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ACREDIA Versicherung stemmt Cloud-Mammutprojekt in nur 250 Tagen

Michael Kolb. Mitglied des Vorstands der ACREDIA Versicherung AG. © ACREDIA AG
Michael Kolb, Mitglied des Vorstands der ACREDIA Versicherung AG. © ACREDIA AG

Das Fundament des Zukunftsgeschäfts sind Daten. Wer mit ihnen effizient und smart arbeiten möchte, braucht die entsprechende IT-Infrastruktur dafür. Dass große Unternehmen in die Cloud gehen, ist dabei keine Selbstverständlichkeit, weil sich Legacy-Systeme oft richtiggehend an die Firmen klammern. Die ACREDIA Versicherung, die österreichische Nummer 1 in Sachen Kreditversicherung, hat den Sprung von alten IBM-Maschinen hinein in die Microsoft-Cloud geschafft – und das in der Rekordzeit von nur 250 Tagen.

Wie das funktioniert hat und welche Business-Möglichkeiten das Mammutprojekt mit sich bringt, erklärt Michael Kolb, Mitglied des Vorstands der ACREDIA Versicherung AG, im ausführlichen Interview.

Herr Kolb, die ACREDIA Versicherung AG hat 2022 ein riesiges Digitalisierungsprojekt gestartet. Was war das Ziel?

Michael Kolb: Die Hauptfrage war: Wie entwickeln sich Versicherungen in der Zukunft? Eines der größten Themen ist dabei die Digitalisierung, um sie kommen wir nicht herum. Wir haben uns deshalb vorgenommen, ein digitales Vorzeigeunternehmen zu werden. Seit über 30 Jahren gibt es ACREDIA. Wir haben Legacy-Systeme, die so alt sind, dass wir damit keine Digitalisierung vorantreiben können. Deshalb haben wir einen Dreijahresplan erstellt, um weg von den alten Systemen hin zu wirklich modernster Technik zu kommen.

Um das zu erreichen, haben wir unsere komplette IT-Infrastruktur neu aufgebaut. Gleichzeitig sind wir in die Cloud gegangen und haben einen komplett neuen Client Rollout gemacht. Das ist die Basis für die Zukunft. Wenn wir 24/7 für unsere Kund:innen da sein wollen, müssen wir bereit für die Cloud sein. Besonders daran ist die Zeit, die wir gebraucht haben. Üblicherweise ist das ein Projekt, das in größeren Unternehmen zwei Jahre bis vier Jahre in Anspruch nimmt. Wir haben es in nur 250 Tagen geschafft – von der Entscheidung zur Verabschiedung der Strategie bis zum finalen Go Live. Und das hat natürlich alle sehr gefordert. Aber wir haben es geschafft und sind nun sehr stolz auf diese Leistung. Nächstes Jahr geht die Arbeit aber weiter.

Kann man hier schon ein Zwischenfazit ziehen? Was wurde konkret digitalisiert?

Zunächst haben wir mal die Infrastruktur aufgebaut. Hier geht es um Datenleitungen, Verfügbarkeit und Bedienung, das läuft bereits alles stabil. Auf dieser Basis setzen wir nun stark auf  Standardsoftware, immerhin können wir von den regelmäßigen Updates profitieren. Würden wir die Software selber bauen, müssten wir sie immer selber weiterentwickeln. Doch wir sind kein Softwarehaus. Unser Ziel ist professionelles Kreditmanagement sowie und beste Kundenbetreuung.

Auch bei digitalen Produkten gehen wir in die Zukunft. Wir hatten uns bisher auf Großunternehmen fokussiert. Doch wir werden künftig auch wirklich für den kleinsten Mittelstand Lösungen haben. Mitte nächsten Jahres werden wir ein Online-Produkt auf den Markt bringen, das Mittelständlern einen schnellen und einfachen Schutz vor Forderungsausfällen ermöglicht.

Auf welche Cloud setzen Sie bei diesem Fundament?

Wir sind hier zu Microsoft gegangen. Natürlich werden wir uns auch bei der Cloud diversifizieren. Wir werden uns auch andere Anbieter wie Amazon ansehen. Aber unsere Grundplattform stützt sich auf die IT von Microsoft.

Das bedeutet also, auf Basis dieser Plattform lassen sich bald verschiedene Services aufsetzen?

