Global 2000 und WWF

20 Maßnahmen: So kann der Ausstieg aus Öl und Gas gelingen

Bei Photovoltaik und Windenergie hat Österreich noch viel Potential. © pixabay.com
Bei Photovoltaik und Windenergie hat Österreich noch viel Potential. © pixabay.com
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Die hohen Energiepreise und der Krieg in der Ukraine zeigen Österreichs gefährliche Abhängigkeit von russischen Öl- und Gaslieferungen. Zugleich beschleunigt sich die Klima- und Naturkrise, wie der jüngste Weltklimabericht belegt (wir berichteten). Der Umweltdachverband und der WWF präsentierten bereits am 24. März 2022 ihre Programme, mit denen die Energiewende in Österreich vorangetrieben werden könnte. Eine Woche später fordern nun der WWF Österreich und GLOBAL 2000 die Umsetzung von 20 Maßnahmen für den Ausstieg aus Öl und Gas.

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„Die Energieversorgung ist die Achillesferse unserer Wohlstandsgesellschaft“, ist Johannes Wahlmüller von Global 2000 überzeugt. Durch die Abhängigkeit von fossilen Energien habe sich Österreich in eine Zwickmühle gebracht, die nicht erst seit dem 24. Februar (Kriegsbeginn in der Ukraine) besteht. „Die Bundesregierung hat es in den letzten zehn Jahren versäumt, den Umstieg auf Erneuerbare Energien gesetzlich festzulegen“, meint Wahlmüller. Es gebe kein Gesetzespaket, nicht einmal das „Erneuerbaren-Wärmegesetz“ wurden auf den Weg gebracht. Bis zuletzt habe ein Großteil der Energiekonzerne in Österreich Gas als umweltfreundliche Energie beworben.

Gesetzlicher Rahmen für Energiewende gefordert

„Wir sind aber nicht hilflos – ich halte es für möglich, in den nächsten 15-20 Jahren völlig unabhängig von fossiler Energie zu werden“, ist Wahlmüller optimistisch. „Dafür wir brauchen das größte Energiesparprogramm aller Zeiten“, bringt WWF-Sprecher Karl Schellmann mit ein. Großes Ziel sei, den Energieverbrauch bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent zu senken. 20 Maßnahmen haben Global 2000 und der WWF so zusammengestellt, um bis 2040 die versprochene Klimaneutralität zu erreichen.

Ein großer Teil des Plans: gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Erneuerbaren-Wärmegesetz, Energieeffizienzgesetz und Klimaschutzgesetz gingen Hand in Hand mit der Reduktion von Treibhausemissionen. „600.000 Ölheizungen und 900.000 Gasheizungen sind bisher noch in Österreich verbaut“, weiß Wahlmüller. Für Heizkesseltausch, thermische Sanierung sowie kostenlose unabhängige Energieberatungen müsse weiterhin ordentlich Geld in die Hand genommen werden. „2021/2022 werden von der Regierung 750 Millionen Euro für thermische Sanierungen zur Verfügung gestellt, das ist gut“, sagt Wahlmüller in der Pressekonferenz, „wir brauchen das aber für die nächsten 20 Jahre.“

Energiesparmilliarde für den Ausstieg aus Öl und Gas gefordert

Schellmann geht einen Schritt weiter: „Wir brauchen eine jährliche Energiesparmilliarde, denn die effizienteste Kilowattstunde ist jene, die gar nicht erst verbraucht wird.“ Gleichzeitig sollen Anlagen von Erneuerbarer Energie massiv ausgebaut werden, wobei aber auch der Naturschutz beachtet werden muss. Für Windkraft und Photovoltaik ortet Schellmann etwa großes Potenzial. Das wichtigste dabei ist allerdings die Planungssicherheit. „Wenn solche Projekte langfristig ausgelegt und frühzeitig kommuniziert werden, ist auch der Widerstand in der Bevölkerung gering“, sagt Schellmann.

Photovoltaik im Spagat zwischen Fachkräftemangel und ausländischen Herstellern

Für den Ausbau von PV- oder Windanlagen und auch der thermischen Sanierung werden Fachkräfte benötigt, die Österreich nicht hat. „Allein im Sanierungs- und Bausektor brauchen wir doppelt so viele Fachkräfte, wie momentan am Markt sind“, so Wahlmüller. „Der Umstieg auf Erneuerbare Energien schafft Arbeitsplätze, wir fordern bereits seit Jahren eine Fachkräfteoffensive.“ Nun muss es allerdings schnell gehen: Wahlmüller könnte sich etwa spezielle Ausbildungsmodelle vorstellen, die gezielt und schnell auf die Anforderungen der Energiewende reagieren können.

Ökosysteme sollen renaturiert werden

Auch die Natur soll nicht zu kurz kommen, viele Flächen müssen laut Schellmann wieder renaturiert werden: „Die Ökosysteme in Österreich können jährlich 5 Millionen Tonnen CO2 binden, wir stoßen pro Jahr aber 80 Millionen Tonnen aus.“ Wälder, Moore, Flüsse oder Auen haben alle das Potenzial, deutlich mehr CO2 aufzunehmen, als sie es bisher tun. Ein erster Schritt wäre, den Bodenverbrauch schnell einzudämmen und bestehende Ökosysteme zu schützen. Nach und nach gilt es jedoch, CO2-Speicher, wie es Wälder und Moore sind, deutlich zu vergrößern.

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Die meisten dieser Maßnahmen brauchen jedoch Zeit, wie auch die Expert:innen von Global 2000 und WWF wissen. „Wir müssen versuchen, mittel- und langfristig von fossilen Energien wegzukommen, damit aber sofort beginnen“, ist sich Wahlmüller bewusst. Ein erster Schritt, der relativ schnell ausgeführt werden könnte, wäre der Abbau von umweltschädlichen Subventionen. „Die Maßnahmen der Regierung sind momentan völlig unzureichend, teilweise sogar kontraproduktiv“, so Wahlmüller. 2016 hatte das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO berechnet, dass in Österreich 3,8 bis 4,7 Milliarden Euro an umweltschädlichen Subventionen pro Jahr getätigt werden. Im Herbst 2019 hat das Finanzministerium auf Anfrage des WWF rund 3,25 Milliarden Euro als jährliches Volumen genannt.

Energiesparen oberstes Gebot

Ökonomin Sigrid Stagl, die das Forderungspaket wissenschaftlich begleitet, ruft ebenfalls zum Handeln auf: „Die Klimakrise ist aus wissenschaftlicher Sicht seit 50 Jahren erforscht und bekannt. Mit dem  Krieg in der Ukraine ist das Problem der Abhängigkeit fossiler Energieträger aber viel näher gekommen.“ Man hätte die Maßnahmen nur viel früher anfangen müssen, um Unternehmen und Haushalten Zeit für die Umstellung zu geben. Wichtig sei daher, dass diese Schritte jetzt auch gemeinsam angegangen werden und endlich auch mit dem Energiesparen begonnen wird. Denn nur so lassen sich auch die längerfristigen Dekarbonisierungsziele erreichen.

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