Fintech

-85% Bewertung: Klarna gibt der Downround eine neue Bedeutung

Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski. © Klarna
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Die Gerüchteküche ist fast genau richtig gelegen. Nach der enormen Bewertung von 45,6 Milliarden Dollar (37,5 Mrd. Euro) im Jahr 2021 folgt nun der angesagte Absturz: Klarna hat soeben eine Finanzierungsrunde von satten 794 Millionen Euro (800 Mio. Dollar) bekannt gegeben. Doch die Bewertung ist um satte 85 Prozent kleiner als noch vor einem Jahr – und nur mehr bei 6,7 Milliarden Dollar (6,6 Mrd. Euro).

Damit ist das schwedische vom Thron des führenden Fintechs Europas abgestürzt. Aber man kann’s auch positiv sehen. „Es zeugt von der Stärke des Klarna-Geschäfts, dass die Anleger während des stärksten Einbruchs der weltweiten Aktienmärkte seit über fünfzig Jahren unsere starke Position und unsere kontinuierlichen Fortschritte bei der Revolutionierung des Privatkundengeschäfts erkannt haben. Heute brauchen Unternehmen mehr denn je eine starke Kundenbasis, ein überlegenes Produkt und ein nachhaltiges Geschäftsmodell“, so CEO Sebastian Siemiatkowski in einer Aussendung.

2021 und 2022 brachten herbe Verluste

Was er mit „nachhaltigem Geschäftsmodell“ meint, ist fraglich. Im ersten Quartal 2022 schrieb das schwedische Unternehmen, das als Vorreiter bei BNPL gilt, umgerechnet rund 240 Millionen Euro Verlust; 2021 war der Nettoverlust rund dreimal so hoch, bei etwa 668 Millionen Euro. Zuletzt wurden außerdem 700 der insgesamt 7.000 Mitarbeiter:innen gekündigt. Siemiatkowski rühmt sich auch, dass Klarna die ersten 14 Firmenjahre immer profitabel gewesen sei – also von 2005 bis 2019. Erst danach hätte man die Profitabilität zugunsten des internationalen Wachstums auf 150 Millionen User verlassen. Höhepunkt waren wohl die Mega-Werbekampagnen mit Lady Gaga und Snoop Dogg, um aus dem Payment-Dienstleister eine B2C-Brand zu machen.

Trotzdem investierten Sequoia, die Gründer selbst, Bestseller, Silver Lake, die Commonwealth Bank of Australia, die Mubadala Investment Company aus den Emiraten und der Pensions-Fonds Canada Pension Plan Investment Board (CPP Investments) noch einmal massiv. Vor allem in den USA soll weiter gewachsen werden.

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„Wenn die Investoren aus ihren Bunkern auftauchen…“

Wer ist nun Schuld an der Misere? Michael Moritz, sowohl bei Lead-Investor Sequoia als auch bei Klarna Vorsitzender des Vorstands, hat da eine klare Meinung – nämlich die Investoren. „Die Verschiebung der Bewertung von Klarna ist ausschließlich darauf zurückzuführen, dass die Anleger plötzlich anders gestimmt haben als in den letzten Jahren. Die Ironie dabei ist, dass das Geschäft von Klarna, seine Position in verschiedenen Märkten und seine Beliebtheit bei Verbrauchern und Händlern so stark sind wie nie zuvor, seit Sequoia 2010 erstmals investiert hat. Wenn die Investoren aus ihren Bunkern auftauchen, werden die Aktien von Klarna und anderen erstklassigen Unternehmen endlich die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen.“

Die Presseaussendung will den Absturz auch noch so ausrechnen. So sei Klarna 2018 im Jahr 2018 2,1 Milliarden Dollar wert gewesen, auf heute sei man um 219 Prozent auf die besagten 6,7 Milliarden Dollar gewachsen. Weder Stripe, noch PayPal, noch Block, noch Affirm würden in den Jahren 2018 bis 2022 ein derartiges Wachstum bei der Bewertung hingelegt haben. Die genannten Unternehmen sind Klarnas größte Konkurrenten im BNPL-Geschäft – haben allesamt aber nicht Ratenazhlung und Co als Kerngeschäft, sondern noch einige andere Dinge im Fintech-Bereich.

Klarna: Bewertung des BNPL-Vorreiters soll auf 6,5 Mrd. Dollar fallen

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