Genau! Das größte Ziel hierbei ist es, die Arbeit der Kolleg:innen zu erleichtern. Das machen wir schrittweise und führen unsere Mitarbeitenden behutsam an die Neuerungen heran. Digital Fitness ist das Schlagwort bei uns im Haus.

Gibt es dafür begleitende Schulungen?

Ja, wir haben begleitende Schulungen durch eine spezielle Agentur, es gibt Plattformen mit On-Demand-Inhalten, Videos  sowie regelmäßige IT-Sprechstunde. Wir stellen alles zur Verfügung, das erste Feedback ist wirklich gut und die Kolleg:innen nehmen das umfangreiche Angebot auch gerne an. Besonders im Fokus steht bei uns auch der Collaboration-Aspekt, vor allem da bei ACREDIA das Arbeiten im Home Office zum Arbeitsalltag gehört. Wir haben hier sehr komfortable Regeln, und in der Corona-Zeit haben diese sich wirklich bewiesen. Doch wir müssen auch hier die Digitalisierung vorantreiben, sodass Home Office auch in Zukunft funktioniert.

Cybersecurity ist bei diesen Maßnahmen sicher auch ein großes Thema?

Tatsächlich ist die Sicherheit der Daten eines der Kernthemen bei einer Versicherung. Natürlich legen wir darauf sehr großen Wert. Wir werden nächstes Jahr auch ein Cyber Defence Center einführen, das unsere IT-Systeme rund um die Uhr überwacht. Bei der Cybersecurity wollen wir auf dem höchsten Level sein.

Ein großes Zukunftsthema, das mit der Cloud zusammenhängt, ist auch Big Data. Durch angesammelte Daten soll es möglich sein, akkurate Zukunftsprognosen abzuleiten, etwa wenn es um das Thema Zahlungsausfälle geht. Sehen Sie sich auch in diesem Bereich die Möglichkeiten an?

Auf jeden Fall ist es für uns essenziell, historische Erfahrungen mit Blick für die Zukunft zu nutzen. Big Data ist dabei für verschiedene Bereiche wichtig, auch das Thema ESG. Am Ende des Tages sind wir das Frühwarnsystem unserer Kund:innen, deswegen ist es selbstverständlich, dass wir immer das bestmögliche Prognosensystem bieten wollen.

Es entstehen vermutlich besonders spannende Daten aus den Lieferketten. Und jetzt soll es neue Lieferkettengesetze geben. Ist das auch für ACREDIA interessant?

Wir müssen zuerst einmal abwarten, wie dieses Gesetz konkret aussieht. Natürlich wird das für uns interessant sein. Hier wird sich in nächster Zeit eine eigene Branche entwickeln. Wir werden schauen, wie wir dort mit anderen Unternehmen Kooperationen eingehen können.

Zum Thema Green Deal: Wie verändert er die Versicherungsbranche?

Zunächst wird es vor allem aufwändig, sich daran anzupassen. Das gilt sowohl für die einzelne Kundenbeziehung, aber auch für das Reporting und die Analysen. Es wird aber am Ende des Tages kein Weg daran vorbeiführen. Wir sind alle gefordert, jetzt einen Beitrag zu leisten. Und deshalb wird sich das Geschäft bei uns verändern. Wie bei jeder regulatorischen Änderung stöhnt man am Anfang, dann befasst man sich damit und irgendwann ist es völlig normal.

Michael Kolb, Mitglied des Vorstands der ACREDIA Versicherung AG. © ACREDIA AG
Michael Kolb, Mitglied des Vorstands der ACREDIA Versicherung AG. © ACREDIA AG

Es gibt Banken im Unternehmensbereich, die Firmen bessere Kredite geben, je nachhaltiger sie sind. Wird es das im Versicherungsbereich auch geben? Erhalten nachhaltigere Unternehmen bessere Konditionen?

Ja, das ist die Grundidee. Die Frage ist, auf welchem Level tariert man das aus? Dazu haben wir noch keine abschließende Meinung. Wir sind gerade dabei, unsere ESG-Strategie zu verabschieden. Die Transformation kann nur gelingen, wenn man auch konsequent ist.

Daten spielen wahrscheinlich auch hier eine wichtige Rolle, denn Firmen können viel über die eigene Nachhaltigkeit behaupten. Doch sie muss erst durch externe Quellen bewiesen werden.

