1Komma5°: Finanzierung von 150 Mio. Euro vor dem IPO
Das deutsche Energie-Unicorn 1Komma5° strebt einen Börsengang an. „2026 wäre eine Möglichkeit, die wir prüfen“, zitiert das Handelsblatt Firmenchef Philipp Schröder. Um bis dahin weiter in Zukäufe und den Ausbau des Softwaregeschäfts investieren zu können, sammelte die Hamburger Firma nun 150 Millionen Euro bei Investoren ein. Es soll die letzte Finanzierungsrunde vor dem Börsengang sein.
Enpal zieht weitere 1,4 Milliarden Euro an Finanzierung an Land
Bewertung von 1Komma5° leicht erhöht
Ursprünglich wollte 1Komma5° schon im kommenden Jahr an die Börse gehen. Doch aufgrund der schwierigen Marktlage und Zurückhaltung der Investoren verschiebt sich das IPO nun. Im laufenden Jahr hat sich kein einziges deutsches Unicorn auf das Börsenparkett getraut. Auch für 2025 gibt es bisher keinen Anwärter, der seine Ambitionen öffentlich gemacht hat.
„Wir haben jetzt mit Calstrs eine der größten US-Pensionskassen an Bord“, sagte Schröder über den neuen Investor aus Kalifornien, der über ein verwaltetes Vermögen von insgesamt rund 300 Milliarden Dollar verfügt. Das sei ein großartiges Signal. „Sie alle glauben daran, dass wir einen Börsengang schaffen“, ergänzte der ehemalige Tesla-Deutschlandchef Schröder.
Im Rahmen der Finanzierungsrunde hat sich die Firmenbewertung von 1Komma5° leicht erhöht. „Das war uns wichtig“, betonte Schröder, der allerdings keine Angaben zur genauen Bewertung machen wollte. 1Komma5° hat im Jahr 2023 den Unicorn-Status erreicht. Neben Calstrs beteiligten sich auch G2 Venture Partners sowie 2150, Norrsken, Hamilton Lane, b2venture, Eurazeo und Ecapital an der Runde.
Heartbeat AI: 1Komma5° gründet eigene Software-Firma, will 100 Mio. Euro investieren
Unicorn will Softwareangebot Heartbeat AI ausbauen
Schröder gründete 1Komma5° vor rund drei Jahren. Das Energy-Jungunternehmen bietet von den Produkten über die Installation bis zum grünen Stromvertrag alles an, was für eine nachhaltige Energieversorgung nötig ist. Dazu gehören Photovoltaikanlagen, Stromspeicher, Ladeinfrastruktur für Elektroautos, Wärmepumpen und in Australien auch Klimaanlagen. Die smarte Vernetzung und Steuerung der einzelnen Anlagen können als Dienstleistung dazugekauft werden.
Genau dieses Softwareangebot namens Heartbeat AI will die Jungfirma nun mithilfe der Geldspritze ausbauen. „Das ist unser Kernprojekt für die nächsten Jahre, mit dem wir die Stromversorgung für Privathaushalte durch ein virtuelles Kraftwerk optimieren“, betonte Schröder.
Heartbeat AI soll auch wichtig dafür sein, die Auswirkungen der Krise der Solarindustrie zu verringern. Zu dem harten Preiswettkampf kam in den vergangenen Monaten mit steigenden Zinsen, Inflation und angespannter Wirtschaftslage ein deutlicher Rückgang der Nachfrage. Ende September gab der Online-Anbieter Zolar bekannt, mehr als die Hälfte seiner Beschäftigten zu entlassen. Diesen Schritt machte auch Otovo aus Norwegen.
1Komma5°: Umsatzziele um rund 200 Mio. Euro verpasst und trotzdem profitabel
Umsatz bleibt hinter Enpal zurück
Schröder zieht als Fazit: „Die Energiekrise hat im Solarsegment Geschäftsmodelle hervorgebracht, die keine Daseinsberechtigung haben, die nicht wettbewerbsfähig sind.“ Aber auch bei 1Komma5° spürt man die Auswirkungen der Krise. Ursprünglich wollte die Firma auch über Zukäufe deutlich wachsen, fand das letztlich aufgrund der Krise aber nicht mehr so erträglich. „Wir haben uns 2024 mehr als 1000 Unternehmen angesehen, und 95 Prozent davon werden dieses Jahr kein Geld verdienen“, sagte Schröder.
Vorläufigen Berechnungen zufolge wird der Umsatz von 1Komma5° in diesem Jahr auf 540 bis 550 Millionen Euro steigen, was deutlich unter den ursprünglichen Plänen von mehr als 700 Millionen Euro liegt. Es entspricht aber immer noch einem Plus von fast 50 Prozent ohne Zukäufe. Damit bleibt 1Komma5 Grad hinter den Umsatzzahlen des Berliner Konkurrenten Enpal zurück, der im vergangenen Jahr 905 Millionen Euro erlöste.