34 Mrd. Dollar: Warum IBM mit Red Hat die größte Software-Übernahme der Geschichte macht
Software is eating the world, hat der Risikokapitalgeber Mard Andreessen einmal in einem Essay geschrieben. Jetzt schluckt IBM das auf Linux, Unternehmens-Software und Cloud-Lösungen spezialisierte Unternehmen Red Hat um satte 34 Milliarden Dollar. 190 Dollar pro Share bezahlt „Big Blue“ in der größten Software-Übernahme der Geschichte.
„Die Übernahme von Red Hat ist ein Wendepunkt. Das ändert alles im Cloud-Markt „, sagt Ginni Rometty, CEO von IBM, in einem ersten Statement. „IBM wird der weltweit führende Anbieter von Hybrid-Clouds sein und Unternehmen die einzige Open-Cloud-Lösung bieten, die den vollen Wert der Cloud für ihre Unternehmen erschließen kann.“ Red Hat wird unter der bestehenden Marke als Teil von IBMs Hybrid-Cloud-Sparte weiter eigenständig operieren.
Käufer | Übernahmeziel | Jahr | Kaufpreis |
IBM | Red Hat | 2018 | 34 Mrd. Dollar |
Microsoft | 2016 | 26 Mrd. Dollar | |
2014 | 22 Mrd. Dollar | ||
Symantec | Veritas | 2004 | 18 Mrd. Dollar |
Oracle | PeopleSoft | 2004 | 14,7 Mrd. Dollar |
Die Cloud als Billionen-Markt
Ob auf den Servern von IBM oder auf den Servern des eigenen Unternehmens: Nach der Übernahme will IBM seinen Kunden mit Hilfe von Red Hat das volle Paket in Sachen Cloud anbieten können und gleichzeitig auch seine Partnerschaften zu Google, Amazon, Alibaba oder Microsoft ausbauen.
Bis dato liegt IBM am Cloud-Markt hinter Amazon (AWS) und Microsoft (Azure) zurück und hat weltweit einen Marktanteil von rund 8 Prozent (AWS 33 Prozent, Azure 13 Prozent, Google 6 Prozent, Zahlen aus Q1 2018). Dabei soll es aber nicht bleiben. „Die meisten Unternehmen sind heute nur zu 20 Prozent in der Cloud und mieten Rechenleistung, um Kosten zu sparen“, sagt Rometty. „Bei den nächsten 80 Prozent geht es darum, echten Geschäftswert zu erschließen und Wachstum zu fördern. Dies ist das nächste Kapitel der Cloud.“
Spannend ist dabei das Geschäftsmodell von Red Hat. Denn als selbsternannter Marktführer bei Open Source bietet das Unternehmen seine Software prinzipiell kostenlos an. Geld macht man mit zusätzlichen Services in den Bereichen Cloud Computing, Storage, Virtualisierung oder Mobile.
Rückschlag für das Geschäft mit AI
Bei dem jetzt sehr starken Fokus auf das Cloud-Geschäft von IBM rücken andere Geschäftsfelder in den Hintergrund. Etwa die Künstliche Intelligenz Watson. Diese galt seit mehreren Jahren als Zukunftshoffnung für den IT-Riesen, sollte Watson doch etwa im Medizin- und Pharmabereich als eine Art Roboter-Arzt bei der Forschung und Diagnose mithelfen.
Doch da gab es einige Rückschläge. So hat etwa MD Anderson, das Krebszentrum der Universität Texas, seinen Vertrag mit IBM aufgelöst, bei der der Supercomputer Watson eine zentrale Rolle in der Krebsforschung spielen sollte. Auch aus einem Projekt mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) wurde nichts. Die häufige Fehlanalyse von Patientendaten führten beim DKFZ dazu, sich gegen eine weitere Zusammenarbeit mit IBM zu entscheiden.