mit einer neuerlichen Investmentrunde von 12 Millionen Euro hat die stark in Österreich verwurzelte Firma Bluecode wieder eine satte Finanzierungsrunde geschafft. Der Hauptsitz des Unternehmens ist aber in der Schweiz (Trending Topics berichtete)

Anmerkung: Sollten wir Finanzierungsrunden in der Liste vergessen haben, bitte Hinweise an feedback@trendingtopics.at. Danke!

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