WWF Jahresbilanz

2021 Erfolgsjahr für heimische Greifvögel, aber schlecht für Haie

Laut der Internationalen Roten Liste gilt seit 2021 ein Drittel aller Hai- und Rochenarten als bedroht ©Alex Rose/Unsplash
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In diesem Jahr konnten gleich zwei selten gewordene Tierarten wieder in Österreich willkommen geheißen werden. Im Januar 2021 konnte der bereits in Westeuropa ausgestorben geglaubte Eurasische Luchs das erste Mal wieder gesichtet werden. Und auch in den Lüften kreist jetzt wieder ein verloren geglaubter Räuber: die Seeadler Population hat sich laut der Umweltorganisation WWF wieder stabilisiert. Noch im Jahr 2000 galten Seeadler in Österreich als ausgestorben.

Doch so gute Neuigkeiten stellten im Jahr 2021 nicht den Regelfall dar. Deshalb warnt der WWF nun in einer Pressemitteilung angesichts neuer Zahlen vor einer „katastrophalen Zuspitzung des weltweiten Artensterbens“. Laut der Organisation könnten rund eine Million Arten innerhalb der nächsten Jahrzehnte aussterben. Deshalb spricht die Naturschutzorganisation vom „größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurierzeit“.

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Mehr als 40.000 Tier- und Pflanzenarten bedroht

Die Rote Listen gefährdeter Arten werden seit 1966 von der International Union for the Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN), einer weltweit tätigen Naturschutzorganisation mit Sitz in Gland (Schweiz) zu den weltweit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten veröffentlicht und sind seit einigen Jahren auch jährlich aktualisiert im Internet einsehbar.

Laut WWF gelten von den mehr als 142.500 in der Internationalen Roten Liste erfassten gefährdeten Tier- und Pflanzenarten über 40.000 als vom Aussterben bedroht. Damit werden auf der Liste mehr Arten als jemals zuvor als „vom Aussterben bedroht“ geführt.

Zu den seit 2021 gefährdeten Arten gehörten beispielsweise Afrikanische Waldelefanten, Eisbären, Laubfrösche und Kraniche sowie Fischarten wie Hai, Stör und Dorsch. Ihnen allen gehe es laut WWF immer schlechter.

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Klimakrise einer der Hauptgründe

Die Gründe für die Bedrohung der Arten sind vielfältig. Die Klimakrise beispielsweise macht vor allem den Eisbären zu schaffen. Laut dem WFF brachten die Sommer der vergangenen Jahre über den arktischen Landmassen Rekordtemperaturen. Dadurch könnte der arktische Ozean 2035 erstmalig im Sommer komplett eisfrei sein. Nachfolgend könnten bis 2100 die meisten Eisbärpopulationen zusammenbrechen, so der WFF.

Obwohl Überfischung der Hauptgrund für den Rückgang der Hai und Rochen Bestände ist, sind aber auch dort die Klimakrise und der Lebensraumverlust für deren prekäre Situation mitverantwortlich. Laut der Internationalen Roten Liste gilt seit 2021 ein Drittel aller Hai- und Rochenarten als bedroht. 

Diese Tiere sind bei uns nicht heimisch und deshalb scheint das Problem sehr weit weg von heimischen Lebensrealitäten. Doch auch in unseren Breitengraden, wirkt sich das veränderte Klima massiv auf unsere Fauna aus: Ursprünglich war der Graue Kranich über weite Teile Europas verbreitet. Durch die Klimakrise fallen in Deutschland jedoch nun vermehrt seine Nistplätze trocken und das Insektensterben wiederum führt zu Nahrungsengpässen für die Küken. Deshalb wuchsen, laut der Organisation, auch 2021 in den meisten Brutgebieten Deutschlands zu wenige Jungvögel auf, um die Population langfristig zu sichern. Der Graue Kranich galt in Deutschland schon einmal als fast ausgestorben.

Der größte heimische Vogel Deutschlands ist nicht die einzige bedrohte Art in diesem Land. Laut der Roten Liste Deutschland 2021 ist jede zweite der heimischen Amphibienarten in ihrem Bestand gefährdet. Neben den bereits genannten Gründen, schlagen vor allem der Ausbau und die Begradigung von Flüssen, der Verlust von Lebensräumen und Wilderei ins Gewicht.

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Lichtblicke der Jahresbilanz

Doch auch 2021 gibt es Lichtblicke, wie die Jahresbilanz des WWF zeigt. Nämlich dort, wo Menschen intensiv am Natur- und Artenschutz arbeiten. Der in Österreich heimische Seeadler ist ein Paradebeispiel dafür. Besser geht es auch einer der seltensten Katzen der Welt, dem Iberischen Luchs, und den nepalesischen Panzernashörnern. Eine echte Überraschung stellte, laut dem WWF, der Fund von Jungtieren des Siam-Krokodils in Kambodscha dar. In einem Schutzgebiet wurden das erste Mal seit über zehn Jahren lebende Jungtiere der extrem seltenen Süßwasserkrokodile gesichtet.

Für die Alpenregion besonders erfreulich: 2021 war für die Bartgeier ein absolutes Erfolgsjahr. Im gesamten Alpenraum gab es einen Zuwachs von 50 Junggeiern – darunter sechs Jungvögel, die ausgewildert wurden. In den Alpen fliegen damit wieder über 300 Bartgeier. Das zeigt, dass das internationale Wiederansiedlungsprogramm, das vor über dreißig Jahren startete, auf gutem Weg ist.

„Die tierischen Gewinner geben Hoffnung. Sie zeigen, was in Zeiten von Artensterben, Klimakrise und Pandemien möglich ist“, sagt Georg Scattolin, Programmleiter International des WWF Österreich. 

Jedoch: „Beim Artenschutz geht es längst nicht mehr nur um die Beseitigung eines Umweltproblems, sondern um die Frage, ob die Menschheit nicht irgendwann auf der Roten Liste in einer Gefährdungskategorie landet und zum Verlierer ihrer eigenen Lebensweise wird“, warnt Eberhard Brandes, Geschäftsführender Vorstand beim WWF Deutschland. „Ist die Erde krank, werden es auch die Menschen. Denn wir sind für unser eigenes sicheres und gesundes Leben auf vitale Ökosysteme und Artenvielfalt angewiesen – etwa beim Kampf gegen die Klimakrise.”

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WWF fordert nationalen und globalen Naturschutzpakt

Der Verlust an Artenvielfalt und die Erderhitzung seien die immer stärkeren Folgen der Ausbeutung unseres Planeten. Für das kommende Jahr fordert die Umweltschutzorganisation daher einen nationalen Aktionsplan und internationalen Naturschutzpakt. „Die neue Biodiversitätsstrategie in Österreich und ein global verbindliches Artenschutzabkommen müssen ambitioniert und verbindlich werden, um unsere Lebensgrundlagen zu sichern“, nennt Georg Scattolin zwei konkrete Beispiele.

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