Ab 2021 werden in Österreich Energiegemeinschaften gefördert
Erneuerbare Energie ermöglicht eine Dezentralisierung der Stromversorgung, denn die Erzeugung ist nicht von großen Kraftwerken abhängig – private Solar- oder Windkraft-Anlagen mischen immer stärker mit. Dadurch werden auch Energiegemeinschaften möglich, also ein Zusammenschluss an privaten Produzenten und Nutzern, die lokal erzeugte Energie gemeinsam nutzen. Noch gibt es dafür in Österreich allerdings keinen rechtlichen Rahmen, was sich aber mit Beginn 2021 ändert.
Ab 1. Jänner werden in Österreich zwei Arten von Gemeinschaften möglich:
- Erneuerbare Energie Gemeinschaften: Regional produzierte erneuerbare Energie, etwa aus einer Solaranlage am Dach, wird gemeinsam von mehreren Haushalten in einer Siedlung oder einem Haus finanziert und genutzt. Erneuerbare Energie Gemeinschaften sind räumlich beschränkt und dürfen nur erneuerbare Energiequellen nutzen, dafür werden sie voraussichtlich von niedrigeren Ortsnetztarifen und einer Abgaben-Befreiung profitieren.
- BürgerInnen-Energiegemeinschaften: Eine Energiegemeinschaft wird auch überregional möglich. Teilnehmer aus unterschiedlichen Bundesländern finanzieren gemeinsam eine Anlage an einem beliebigen Standort in Österreich und können die Energie nutzen bzw. Überschüsse verkaufen. Theoretisch sind solche Energiegemeinschaften nicht auf erneuerbare Quellen beschränkt.
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Erneuerbaren Energie Gesetz geht demnächst in Begutachtung
Die rechtliche Grundlage für Energiegemeinschaften ist das erste Detail, das aus dem Erneuerbaren Ausbau Gesetz bekannt wurde, das derzeit vom Klimaschutzministerium finalisiert wird. Laut Ministerium wird das EAG „in den nächsten Wochen“ in Begutachtung gehen – die Energiebranche rechnet bereits seit Wochen mit dem fertigen Entwurf. In dem Gesetz wird die Förderung von Ökostrom neu geregelt und damit die Grundlage für die Ausbauziele der unterschiedlichen Energiequellen, Photovoltaik, Windkraft, Wasserkraft, Biomasse, geschaffen. Die türkis-grüne Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, Österreich bis 2030 komplett auf Ökostrom umzustellen und bis 2040 den gesamten Energiebedarf aus Erneuerbaren zu decken. Peter Molnar, Mitgründer des Energie-Startups Ourpower rechnet damit, dass bis zu 30 Prozent des Ökostrom-Ausbaus über Energiegemeinschaften erfolgen wird, wie er im Gespräch mit Tech & Nature sagt.
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EU-Richtlinien werden umgesetzt
Mit den Energiegemeinschaften setzt Österreich entsprechende EU-Richtlinien in nationales Recht um – die Frist dafür wäre der 30. Juni 2021 (Erneuerbare Energie Richtlinie) bzw. 31. Dezember 2020 (Strombinnenmarkt-Richtlinie, die die Bürgerinnen-Energiegemeinschaften ermöglicht).
„Die Energiewende ist ein entscheidendes Werkzeug im Kampf gegen die Klimakrise. Wir alle können dabei einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Mit Energiegemeinschaften wird genau das möglich. Ab nächstem Jahr können alle Menschen in Österreich Teil davon werden. Durch die Energiegemeinschaften stellen wir die Weichen für eine zu 100 Prozent erneuerbare Stromversorgung bis 2030“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Die Grünen).
Erste Projekte in Österreich
In Österreich gibt es bereits erste Projekte und Ansätze, die in Richtung Energiegemeinschaft gehen. Wien Energie hat sich in ersten Forschungsprojekten auf die kommende Gesetzesänderung vorbereitet. im „Viertel Zwei“ in der Wiener Krieau wird mit 100 Teilnehmern eine Strom-Community getestet, innerhalb der automatisch Strom aus einer Photovoltaik-Anlage zwischen den Teilnehmern und einem Speicher aufgeteilt wird. „In den nächsten Wochen werden wir weitere Pilotprojekte starten, über die wird den Kreis der Teilnehmenden nochmals vergrößern werden. Wenn das EAG nächstes Jahr in Kraft tritt, stehen wir als Partner für Energiegemeinschaften mit einem marktreifen Angebot bereit“, erklärt Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl in einer Reaktion auf die Ankündigung des Klimaschutzministeriums.
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Startups warten auf EAG
Auch für Startups wie Ourpower wird das EAG eine Erleichterung des Geschäfts bringen. Bisher fungiert Ourpower als eine Art Marktplatz für regional erzeugten erneuerbaren Strom, in Zukunft will das Startup aber auch die Finanzierung neuer Anlagen ermöglichen und so Energiegemeinschaften ermöglichen. Auch das Kärntner Unternehmen WIR Energie will Energiegemeinschaften ermöglichen, wenn die gesetzliche Grundlage dafür umgesetzt ist, wie Gründer Matthias Nadrag kürzlich im Interview mit Tech & Nature erklärte.
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