5 Gründe, warum Unternehmen jetzt auf Nachhaltigkeit setzen sollten
Gastbeitrag.
Gerade war die Welt noch normal und jetzt diese Krise, wie sie die meisten von uns noch nie gesehen haben. Eine Krise, in der Business as Usual plötzlich nicht mehr funktioniert und nach der Vieles anders sein wird. Die ökologischen und sozialen Herausforderungen, vor denen wir stehen, erfordern sofortiges Handeln.
Bis jetzt war nachhaltiges Handeln in den Köpfen Vieler als ökologisch nachhaltiges Handeln verankert, aber durch die aktuelle Krise rückt auch soziale Nachhaltigkeit- der Beitrag zur Gemeinschaft -mehr in den Vordergrund. Beispiele wie vom französischen Luxuskonzern LVMH, der jetzt in der Krise Desinfektionsmittel statt Parfum produziert und kostenlos dem französischen Gesundheitssystem zur Verfügung stellt, oder die drei deutschen Drogeriemarktketten die gemeinsam statt kompetitiv die aktuellen Herausforderungen adressieren begeistern in den Medien und hinterlassen bleibenden Eindruck in unserer Gesellschaft
Viele Führungskräfte in der Wirtschaft haben jedoch trotz der Krise immer noch Mühe, mehr zu tun, als die gesetzlichen Bestimmungen zu erfüllen. Einige wissen nicht, wo sie anfangen sollen, und sie haben immer noch Probleme mit dem „Warum“: Wie können sie ihre Nachhaltigkeits-Ideen, ihren sozialen oder ökologischen Beitrag zur Gesellschaft ihren Aktionären und Kollegen bestmöglich verkaufen?
Fünf überzeugenden Punkten die auf aktuellen Forschungsergebnissen basieren helfen, zu erkennen, warum es für Unternehmen auch ökonomisch Sinn macht auf die globalen Herausforderungen reagieren und einen Beitrag für die Gesellschaft und eine lebenswerte Zukunft zu leisten.
1. Es ist eine 12-Billionen-Dollar-Chance
Um unsere globalen Probleme zu lösen, gibt es seit 2015 einen gemeinsamen Rahmen – die United Nations Sustainable Development Goals (SDGs) oder kurz: Global Goals. Sie sind die Blaupause, um eine bessere und nachhaltigere Zukunft für alle zu gestalten. Sie befassen sich mit den globalen Herausforderungen, vor denen wir stehen: Klimawandel, Umweltzerstörung, Armut, Ungleichheit, Frieden oder Gerechtigkeit. Die 17 Ziele sind alle miteinander verbunden, und um niemanden zurückzulassen, ist es für unsere Gesellschaft wichtig, dass sie alle bis 2030 erreicht werden. Nicht nur Regierungen, Zivilgesellschaft und akademische Einrichtungen, sondern auch der Privatsektor ist aufgerufen, zur Erreichung der SDGs beizutragen.
Um Geschäftsführerinnen und Investorinnen zu helfen, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Global Goals zu verstehen, wurden die sozialen und ökologischen Kosten und Vorteile in miteinander vergleichbare Einheiten übersetzt. Die SDGs bieten eine unglaubliche Chance, die noch nicht genutzt wird – laut dem Bericht Better Business Better World der Kommission für Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung könnte die Erreichung der globalen Ziele Marktchancen in Höhe von schätzungsweise 12 Billionen Dollar in vier Wirtschaftssektoren eröffnen:
- Lebensmittel und Landwirtschaft
- Städte
- Energie und Rohstoffe
- Gesundheit und Wohlbefinden
Immer mehr Unternehmen sehen diese Chance und beginnen, sie zu ergreifen – da wollt ihr doch dabei sein, oder?
2. Die Verbraucher fordern Maßnahmen
„Bei der Nachhaltigkeit geht es um mehr als nur Konsum – es ist ein Glaubenssystem“
Will de Groot
Ist Nachhaltigkeit nur eine vorübergehende Mode, ein vorübergehender „Trend“ wie viele andere in den letzten Jahren? Erst kürzlich zeigte die deutsche Studie Nachhaltiges Leben 2020 von Polycore und Der Spiegel einen starken Bedeutungszuwachs des Themas – 82,9 % der Befragten planen, in Zukunft nachhaltiger zu leben.
