4-Tage-Woche bekommt durch COVID-19-Krise frischen Zuspruch
Viel größere Bedeutung von Home Office, viel mehr Zuspruch für das Bedingungslose Grundeinkommen – und frischer Rückenwind für die 4-Tage-Woche: Die Coronakrise hat drastische Auswirkungen auf die Arbeitswelt und sorgt aktuell dafür, dass bei vielen Arbeitnehmern und Arbeitgebern ein Umdenken für die Strukturierung der Arbeit sorgt. So bekommt eine Idee, die auch bei einigen österreichischen Startups und Digitalfirmen ihren Niederschlag gefunden hat, viele neue Unterstützer: die 4-Tage-Woche.
Derzeit prominenteste Befürworterin ist die neuseeländische Regierungschefin Jacinda Ardern. Sie ermuntert Unternehmen in ihrem Land derzeit dazu, über die Einführung einer 4-Tage-Woche nachzudenken. Die Grundüberlegung dabei: Die Menschen im Land sollen mehr freie Tage in Folge zur Verfügung haben, damit sie mehr Möglichkeit haben, im eigenen Land reisen. Der Tourismus ist für Neuseeland ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, die weltweiten Lockdowns dementsprechend verursachen derzeit viel Schaden für die neuseeländische Wirtschaft.
Einen Befürworter hat Ardern bereits gefunden. Denn die Rechtsberatungsfirma Perpetual Guardian hat für seine rund 240 Beschäftigten im November 2018 die 4-Tage-Woche eingeführt. Die Mitarbeiter bekommen für eine 30-Stunden-Woche ein volles Gehalt bezahlt – und das soll sich für Perpetual Guardian ausgezahlt haben. Die University of Auckland und die Auckland University of Technology haben in einer Studie erhoben, dass die Mitarbeiter im Unternehmen um etwa 20 Prozent produktiver sind, der Gewinn gesteigert werden konnte und der Stress-Level der Angestellten gesunken ist.
Startups und Agenturen mit Erfahrung
Auch in Österreich gibt es einige Firmen, die mit neuen, flexibleren Arbeitsmodellen bereits Erfahrung gesammelt haben. Wie berichtet hat die Wiener Social-Media-Agentur von Thomas Meyer die 32-Stunden-Woche eingeführt, die etwa auch in Finnland bereits intensiv diskutiert wird und dort von Premierministerin Sanna Marin befürwortet wird. Meyer berichtete von weniger Krankenständen und einer „extrem positiven Stimmung und Commitment der Firma gegenüber“ (mehr dazu hier).
Während in Meyers Agentur die 32 Stunden bei vollem Gehalt auf vier oder fünf Tage aufgeteilt werden, hat das Wiener Startup HektarNektar die 4-Tage-Woche eingeführt. Die Mitarbeiter sind die 32 Stunden verteilt auf vier Tage im Büro. „Eine 4-Tage-Woche bei vollem Gehalt ist auf alle Fälle ein sehr attraktives Benefit für die Mitarbeitergewinnung“, sagte HektarNektar-Mitgründer Martin Poreda zu Trending Topics. Auch sei die Zufriedenheit mit dem Unternehmen größer (mehr dazu hier).
In Österreich spricht prinzipiell nichts dagegen, eine 4-Tage-Woche im Unternehmen einzuführen. Das funktioniert auch mit der 40-Stunden-Woche. „Im Rahmen einer 4-Tage-Woche kann die tägliche Normalarbeitszeit auf bis zu 10 Stunden ausgedehnt werden, ohne dass Überstunden anfallen“, heißt es seitens Wirtschaftskammer. Befürworter der 4-Tage-Woche in der aktuellen Situation befürworten das Modell auch deswegen, weil bei weniger Arbeitsstunden pro Kopf weniger Stellen gestrichen werden müssten.