Warnung

50.000 Euro Schaden: Wiener Tech-Startup viRaTec fällt auf Betrüger rein

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Ein großer Auftrag kommt herein, man freut sich und liefert – und dann bleibt die Zahlung aus. Gerade für Startups ist das ein Horror-Szenario, vor allem dann, wenn man feststellt, dass man ein Opfer von Betrügern wurde. Leider ist genau das dem Wiener Startup viRaTec Anfang diesen Jahres passiert.

Unbekannte Cyber-Kriminelle hatten sich als die britische Warenhauskette John Lewis & Partners ausgegeben und 200 Starter-Kits „MIYO Cubes“ der auf intelligente Bewässerungssysteme und Smart Home spezialisierten Jungfirma bestellt. Der Schaden beläuft sich auf rund 50.000 Euro – eine große Summe für eine kleine Firma. Mittlerweile ermittelt die Polizei in dem Fall.

Ein Starter-Kit von viRaTec. © viRaTec
Ein Starter-Kit von viRaTec – der Verkaufspreis liegt bei rund 380 Euro. © viRaTec

Mitten in der Brexit-Hektik

Die erste Anfrage der Betrüger, die sich als Vertreter von John Lewis & Partners ausgegeben haben, erreichte viRaTec Ende Februar 2019. „Wir haben das natürlich nachträglich nochmals überprüft und die E-Mail-Adresse ist dem Original zum Verwechseln ähnlich. Auch die Signatur der Anfrage war fast zu gut gefälscht”, sagt viRaTec-CEO Roland Grösslich zu Trending Topics. Er hat die Firma 2016 gemeinsam mit Alexander Lampret in Wien gegründet.

Der Absender hätte darauf gedrängt, die Abwicklung der Lieferung noch vor dem 29. März zu erledigen, um der Brexit-Hektik zu entgehen. Außerdem hätte viRaTec die originale UID-Bestätigung und einen Firmenbuchauszug erhalten, den sich die Betrüger offenbar im Vorfeld besorgt haben. „Ich habe auch eine KSV-Anfrage gemacht, die natürlich positiv ausgefallen ist, da John Lewis & Partners geprüft wurde. Da war alles sauber”, so Grösslich.

Der Moment der Wahrheit

viRaTec lieferte also fristgerecht nach Großbritannien – und dann war Warten angesagt. Erst nachdem das vom vermeintlichen Käufer angegebene Zahlungsziel von 30 Tagen überschritten war, wurde man unruhig. Die Betrüger schrieben natürlich nicht mehr auf Mails zurück, und schließlich wendete sich Grösslich an eine Mail-Adresse von der offiziellen Webseite von John Lewis & Partners. Eine Antwort folgte prompt, mit der Aufforderung, eine Vorgangsnummer durchzuschicken. „Das war für mich der Moment der Wahrheit, da wir keine Vorgangsnummer hatten”, sagt Grösslich.

viRatec hat mittlerweile Anzeige wegen schweren Betrugs bei der Polizei gemacht. Das Landeskriminalamt wurde informiert, über das BK soll der Fall auch an englische und französische Behörden übermittelt werden. „Wir werden das natürlich nachverfolgen”, so Grösslich.

viRaTec-Gründer Roland Grösslich © viRaTec

“Massiver Verlust für ein Startup”

Für das Jungunternehmen sei der Fall äußerst „dramatisch“, weil mit dem Geld gerechnet und es auch verplant wurde, sagt der viRaTec-CEO Roland Grösslich zu Trending Topics. Der Betrug hätte die Jahresplanung auf den Kopf gestellt. “50.000 Euro ist ein massiver Verlust für ein Startup.”

Um andere Firmen vor der Falle zu warnen, geht viRaTec nun bei Trending Topics mit dem Fall an die Öffentlichkeit. “Wir wollen alle anderen Unternehmen vor diesen Trick-Betrügern warnen”, sagt Grösslich. Denn die Unbekannten, die sich als Vertreter von John Lewis & Partners ausgegeben haben, zeigten sich äußerst professionell. Die Warenlieferung etwa, die an John Lewis & Partners adressiert war, wurde per Sendeumleitung abgefangen. Daher sei sie nie am eigentlichen Ziel angekommen.

Immerhin eines konnte das Wiener Startup tun, um den Betrügern eins auszuwischen: Die betroffenen MIYO Cubes, die für den Betrieb mit dem Internet verbunden werden, wurden durch ViRaTec gesperrt. Für die mutmaßlichen Diebe bedeutet das, dass sie die Hardware-Komponenten nicht mehr der App verbinden können.

Noch viele weitere Opfer

viRatec dürfte nicht die einzige Firma in Europa sein, die auf die Betrugsmasche hereingefallen ist. „Es gibt pro Jahr gut 50 Fälle, wo Unternehmen auf Betrüger hereinfallen, die sich als Vertreter von John Lewis & Partners ausgeben“, sagt Grösslich. Und übt Kritik: „Von Seiten der Interessensvertretungen für Startups in Österreich, die angeblich auch laufend informiert werden, sind bisher keine diesbezüglichen Informationen kommuniziert worden. Das ist schon ein Versäumnis.”

Online-Shops sind generell ins Visier von Betrügern geraten – der jährliche Schaden geht im DACH-Raum in die Milliardenhöhe. Bei einer Umfrage der Auskunftei Crifbürgel unter 130 Onlinehändlern gaben 97 Prozent der befragten deutschen Unternehmen an, dass sie schon einmal Opfer eines Betrugs geworden sind (Österreich: 87 Prozent, Schweiz: 92 Prozent). Bei knapp jedem zehnten Unternehmen lag der Einzelschaden durch Betrug bei über 25.000 Euro, jeder sechste Online-Shop gab an, dass er Verluste zwischen 5.000 und 10.000 Euro hatte.

„Die Betrugsprävention in Online-Shops wird immer wichtiger. Es gibt mittlerweile kaum noch Onlinehändler, die nicht schon finanzielle Einbußen durch organisierten Betrug hinnehmen mussten. Die Methoden der Betrüger werden dabei immer professioneller und schwerer zu durchschauen“, sagt Christian Bock, Geschäftsführer von Crifbürgel.

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