Das Thema Nachhaltigkeit als einen vorübergehenden Trend zu behandeln, könnte gefährlich sein. Wo früher der Wohlstand durch die Höhe des Einkommens definiert wurde, geht es heute viel mehr darum, sich sicher und kontrolliert zu fühlen und einen ausgewogenen Lebensstil zu führen. Für eine jüngere Generation ist Nachhaltigkeit zu einer Überlebenshaltung geworden, zu einem reaktionären Bewältigungsmechanismus in einer Welt der Unsicherheit. Und die aktuelle Corona Krise führt es allen vor die Augen: Es geht nicht nur darum, die Welt zu erhalten, sondern auch darum, welchen Beitrag der Einzelne leistet.
Da eine kritische Masse von Verbrauchern ihr Konsumverhalten in Einklang mit ihrer Sorge um die Umwelt bringen will, müssen auch Unternehmen ihr Verhalten anpassen, um in Zukunft überleben zu können. Und Unternehmen, die das verstehen, können laut einer aktuellen Studie des Center for Sustainable Business der NYU Stern massiv besser abschneiden: Produkte mit einem Nachhaltigkeitsanspruch auf der Verpackung machten 2018 16,6 % des Marktes aus, gegenüber 14,3 % im Jahr 2013, und erzielten einen Umsatz von fast 114 Milliarden Dollar, was einem Anstieg von 29 % gegenüber 2013 entspricht. Interessant ist, dass als nachhaltig vermarktete Produkte 5,6 Mal schneller wuchsen als Produkte, die es nicht waren.
Versteht Ihr Unternehmen die Bedürfnisse bewusster Konsumenten, die immer stärker zum Mainstream werden, und ist es bereit, auf diese Bedürfnisse einzugehen?
3. Nachhaltigkeit hilft im Kampf um Talente
„Dies sind die frühen Tage der Purpose Economy. Erwarten Sie mehr und mehr radikale Anstrengungen von großen Technologieunternehmen, da sie miteinander um ihre wichtigste Ressource konkurrieren: motivierte, leidenschaftliche Talente.“ Iulian Circo
Wie aufgezeigt, ist ein verändertes Konsumverhalten nur ein Zeichen für die derzeitige Veränderung des allgemeinen Denksystems. Und dieser Wandel wirkt sich auch auf andere Wahlmöglichkeiten aus, vor allem auf die Wahl, wie wir unser Einkommen verdienen wollen.
Mit dem veränderten Wertesystem wünscht sich eine ganz neue Generation von Fachkräften mehr Sinn in ihrem Handeln. Es ist wichtig, dass immer mehr Menschen (nicht nur der neuen Generation) das Gefühl haben, dass sie einen positiven Nettowert für die Welt schaffen und zu Geschäftsmodellen beitragen, an die sie glauben. Die Wirtschafts-Unis geraten zunehmend unter Druck, Nachhaltigkeit, Sinn und Verantwortung in ihren Programmen in den Vordergrund zu stellen. Mitarbeiter suchen Unternehmen, die ihren Beitrag zur Welt gut argumentieren können und die besten Mitarbeiter suchen den guten Zweck dahinter.
Ein Beispiel ist die jüngste Zusage von Amazon-Gründer Jeff Bezos, 10 Milliarden Dollar für den Kampf gegen den Klimawandel bereitzustellen. Das kann man durchaus als Maßnahme von Amazon interpretieren, um die besten Köpfe dieser Fachkräfte-Generation anzulocken und zu halten.
Der gute Zweck – oder Purpose – ist auch sehr wichtig für die Produktivität der bereits vorhandenen Arbeitskräfte. Strategy & fand kürzlich heraus, dass in Unternehmen mit klar definiertem und kommuniziertem Zweck 63% der Mitarbeiter sagen, dass sie motiviert sind, gegenüber 31% in anderen Unternehmen.
