2024 als Wendepunkt: Kann die 1,5°C Grenze noch eingehalten werden?
![Die Klimakrise ist keine plötzliche Krise - sie kommt schleichend über Jahre. © Pexels](https://www.trendingtopics.eu/wp-content/uploads/2022/04/klimakrise-780x585.jpg)
Zum ersten Mal seit Beginn der Wetteraufzeichnungen lag die globale Durchschnittstemperatur 12 Monate in Folge um mindestens 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau. Doch bedeutet das automatisch, dass die Erde die im Pariser Klimaabkommen festgelegte Grenze bereits überschritten hat? Eine aktuelle Studie im Fachjournal Nature Climate Change zeigt: Ein einzelnes Jahr oberhalb dieses Werts ist nicht gleichbedeutend mit einer dauerhaften Erwärmung, aber es signalisiert mit hoher Wahrscheinlichkeit den Beginn einer 20-jährigen Phase, in der diese Temperaturgrenze im Mittel erreicht wird.
Laut dem österreichisch-deutschen Forschungsteam müssen die Treibhausgasemissionen schnell und stark gesenkt werden, um die Klimaziele von Paris noch erreichen zu können.
2024: Ein Rekordjahr mit Signalwirkung
Das Team bestehend aus Emanuele Bevacqua, Carl-Friedrich Schleussner und Jakob Zscheischler ließ mithilfe von Computermodellen berechnen, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Jahr mit einer Erwärmung von 1,5 °C eine 20-jährige Periode mit einem vergleichbaren Temperaturanstieg einleitet, basierend auf verschiedenen Emissionsszenarien.
Bereits 2023 wurde eine globale Durchschnittstemperatur von 1,43 °C über dem vorindustriellen Niveau verzeichnet. Neben dem menschlichen Einfluss trugen natürliche Schwankungen wie das El-Niño-Phänomen zu dieser Erwärmung bei. 2024 wurde dann offiziell als erstes Jahr registriert, in dem die Temperatur die 1,5-°C-Marke überschritt. Diese Entwicklung folgt einem klaren Muster: In der Vergangenheit lagen einzelne Jahre, die erstmals eine neue Temperaturschwelle erreichten (z. B. 0,6 °C oder 1,0 °C), stets innerhalb der ersten 20-jährigen Periode, die diesen Wert als Durchschnittstemperatur erreichte.
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Was bedeutet das für die Klimaziele?
Das Pariser Abkommen definiert die 1,5-°C-Grenze als 20-jährigen Durchschnitt, nicht als einzelne Jahreswerte. Dennoch legen Klimamodelle nahe, dass ein einzelnes Jahr oberhalb dieser Marke fast immer innerhalb der Phase liegt, in der dieser Schwellenwert langfristig erreicht wird. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt je nach Emissionsszenario zwischen 66 % und 99 %. Sollte der aktuelle Erwärmungstrend von 0,026 °C pro Jahr anhalten, ist es nahezu sicher, dass die Erde sich bereits in der 1,5-°C-Periode befindet.
Grenze: Dringender Handlungsbedarf
Diese Erkenntnisse haben gravierende Folgen für Klimaschutz und Anpassungsstrategien. Die Risiken, die mit einer Erwärmung von 1,5 °C einhergehen – häufigere Extremwetterereignisse, steigende Meeresspiegel, Gefahren für Ökosysteme – dürften sich nun zunehmend manifestieren. Doch durch drastische Emissionssenkungen könnte der Temperaturanstieg verlangsamt und ein Überschreiten der 1,5-°C-Grenze auf lange Sicht verhindert werden.
Weitere Studien, die aktuelle Daten und Klimamodelle kombinieren, sind notwendig, um genau zu bestimmen, ob und wann das Pariser Klimaziel endgültig verfehlt wurde.
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