Lisa Fassl von der aaia: „Wollen internationale Investoren nach Österreich bringen“
Am morgigen Investors Day in Wien holt die Austrian Angel Investors Association (aaia) eine Reihe nationaler und internationaler Investoren auf die Bühne, darunter etwa Hansi Hansmann, Oliver Holle von Speedinvest, Andreas Nemeth von Uniqa Ventures oder Florian Steger vom hub:raum der Deutschen Telekom. Das Ziel: Österreich für internationale Business Angels als attraktiven Standort für Investments zu positionieren.
Die aaia wurde 2012 gegründet und hat sich mit rund 200 Mitgliedern zu einer der wichtigsten Anlaufstellen für Startup-Gründer etabliert, die auf der Suche nach Risikokapital sind. Die durchschnittliche Ticket-Größe pro Investor liegt 120.000 Euro, im Schnitt haben aaia-Mitglieder sieben Beteiligungen. Etwa 10 Prozent der bei der aaia eingereichten Projekte werden an Mitglieder weitergeleitet bzw. zu Pitches eingeladen.
Im Interview spricht Lisa Fassl, Geschäftsführerin der aaia, darüber, in welche Verticals Business angels derzeit besonders gern investieren, wie Startups ihre Einreichungen bei der aaia optimieren sollten und wie sich die aaia von anderen Business-Angel-Vereinigungen in Österreich unterscheidet.
Trending Topics: Heute findet der Investors Day der aaia in Wien statt. was ist dort für Besucher zu erwarten?
Lisa Fassl: Wir hatten letztes Jahr unseren ersten Investors Day und wiederholen das Ganze, weil der Zuspruch letztes Jahr richtig gut war. Es gibt dieses Jahr drei große Themenblöcke, weil wir uns das Ziel gesetzt haben, internationale Investoren nach Österreich zu bringen, damit gleichzeitig unsere Community dahingehend zu sensibilisieren, was international und vor allem in Europa passiert und unsere Investoren zu motivieren, sich international zu vernetzen. Die drei Themen sind: “State of European Tech”, “Disruption of the Old Economy” und “Chasing the Next Unicorn”.
Die aaia versucht also, ausländische Investoren nach Österreich zu locken. Gibt es die Chance, das diese hier viel investieren werden?
Ja, das hoffen wir. Wir haben dazu vor kurzem unseren Newsletter, den “Jodler”, gelauncht, um etwas Standort-Marketing zu betreiben und im Ausland zu zeigen, dass etwas in Österreich passiert und Österreich ein relevanter Player in Europa ist. Wir haben hier spannende Innovationen und spannende Unternehmen, und wir haben hier definitiv auch vermögende Personen, die in startups investieren könnten und die wir dazu motivieren wollen, das zu tun. In Österreich haben wir nach wie vor das Thema bei Finanzierungen über einer Million Euro. Alles, was in Richtung Series A geht, ist in Österreich schwer aufzustellen, aber es gibt hier Unternehmen, die dieses Kapital suchen. Die Idee ist, dass wir ausländisches Geld nach Österreich bringen, damit diese Startups bei uns bleiben und hier neue Mitarbeiter anstellen können.
Blockchain, AI, IoT – sind das die Verticals, in die Investoren derzeit vorwiegend investieren?
Ich glaube, diese Themen interessieren jeden, und es wollen sich dazu viele Grundlagen-Know-how holen um zu wissen, ob sie die geeigneten Investoren in diesen Feldern sind. Aber insgesamt sind die Themenfelder, die die Leute interessieren, viel breiter – etwa Health. Also Dinge, die das Leben der Menschen tatsächlich besser machen. Und es gibt tatsächlich einen immer stärkeren Fokus auf Impact, also wenn mehr als nur um bloßes Geldverdienen geht. Das ist eine spannende Entwicklung, die wir bei unseren Mitgliedern immer stärker bemerken.
Wenn ein Startup auf der Suche nach Investoren ist – wie wenden sich Gründer am besten an die aaia?
In Wirklichkeit ist das sehr unkompliziert. Wir wollen von den Unternehmen ein Pitchdeck, das selbsterklärend ist. Da scheitert es tatsächlich ganz oft daran. Wir wollen Unterlagen, die wir verstehen, die wir screenen können und die wir unkommentiert an unsere Mitglieder weiterleiten können. Jede Person, die daheim vorm Rechner sitzt, soll verstehen können, was das Unternehmen macht – was ist das problem, was ist die Lösung, was ist das Business-Modell, wie viel Marktpotenzial hat es, wer sind die Personen die dahinter stehen. Und ganz wichtig, und darauf vergessen viele: Kontaktdaten.
Wir gehen zwei Mal im Monat alle Startups durch, die sich bei uns melden und vernetzen dann mit jenen Mitgliedern, wo wir denken, dass es einen guten Fit gibt.
Es gibt nicht nur die aaia, sondern auch andere Business-Angel-Vereinigungen wie startup300 oder PrimeCrowd in Österreich. Welche unterscheidet sich die aaia von diesen?
Es gibt große Schnittmengen bei den Mitgliedern. Dazu muss man sagen, dass die Business-Angel-Szene in Österreich noch nicht da ist, wo sie sein könnte. Da ist es nicht überraschend, dass es bei den Personen Überschneidungen gibt. Wir sehen uns als Dachorganisation, dass heißt dass startup300 oder PrimeCrowd auch Mitglieder bei uns sind, teilweise als Privatpersonen, teilweise als Organisationen. Es gibt auch einen ziemlich guten Austausch. Wir haben außerdem einen Fokus auf Investoren, während andere, etwa startup300, viel breiter aufgestellt sind. startup300 hat die factory300, ist bei Talent Garden dabei.
Du bist auch Mitgründerin der Female Founders. Der Anteil der Frauen unter Gründern ist in Österreich nicht wachsend. Wie kann man künftig mehr Frauen in die Tech-Szene holen?
Gefühlt wird der Frauenanteil besser, vielleicht nicht bei den Gründern, aber generell im Ökosystem-Komplex. Wir merken das auch bei unseren Events, der Zulauf wird immer größer. In Wirklichkeit sind das gesellschaftliche Themen und Mindset-Themen. Es geht darum, wie Mädchen sozialisiert werden, und das ist eine riesige Baustelle. es ist eben wichtig, Mädels positiv zu pushen und ihnen zu erklären, dass sie alles machen können und sich nicht vor Technik fürchten müssen. Sie sollen auch mit Lego spielen und nicht nur mit Puppen, sie sollen auch Programmieren können.
Ich habe die Befürchtung, dass die Startup-Szene nach außen wie ein Boys Club wirkt, dass sie sehr männerdominiert ist. Das birgt das Problem, dass sich viele Frauen potenziell abgeschreckt fühlen und sich nicht mit dieser Szene identifizieren können oder wollen. Man muss auch dazu sagen: In meinen sechs Jahren in der Startup-Szene habe ich überwiegend positive Erfahrungen gemacht und bin immer gepusht worden. Da ich eine Frau bin, hatte ich sogar Vorteile. Ich bin immer aufgefallen, habe sowohl von weiblichen als auch männlichen Mentoren immer positiven Zuspruch erhalten. Man kann also Vorteile daraus ziehen, man darf sich einfach nicht verstecken. Das Thema Entrepreneurship ist super spannend für Frauen, es ist ein super Weg, um sich ein glückliches, selbstbestimmtes Leben zu schaffen.