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Twitter braucht das Gegenteil von Elon Musk

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Kaufen, von der Börse nehmen, nach eigenen Vorstellungen herrichten: Elon Musk will sich um 43 Milliarden Dollar Twitter krallen, wieder zu einem Privatunternehmen machen und einige neue Features einführen. Der Gedanke hat etwas für sich: Die 43 Milliarden Dollar, die Musk dafür hinblättern will, hat kaum ein anderer auf Lager und wären doch ein stattlicher Teil der 264 Milliarden Dollar, die Musk aktuell sein Eigen nennt.

Ein paar Ideen hat Musk schon geäußert: Tweets sollten im Nachhinein editierbar sein, um Fehler ausbessern zu können (und dann auch Retweets und Likes verlieren); der Algorithmus, der den Feed bestimmt, sollte offengelegt werden; und Twitter solle generell ein Hort der freien Meinungsäußerung werden, ohne große Eingriffe durch Moderator:innen und Sperren. Es gehe ihm auch nicht ums Geld und wirtschaftliche Erfolge (verständlich, Twitter war noch nie gut bei Gewinnen), sondern tatsächlich um die „Zukunft der Zivilisation“.

„Zukunft der Zivilisation“

Warum gerade an Twitter (oder dem Mars??) die Zukunft der Zivilisation hängt, das erschließt sich wahrscheinlich nicht jedem sofort, aber lassen wir die ganz großen Visionen mal beiseite. Musk ist, wie er sich selber bezeichnet, ein „Free Speech Absolutist“. Das ist keine ungewöhnliche Haltung in Teilen des Silicon Valley. Libertäre Einstellungen findet man auch bei Musk ehemaligen Geschäftspartner Peter Thiel und vielen anderen, die jegliche Eingriffe des Staates in ihre Angelegenheiten ablehnen – also auch ablehnen, dass es bei aller Freiheit Einschränkungen für manche gibt (z.B. Trumps Twitter-Verbot). Das erklärt auch Musks ständige Auseinandersetzungen mit der Us-Börsenaufsicht SEC, deren Regeln er einfach nicht akzeptieren will – da zahlt er lieber viele Millionen Dollar Strafe.

Soll also künftig der reichste Mann der Welt einen der wichtigsten Nachrichtenkanäle der Welt kaufen können und neue Regeln definieren? Oder die Social-Media-Plattform, sowieso schon eine der Haupt-Schleudern für Krypto-Anhänger:innen, noch mehr in Richtung Blockchain drehen und sein Lieblings-Seitenprojekt Dogecoin (DOGE) in das Netzwerk integrieren, damit sich die Content Creators gegenseitig digitales Trinkgeld in den virtuellen Hut werfen können?

Elon Musk will Twitter nun komplett kaufen

Projekt „Bluesky“

Meiner Meinung nach braucht Twitter Elon Musk nicht. Sondern das Gegenteil. Nicht der reichste Mann der Welt sollte dort am Steuer sitzen, sondern die Community selbst. Die war sowieso in den letzten Jahren für die besten Inputs da und hat verhindert, dass Twitter im Schatten von Facebook völlig immer obskurere Versuche der Monetarisierung (Emoji Targeting? Promoted Stickers?? Improved Timeline for Brands???) abdriftete. Mitgründer und EX-CEO Jack Dorsey hatte es irgendwann satt und widmete sich dann lieber seinem anderen Unternehmen Block (ehemals Square), das längst doppelt so wertvoll wie Twitter ist (70 vs 34 Mrd. Dollar).

Anstatt Twitter komplett Elon Musk und seinen Launen auszuliefern (z.B. DOGE mit ein paar Tweets pumpen), sollte das Nachrichten-Netzwerk endlich in die Hände der Nutzer:innen übergeben werden. Das Projekt „Bluesky“ wurde bereits 2019 gestartet, und zwar mit der Vision, ein „decentralized social protocol“ zu kreieren, das Social Media aus den Zwängen der Vergangenheit befreit. Es ist der perfekte Startpunkt, um Twitter zu dezentralisieren. Wenn man Twitter als den Dorfplatz der Welt zum freien Austausch der Meinungen und Inhalte sieht, dann sollte dieser Dorfplatz allen gehören können und nicht nur einem US-Multimilliardär. Ansonsten wird Twitter noch mehr zum Einkaufszentrum, zu dem auch Facebook wurde.

US-Wahl: Facebook und Twitter kennzeichnen Trump-Aussagen zu Sieg als irreführend

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