Der Kampf um die besten Talente ist für viele, die derzeit Mitarbeiter suchen, eine Realität. Spürt Ihr Unternehmen den Druck schon?
4. Nachhaltigkeit ist der neue Standard für Investitionen
„Ich glaube, wir stehen an der Schwelle zu einer grundlegenden Umgestaltung der Finanzen.“ Larry Fink, BlackRock
BlackRock, der weltgrößte Vermögensverwalter, ist einer der Top-Namen, der dieses Jahr einen Nachhaltigkeits-Schub angekündigt hat. Der Konzern, der ein Vermögen von 7,4 Billionen Dollar verwaltet, hat angekündigt, dass er aus seinen aktiv verwalteten Portfolios Unternehmen, die ein Viertel oder mehr ihrer Einnahmen aus fossiler Energie erzielen, streichen. Außerdem hat BlackRoch die Anzahl der auf Nachhaltigkeit ausgerichteten börsengehandelten Fonds verdoppelt und will das nachhaltige Vermögen innerhalb eines Jahrzehnts um das Zehnfache auf 1 Billion Dollar erhöhen. Viele andere große Finanzkonzerne – von Pensionsfonds bis hin zu Hedge-Fonds und Banken – haben im vergangenen Jahr ähnliche Schritte beschlossen.
Sie machen diesen Schritt, weil sie sich immer mehr des Risikos bewusst werden, das nicht nachhaltige Anlageentscheidungen mit sich bringen. Nach dem Global Risk Report, der auf dem World Economic Forum 2020 in Davos in Zusammenarbeit mit Marsh&McLennan vorgestellt wurde, dominieren Umweltbedrohungen die fünf größten langfristigen Risiken gemessen an der Wahrscheinlichkeit und belegen drei der Top 5 gemessen an Auswirkungen. Auch die kurzfristigen Sorgen konzentrierten sich stark auf die Umweltrisiken, was die Dringlichkeit in Bezug auf den Klimawandel widerspiegelt. Da die Vernetzung dieser Risiken zunimmt, gibt es eine klare Clusterbildung um das Klima und die damit verbundenen gesellschaftlichen Auswirkungen sowie um neu aufkommende technische und gesellschaftspolitische Bedenken.
Trotz der Ergebnisse des Global Risk Report, der das Klima als größte Bedrohung für unser Wirtschaftssystem einstuft, stufen die CEOs in Österreich beispielsweise das Klima nicht als Top-5-Risiko ein, wie aus der jüngsten CEO-Umfrage von PwC hervorgeht. Laut der Studie sehen nur 24% der globalen CEOs das Klimarisiko für ihr Unternehmen – gehören Sie dazu?
5. Wir werden zur Rechenschaft gezogen
Wenn Sie die oben genannten Argumente nicht überzeugen, wie wäre es mit diesem kleinen Psychospiel? Stellen Sie sich vor, Sie sitzen eines Sonntagmorgens mit Ihren Kindern am Frühstückstisch, wenn sie alt genug sind, und sie fragen Sie nach Ihrem Job. Sie erzählen von Ihren geschäftlichen Erfolgen, und dann fragen die Kinder: „Cool – du sitzt also an einem riesigen Hebel – was war und ist dein Beitrag zu unserer Welt, neben den Geschäftsergebnissen? Was werden Sie ihnen antworten?
„Unternehmenschefs haben jetzt eine unglaubliche Chance … sie können über ihre gesetzlichen Verpflichtungen hinausgehen und ihre Pflicht gegenüber der Gesellschaft wahrnehmen.
Klaus Schwab, Weltwirtschaftsforum
Quellen und weitere Lektüre:
https://amp.ft.com/content/362fdc36-3b97-11ea-b84f-a62c46f39bc2
https://hbr.org/2019/11/why-are-we-here
https://hbr.org/2019/06/research-actually-consumers-do-buy-sustainable-products
https://www.onetoone.de/artikel/db/225059jg.html
https://medium.com/@icirco/amazons-climate-dilemma-6d4c2ffcb978
Dieser Beitrag erschien zuerst auf Englisch auf LinkedIn.