2-Grad-Ziel kann erreicht werden – wenn alle einhalten, was versprochen wurde
Mit Versprechungen ist es natürlich immer so eine Sache – die Ankündigung fällt oft leichter, als die schlussendliche Umsetzung. Das zeigt sich auch immer wieder in der internationalen Klimapolitik. Eine internationale Forschungsgruppe rund um Malte Meinshausen von der australischen University of Melbourne hat aber nun aktuell in einer Studie alle bisher zugesagten Einsparungen von Treibhausgasemissionen untersucht und kam zum Schluss, sollten diese sowohl im Umfang, als auch in der zeitlichen Planung eingehalten werden, kann die Erderwärmung auf knapp unter zwei Grad begrenzt werden. Erschienen ist die Studie aktuell im im Fachblatt „Nature“.
Unsicherheiten bei Berechnung
In ihrer Analyse bezogen sich die Forschenden auf die aktuellen Zielzusagen von Staaten und Regierungen, inklusive derer, welche im Rahmen der Weltklimakonferenz in Glasgow im November 2021 getätigt wurden. So berechneten sie, welche Auswirkungen die angekündigten Reduktionen der Treibhausgase auf die weltweite Durchschnittstemperatur haben würden. Mit dem Ergebnis: Auf 1,9 bis 2 Grad könnte die Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts mit den bisherigen Zielsetzungen bestenfalls begrenzt werden.
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Diese Ankündigung klingt viel versprechend, ist aber mit Vorsicht zu genießen. Denn die Forschenden geben nur eine Wahrscheinlichkeit von etwa 50 Prozent an, dass die vorliegenden Reduzierungszusagen ausreichen werden, um eine Erwärmung von mehr als zwei Grad zu vermeiden. Die Gründe für diese Spanne bei der Prozentangabe sind auf die Zusagen der Staaten selbst zurückzuführen. So sind diese teils recht wage, beinhalten nur einen Wertebereich statt einer Zahl, die Datenlage zu den einzelnen Wirtschaftssektoren ist nicht sehr robust oder Landnutzung und deren Änderung, beispielsweise die Abholzung von Regenwäldern, seien schwer zu kalkulieren so Medienagenturen mit Bezug auf die Forschenden.
We’ve just released the first peer-reviewed study in @Nature showing that governments‘ climate pledges – if they are all implemented in full and on time – could limit global warming to just below 2 °C https://t.co/3l2Ab2McxE 1/6
— Christophe McGlade (@TofMcGlade) April 13, 2022
So gibt auch der an der Studie beteiligte Christophe McGlade von der Internationalen Energieagentur auf Twitter an, dass derzeit große Lücke zwischen der Rhetorik zur Bekämpfung des Klimawandels und der Realität vor Ort läge und die langfristige Zusagen durch starke und glaubwürdige kurzfristige Maßnahmen unterstützt werden müssen.
Mehr politische Maßnahmen gefordert
Dass die Erderwärmung unter zwei Grad begrenzt werden kann, erfordert das Erfüllen von allen Zusagen der Staaten, sowohl den unbedingten, als auch von denen, an welche noch Bedingungen geknüpft sind, so die Forschenden. Zudem ist das mit dem 2015 verabschiedeten Klimaabkommen von Paris gesteckte Ziel ja eigentlich, die globale Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter „deutlich unter“ zwei Grad Celsius zu halten. 1,5 Grad wurde als Zielmarke genannt. Die aktuellen Analysen zeigen allerdings, dass selbst mit denen im letzten Jahr aktualisierten Klimazielen der Staaten, die Chance auf 1,5 Grad sehr gering ist.
Damit die Erwärmung auf „‚deutlich unter‘ 2 Grad Celsius oder 1,5 Grad Celsius begrenzt wird, erfordert es dringend politische Maßnahmen und Aktionen, die in diesem Jahrzehnt zu einer drastischen Verringerung der Emissionen führen und auf eine globale Netto-CO2-Null-Emission zur Mitte des Jahrhunderts ausgerichtet sind“ führen die Forschenden in ihrer Analyse aus.
Welt erreichte 2021 einen Meilenstein bei Wind- und Sonnenenergie
Eigentliche Arbeit beginnt jetzt
Trotzdem ist die Analyse in den Augen der Forschenden grundsätzlich auch eine positive Nachricht. So sehe man erste Hinweise, dass es eine reale Chance darauf gibt, dass die Welt unter dem „historischem Meilenstein“ einer Erwärmung knapp unter zwei Grad bleiben könnte, so Meinshausen in einem Pressegespräch. Auch McGlade stimmt in dieser Aussage zu. Aber die eigentliche Arbeit müsse jetzt beginnen. Zudem geht es jetzt darum, auf die globale Energiekrise zu reagieren, ohne unsere langfristigen Klimaziele zu gefährden.