Abwanderung & nachhaltiges Mining: Das sind die Auswirkungen des jüngsten Krypto-Crashs
Eliézer Ndinga ist Research Associate bei der 21Shares AG, einem Krypto-Asset-Manager aus der Schweiz. In diesem Gastbeitrag beschäftigt er sich mit den Ursachen des jüngsten Krypto-Crashs.
Der Wertverlust des Kryptomarktes setzt sich fort und hat mittlerweile – bezogen auf seinen Höchststand von 2,6 Billionen US-Dollar und dem jetzigen Stand von 1,3 Milliarden – 50 Prozent erreicht. Zugleich ist Bitcoin nach zwei weiteren, negativen Schlagzeilen aus China um mehr als 10 Prozent gefallen. Als erstes bekräftigte die Chinesische Volksbank (PBoC) ihr Vorhaben, Geschäftsbanken das Anbieten von Krypto-Dienstleistungen zu erschweren – allen voran OTC-Handel und Krypto-Exchanges. Der erklärte Grund dafür lautet, exzessive Spekulationen, Kapitalflucht und die Finanzierung illegaler Aktivitäten einzudämmen. Zweitens verfügte die Provinz Sichuan, die bekannt für ihre Wasserkraftwerke ist, die staatliche Energieversorgung für mehr als 20 Krypto-Miningfarmen einzustellen.
Stablecoins könnten profitieren
Die erste Entwicklung wird sicherlich neue Krypto-Anwendungen auf dem chinesischen Markt vorantreiben. Darunter fallen zum Beispiel im Untergrund getätigte Peer-to-Peer-Transfers mit an den US-Dollar gekoppelten Stablecoins, wie wir schon im letzten Jahr berichteten. Daher ist zu erwarten, dass der Marktwert von Stablecoins wie Tether und USD Coin in Zukunft stetig neue Höhen erreichen wird.
Die zweite Entwicklung wiederum wird zum Aufbau neuer Bitcoin-Mining-Stätten außerhalb Chinas führen. Wenngleich andere Miner in Sichuan weiterhin die Energie von Kraftwerken im Privatbesitz nutzen werden können, ist die Anordnung der Provinzregierung ein herber Schlag für jene Miner aus Sichuan, die sich dem emissionsfreien Schürfen verschrieben haben. Bis jetzt war Sichuan ein Paradebeispiel dafür, wie Bitcoin-Mining vom Standpunkt der CO2-Neutralität mittels erneuerbarer Energie nachhaltig vonstattengehen kann. Schließlich spart die Nutzung von Wasserkraft allein in den USA jedes Jahr etwa 200 Millionen Tonnen CO2 ein, was der Produktion von mehr als 38 Millionen Autos entspricht.
Ausweichziel Kasachstan
Eine weitere Konsequenz dieser Entwicklung war, dass die Hash-Rate (das Maß für die dem Mining zur Verfügung stehende Rechenleistung) um 16 Prozent und damit auf den Stand von September 2020 fiel. Zugleich erwarten wir bei 21Shares, dass chinesische Miner in Krypto-freundliche, benachbarte Staaten wie Usbekistan oder Kasachstan ausweichen werden. Schürfer, die naturgemäß auf der Suche nach niedrigen Energieausgaben sind, finden in diesen Staaten äußerst günstige Strompreise vor. Der Haken daran ist jedoch die Herkunft des Stroms: so wird in Kasachstan rund 70 Prozent des Stroms mit Kohle hergestellt (2018), gefolgt von Erdgas (20 Prozent im Jahr 2018). Im Durchschnitt liegen die Strompreise für Unternehmen in Usbekistan bei 0,042 US-Dollar pro KWh und in Kasachstan bei 0,052 US-Dollar pro KWh. Erst kürzlich gab BIT Mining Limited (NYSE: BTCM) bekannt, dass seine erste Lieferung von Mining-Rechnern in Kasachstan angekommen sei.
Initiativen für erneuerbare Energiequellen
Doch zugleich haben die jüngsten Mining-Einschränkungen in China andernorts einen Paradigmenwechsel beschleunigt: In Nordamerika zum Beispiel, hat sich das US-Unternehmen Square verpflichtet, nachhaltiges Bitcoin-Mining mit einer Investition von zunächst zehn Millionen Dollar zu fördern. Ebenso haben Elon Musk und Michael Saylor von MicroStrategy ein privates Treffen mit amerikanischen Schürfern abgehalten. Das Treffen diente der Gründung eines Gremiums, das den Energieverbrauch von Krypto-Mining auf standardisierte Weise offenlegen und die weltweite Nutzung erneuerbarer Energie fördern soll. Wie prognostiziert, erwarten wir im Jahr 2021 weitere Initiativen, die Bitcoin-Mining mit erneuerbaren Energiequellen betreiben.
Schließlich beinhalten ESG-Kriterien auch soziale Faktoren sowie eine verantwortliche Regierungs- oder Unternehmensführung (Governance), die bei Bitcoin immer noch übersehen werden. In der Tat bietet das Kryptoasset allen Menschen mit einer Internetverbindung ein Zahlungssystem, auch jenen, denen repressive Staaten in diskriminierender Weise den Zugang zu konventionellen Bankkonten verwehren. Das Bitcoin-Netzwerk beinhaltet also keine Diskriminierung. Die Human Rights Foundation dokumentierte bereits eine Reihe von Anwendungsfällen, die belegen, dass Bitcoin als alternatives und zensurresistentes Finanzsystem zum Schutz der Menschenrechte dienen kann.
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