Das wird auch ein wichtiger Aspekt in unserer Arbeit werden. Wir kalkulieren ja immer mit einem “expected loss” und müssen den “unexpected loss” verhindern. Und so werden wir uns auch sehr stark darauf fokussieren müssen, was wirklich grün und was Greenwashing ist. Hier wird die Taxonomie-Verordnung einen sehr wertvollen Beitrag leisten.

Sehen Sie ACREDIA nun als Vorreiter bei der Digitalisierung im Versicherungsbereich im DACH-Raum?

In Österreich würde ich sagen: Ja. Es ist aber auch nicht einfach, ein Legacy-System abzulösen. Es geht hier um eine riesige Menge an Daten und eine gewaltige Sicherheits-Hürde. Die Umstellung kostet viel Geld, viel Aufwand und es braucht die Kapazitäten an allen Ecken, um sie zu gewährleisten. Wir haben es jetzt gemacht. Man muss sich auch trauen, das ist der springende Punkt.

Aber es gibt doch sicher auch langfristig Einsparungspotenziale?

Naja, es sind immer drei Sachen, die ich berücksichtige. Erstens: Was kostet es mich danach im Vergleich zu vorher? Zweitens: Wie ist die Performance? Drittens: Was für neue Möglichkeiten ergeben sich dadurch? Letzteres kann man nicht messen. Wir können das Geld messen, das es uns kostet und vielleicht antizipieren, wie effizient wir danach sind. Aber alle drei erwähnten Themen sind von Bedeutung.

Wie sehen Sie das Thema Künstliche Intelligenz? Wird das ein großes Thema in der Versicherungsbranche?

Da stellt sich die Frage: Was ist KI? Natürlich benutzen wir Data Crawler und Machine Learning, das ist Standard in unserer Industrie. Doch das hat aus meiner Sicht nichts mit KI zu tun. Für eine wirkliche Intelligenz, die eigenständig arbeitet, fehlt uns noch die Grundlage. Doch dahin wird es gehen, gerade wenn wir über das Thema Daten reden. Bis dahin ist es ein weiter Weg und ich wüsste keine Versicherung, die schon eine echte KI im Einsatz hat.

Ist es bei dieser IT-Strategie auch ein Aspekt, für jüngere potenzielle Talente attraktiver zu werden?

Es geht um die Attraktivität im Allgemeinen. Wie wir in Zukunft arbeiten, ist für alle eine wichtige Frage, nicht nur für die Jungen. Doch wir blicken bei der IT-Strategie auch auf die demografische Kurve. Wir sehen, wie viele Menschen in Pension gehen und wie viele nachkommen, und anhand dessen zeigt sich: Automatisierung und neue Arbeitsmodelle sind für die Zukunft ein Muss.

Wie funktioniert die Automatisierung im Versicherungsbereich? Welche Tätigkeiten kann man automatisieren, und welche kann man durch KI und Roboter niemals ersetzen?

Unersetzlich ist der Mensch eigentlich bei allen Bereichen, wo wir mit den Kund:innen direkt zu tun haben. Auch bei der Kreditanalyse, vor allem wenn es wirklich um große Volumina geht, braucht es erfahrene Mitarbeiter:innen. Aber alles, was danach kommt, also das gesamte Kontrakt-Management, kann und muss “dunkle Verarbeitung“ sein. Da darf keiner mehr eingreifen.

Welche Management-Prinzipien verfolgen Sie selbst bei so einem großen Projekt, beispielsweise in Bezug auf Teamwork?

Wichtig ist ein intensiver Austausch zwischen Kolleg:innen sowie die Freiheit, Dinge auszuprobieren. Man darf aber auch keine Angst davor haben, manche Dinge auch einfach mal einzustampfen. Mut und Vertrauen in die Leute sind die wichtigsten Prinzipien.

Derzeit sind wir mit vielen verschiedenen Krisen gleichzeitig konfrontiert. Sind diese auch ein Katalysator für den Willen zu dieser Veränderung?

Jede Krise ist Ausgang für Veränderungen. Corona hat uns über die Themen digitales Arbeiten, Home Office und Automatisierung nachdenken lassen. Die Energiekrise treibt Überlegungen zu ESG, Lieferketten und vielen weiteren Bereichen voran. Wichtig ist, dass wir uns jetzt alle zusammenreißen und schauen, wie wir gemeinsam da durchkommen. Wir haben schon viele Krisen überstanden und werden diese auch lösen. Diejenigen, die positiv nach vorne blicken, werden es schaffen.

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