1KOMMA5°: 200 Millionen Euro für das Hamburger Solar-Startup
Der Name sagt alles: 1KOMMA5° ist das Hamburger Startup, das es Menschen ermöglichen will CO2-neutral zu leben und damit das 1,5-Grad-Ziel der Vereinten Nationen zu erreichen. Der Hebel dazu sind PV-Anlagen, Wärmepumpen, Ladeinfrastruktur und Stromspeicher für zu Hause, die das Unternehmen von Gründer Philipp Schröder in möglichst vielen Haushalten verbauen will. Dazu braucht es aber erstmal viel Geld.
Und deswegen hat 1KOMMA5° nun frische 200 Millionen Euro aufgenommen. Das Geld kommt von Porsche Ventures, Btov Ventures, Blue Elephant Ventures, eCapital aus Münster sowie vom französischen Beteiligungsfonds Eurazeo. Auch Family Offices sind dabei – unter anderem die Industriellenfamilie Haniel, die Schürfeld-Gruppe und Jan Klatten. Letzterer ist der Ex von BMW-Großaktionärin Susanne Klatten. Die Bewertung von einer Milliarde Euro hat 1KOMMA5° noch nicht erreicht.
Ex-Tesla-Deutschland-Chef am Steuer
Rund um 1KOMMA5° ist ein wahrer Hype ausgebrochen. Erst vor einem Jahr gegründet, wurden mittlerweile 300 Millionen Euro investiert. Dass Philipp Schröder früher Tesla-Deutschland-Chef war, hilft dem Ruf des Jungunternehmens. Wichtiger aber ist, dass die Investor:innen die Energiewende als große Chance auf gutes Geschäft sehen. Auch die Ukraine-Krise hat die Nachfrage nach Solaranlagen und Wärmepumpen im deutschsprachigen Raum noch einmal beschleunigt.
Und 1KOMMA5° braucht ordentlich viel Geld. Denn das Geschäftsmodell ist kostenintensiv und setzt an einem Knackpunkt der Energiewende an: den oft fehlenden Fachkräften, die PV-Anlagen, Energiespeicher und Co. zu Hause auch installieren können. Das Hamburger Startup kauft sie sich quasi ein: So wurden bereits acht größere Handwerksbetriebe in dem Bereich zugekauft, zehn weitere sollen noch 2022 dazu kommen. Bis 2030, so der Geschäftsplan, will man 80 Handwerksbetriebe unter dem eigenen Dach haben.
Mit IoT-Modul zum grünen Stromanbieter
„Wir werden die Mittel für weitere Zukäufe, Investitionen in die Digitalisierung und die Entwicklung unserer Energie-IOT-Plattform nutzen“, kündigt Schröder im Zuge der neuen Finanzierungsrunde an. Ihm geht es aber auch um Tech: Am 28. April soll in Berlin ein hauseigenes IoT-Modul vorgestellt werden. Dieses soll dazu dienen, die Energieströme im Haus zu steuern und zu messen. Schließlich will 1KOMMA5° auch zum grünen Stromanbieter werden, und smart vernetzte Haushalte ermöglichen dann, überschüssigen Strom von A nach B zu verkaufen.
Das Geschäft dürfte für die Hamburger sehr gut laufen. So wurde das Umsatzziel für 2022 von 150 auf 200 Millionen Euro angehoben. Bisher wurden bereits 35.000 Energiesysteme verkauft – bis 2030 sollen es 1,5 Millionen in ganz Europa sein. Den Markt bearbeitet Schröder nicht alleine. Auch die deutschen Startups Zolar und Enpal bearbeiten den Markt der Solaranlagen für Privathaushalte. Erschwert werden könnte das Business durch steigende Rohstoffpreise und stockende Lieferketten.