5G wird in Österreich zuerst in ländlichen Regionen verfügbar sein. Aus gutem Grund.
Gleich drei Regierungsmitglieder – Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) und Digitalisierungs- und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) – sind am Dienstag Mittag ausgerückt, um den Start von Europas erstem 5G-Netz zu zelebrieren. Vor dutzenden Medienvertretern drückten sie gemeinsam mit T-Mobile-Austria-Chef Andreas Bierwirth und Srini Gopalan (Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom AG) auf den symbolischen Knopf zum Launch.
Die ersten 17 Gemeinden, die T-Mobile mit dem neuen, schnellen Mobilfunk versorgen will, sind in fünf Bundesländern (z.B. Kapfenberg, Innsbruck, Villach, Ried im Innkreis, Hohenau an der March, St. Johann im Pongau) zu finden. Den Vortritt hat Hohenau an der March im Weinviertel mit 2.750 Einwohnern bekommen, wo der erste 5G-Router in Betrieb genommen wurde. “Hoffentlich sind die Zeiten vorbei, wenn sich beim HD-Film das Ringerl gedreht hat”, sagte Hohenaus Bürgermeister.
Zuerst kommen die Router, dann die Smartphones
“Erste Kunden können ab heute über 5G-Router surfen”, so T-Mobile-Chef Bierwirth. Richtig gelesen, Router. Denn 5G ist zum Start nicht für Smartphones (entsprechende Modelle mit 5G-Empfang gibt es derzeit nur in homöopathischen Dosen am Markt) gedacht, sondern als eine Art „Glasfaser aus der Luft“, wie T-Mobile-Chef Bierwirth sagte. Die Router dafür sind richtig teuer und kosten rund 1.000 Euro. Etwa 200 Stück hat T-Mobile Austria zur Verfügung, um den ersten Rollout zu machen, bald soll es mehr Hardware geben.
Genaue Preise zu den 5G-Tarifen sind derzeit nicht zu erfahren. Jedenfalls geht es in einem ersten Schritt vor allem darum, Unternehmen in ländlichen Regionen schnelles Internet anbieten zu können, wo es keine Versorgung mit Glasfaser gibt. “Wir werden das entsprechend bepreisen, das ist kein Testbetrieb”, so Bierwirth.
Die 17 Gemeinden sind:
- Feichtendorf (Kärnten)
- Hochstrass (Niederösterreich)
- Hohenau an der March (Niederösterreich)
- Innsbruck (Tirol)
- Kaindorf an der Sulm (Steiermark)
- Kalsdorf bei Graz (Steiermark)
- Kapfenberg(Steiermark)
- Kirchbichl (Tirol)
- Loosdorf (Niederösterreich)
- Oberhofen am Irrsee (Oberösterreich)
- Pirka (Steiermark)
- Ried im Innkreis (Oberösterreich)
- Seefeld in Tirol (Tirol)
- Serfaus (Tirol)
- Villach (Kärnten)
- Wartber (Steiermark)
5G soll BIP und Beschäftigung steigern
Die Regierung freut es jedenfalls, dass so kurz nach der ersten 5G-Frequenz-Auktion bereits der erste Betrieb aufgenommen wird. Immerhin soll bis 2025 der neue Mobilfunkstandard flächendeckend in Österreich verfügbar sein. „Das ist ein wirklich guter Tag für den Wirtschaftsstandort”, meinte Bundeskanzler Kurz, man sei als Land dabei, ein „Vorreiter bei der Digitalisierung zu sein“. Laut Wirtschaftsministerin Schramböck könne 5G (direkt und indirekt über Investitionen in dem Bereich) bis 2030 für 32 Milliarden Euro mehr BIP und bis zu 35.000 mehr Arbeitsplätze sorgen.
Der wirkliche Rollout von 5G wird aber erst 2020 starten können. Denn zuletzt wurden Frequenzen im Bereich von 3,4 bis 3,8 Ghz versteigert. Und die eignen sich nur für die Datenübertragung über kurze Distanzen – deswegen auch der Start in Dörfern und kleinen Städten. Anfang 2020 sollen dann sehr wichtige Frequenzen im Bereich von 700 Mhz, 1.200 Mhz und 2.1000 Mhz versteigert werden – erst mit ihnen kann 5G dann in die Langstrecke gehen und wirklich flächendeckend angeboten werden.
Drei startet im April
Vor der Präsentation von T-Mobile lud auch Mobilfunker Drei zur Pressekonferenz, um die Öffentlichkeit von den eigenen 5G-Plänen zu informieren. “5G wird zunächst im kleinen kommerziellen Maßstab verfügbar sein”, so Drei-Chef Jan Trionow. Die ersten Regionen, die im April starten werden, wollte er noch nicht verraten, nur so viel: “Der kommerzielle Betrieb steht unmittelbar bevor.” Auch bei Drei geht es in einem ersten Schritt darum, einige Unternehmen auf Nachfrage mit 5G zu versorgen.
“Den wirklichen Massenmarkt erwarten wir 2020”, so Trionow. Denn dann gibt es die notwendigen Frequenzen für eine größere Versorgung und wohl auch erste Smartphones, die 5G unterstützen. Doch das Handy wird wohl nicht der erste Anwendungsfall. “Die erste Killer-Anwendung von 5G ist das Internet für zuhause”, so Trionow. Danach würde die Funktechnologie schrittweise Einzug in den Alltag halten – etwa bei IoT-Geräten. Auch A1 hat den Testbetrieb von 5G etwa in Gmünd oder am Flughafen Wien aufgenommen.
Spannend ist auch die Frage, mit welchen Netzwerkausstattern die österreichischen Mobilfunker zusammenarbeiten. Immerhin gibt es eine große Kontroverse rund um Marktführer Huawei. Dem chinesischen Unternehmen wird seitens der USA vorgeworfen, seine Mobilfunkinfrastruktur zur Spionage für den chinesischen Staat ausnutzen zu können. Echte Beweise dafür gibt es aber bisher nicht. Bis auf weiteres (es gibt einige Ausschreibungen) sieht die Zusammenarbeit der österreichischen Mobilfunker mit Netzwerkausrüstern folgendermaßen aus:
Mobilfunker | A1 | T-Mobile Austria | Drei |
5G-Netzausstatter | Nokia | Huawei | ZTE |