Analyse

9 Gründe, warum Apples ChatGPT-Strategie gar nicht blöd ist

Apple-Manager Craig Federighi. © Apple
Apple-Manager Craig Federighi. © Apple
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Apple hat am Montag Abend weniger mit der Integration von ChatGPT in seine künftigen Betriebssysteme (ab Herbst, zuerst Englisch und USA) überrascht, sondern eigentlich damit, dass es eigene Apple Intelligence-Modelle parat hat, die sowohl direkt am Gerät (On-Device) als auch in einer eigens dafür geschaffenen Cloud ausgeführt werden können. Da fragt man sich: Warum dann OpenAIs GPT-4o und künftig vielleicht auch Googles Gemini und andere LLMs integrieren, wenn man doch eigene AI-Modelle hat?

Die Antwort darauf findet man in den Zahlen und Benchmark-Tests, die Apple nun herausgegeben hat. Sie zeigen, dass Apple bei einigen Vergleichen (Schreiben sowie Anweisungsgetreue Auswertung, kurz IFEval) einige der bekanntesten AI-Modelle der Konkurrenz schlagen kann – und zwar nicht nur aus der Cloud heraus, sondern auch bei der Ausführung direkt am Gerät (in dem Fall ein iPhone 15 Pro).

Apples LLMs sind schon ziemlich gut

Verglichen wurde Apples AI-Modell mit:

  • GPT-3.5 von OpenAI
  • GPT-4 von OpenAI
  • Phi 3 Mini von Microsoft
  • Mistral 7B von Mistral AI
  • Mixtral 8x22B von Mistral AI
  • Gemma 2B von Google
  • Gemma 7B von Google

Und das kam heraus:

GPT-4o und Gemini 1.5 Pro sind sicher besser

Der Vergleich zu den beiden laut Chatbot Arena besten LLMs, nämlich GPT-4 Turbo sowie GPT-4o von OpenAI sowie Gemini 1.5 Pro von Google, fehlt demnach. Damit ist auch klar, warum Apple GPT-4o von OpenAI am Herbst bei iPhone, iPad und Mac ermöglicht, und auch plant, Googles Gemini zu integrieren: Weil es mit den Top-LLMs noch nicht mithalten kann. Aber es gibt noch andere gute Gründe, Plattform für die anderen zu spielen.

Apple schafft damit folgende Vorteile für sich:

  1. Investor:innen kann man kommunizieren, dass man endlich auf dem AI-Zug mitfährt und sich dem Trend nicht mehr länger verschließt. Microsoft, Meta, Alphabet und Nvidia haben massiv von AI-Entwicklungen beim Börsenkurs profitiert, das würde der Apple-Aktie auch nicht schaden (zuletzt hat Nvidia Apple beim Market Cap überholt, mehr dazu hier)
  2. Man bleibt konkurrenzfähig gegenüber Android, wo Googles Gemini eine große Rolle spielen wird. iOS und Android werden seit jeher in der Funktionalität verglichen, nun zieht man wieder gleich
  3. Nutzer:innen bekommen einfacheren Zugang zu der populärsten App des Jahres 2023, mit der Chance für Apple, an den kostenpflichtigen ChatGPT-Plus-Accounts noch mehr zu verdienen (Apple bekommt bei App-Abos einen Anteil)
  4. Halluzinationen kann man auf OpenAI (und später Google et al.) schieben – denn es würde zum auf Perfektion und Saubermann-Image getrimmten Apple-Konzern nicht gut passen, wenn AI-Modelle plötzlich wie schon bei ChatGPT oder Gemini zu lügen beginnen oder historisch falsche Bilder produzieren. Nun hat man einen Sündenbock
  5. Apple schindet Zeit: Man kann Usern, Investor:innen und Co hinsichtlich AI mal beruhigen und währenddessen an den eigenen AI-Modellen feilen, bis diese dann auf Augenhöhe oder besser funktionieren – dann hat man immer noch die Gelegenheit, sie noch tiefer zu integrieren als ChatGPT und Co und diese ausmanövrieren
  6. Man nimmt Microsoft Wind aus den Segeln und ermöglicht der aktuell führenden AI-Firma, sich einem anderen großen Player zu öffnen. Damit verliert Microsofts Copilot, das es auch als App gibt, an Attraktivität, wenn GPT-4o direkt bei iPhone und Co integriert sind
  7. Man lockt Google: Google ist bei Apple ein enorm wichtiger Kunde – für die Position als Standard-Suchmaschine auf iPhone und Co bezahlt Google Apple 20 Milliarden Dollar pro Jahr. Da Google große Angst vor ChatGPT hat, muss Google nun Gemini auch aufs iPhone bringen – und das könnte Apple viel Geld bringen
  8. Man kann auf Datenschutz verweisen – weil wer nicht unbedingt ChatGPT braucht, kann ja die On-Device-LLMs nutzen
  9. Upselling auf teurere Hardware: Voraussetzung für die Nutzung der AI-Features sind mindestens iPhone 15 Pro, iPhone 15 Pro Max sowie iPads und Macs mit M1-Chip oder neuere Geräte. Konsument:innen haben nun guten Grund, auf neuere Hardware aufzurüsten, nachdem es in den letzten Jahren wenig Gründe dazu gab

Apple integriert ChatGPT ab Herbst in iPhones, iPads und Macs

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