Adverity: Wiener Scale-up senkte 2023 Verluste vor allem durch Einsparungen
Schon langsam kommen die ersten Jahresabschlüsse für 2023 der Unternehmen in die Firmenbücher, und einer davon gehört zum Wiener Marketing-Daten-Spezialisten Adverity: Das Scale-up gehörte ja 2021 zu jenen Firmen, die im Tech-Hype sehr viel Geld aufgenommen hatten – 102 Millionen Euro steckten Vision Fund 2 von Softbank und Sapphire Ventures damals in das Unternehmen der Gründer Andreas Glänzer, Martin Brunthaler und Alexander Igelsböck (CEO). 2022 musste dann, wie anderswo auch, mit Stellenkürzungen auf die Multi-Krise reagiert werden.
Wie also lief 2023? Der Umsatzerlös stieg von 17,55 Mio. Euro (2022) auf 21,40 Mio. Euro (2023), das entspricht einem Anstieg von 21,9%. Der Anstieg der Umsätze ist auf das Wachstum bei den Kunden, die die Adverity-Software lizensieren, zurückzuführen, die Kundenzahl stieg von 397 (2022) auf 493 (2023), was einem Anstieg von 24,2% entspricht. Kunden nutzen die Daten- und Analyseplattform, um ihre Marketingausgaben zu optimieren. Dazu werden zahlreiche Marketing-Kanäle von Social Media über Search bis E-Commerce verknüpft, um daraus Datenanalysen abzuleiten.
Dem gegenüber steht aber auch im achten Jahr nach der Gründung 2016 ein großer Millionenverlust gegenüber – und zwar 17,53 Mio. Euro. Das ist ordentlich, denn es entspricht fast einer Halbierung der Verluste gegenüber dem Jahr 2022, damals war das Minus noch bei 35,71 Mio. Euro. Das Adverity noch immer sehr viel Geld verbrennt, kann man durch das Investment aus dem Jahr 2021 ausgleichen (dafür sind Finanzierungsrunden ja gedacht). Am Ende des Geschäftsjahres 2023 hatte Adverity immer noch einen positiven Banksaldo von etwa 23,65 Mio. Euro aus. Insgesamt liegt der Bilanzverlust bei etwa 88,5 Mio. Euro, der aber den Verlustvortrag aus den Vorjahren von 71 Mio. Euro beinhaltet.
„Schwierig, neues Kapital zu beschaffen“
Dass die Verluste so stark gesenkt werden konnten, ist nicht nur auf die wachsenden Umsätze, sondern vor allem auf Kostensenkungen im Unternehmen zurückzuführen. Die betrieblichen Aufwendungen sanken von 54,57 Mio. Euro im Jahr 2022 auf 39,69 Mio. Euro im Jahr 2023, heißt es im Lagebericht für 2023. Die Haupttreiber dieses Ergebnisses seien die Kostensenkungen in den einzelnen Bereichen. „Da es in der derzeitigen Wirtschaftslage schwierig ist neues Kapital zu beschaffen, beschloss das Unternehmen, die Kosten zu senken“, heißt es. Offenbar wurde versucht, eine neue Finanzierungsrunde zu schließen, was aber nicht gemacht werden konnte. Klar: 2023 war Krise und Kapitalknappheit in der Startup- und Scale-up-Welt angesagt, was sich vierlorts durch Massenkündigungen, Downrounds oder Pleiten zeigte.
Wo wurde also nun gespart? „Die wichtigsten Komponenten sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie für Vertrieb und Marketing. Die F&E-Ausgaben wurden durch die Optimierung der Datenverwendung (Hosting) und durch die Senkung der Personalkosten und der Kosten für die Freiberufler, gesenkt. Die Ausgaben für Vertrieb und Marketing wurden auch im Jahr 2023 erfolgreich gesenkt. Die Senkung der Vertriebskosten wurde hauptsächlich durch die gesunkenen Personalkosten erreicht“, werden die Kürzungen durch die Unternehmensbereiche zusammen gefasst.
Verlangsamung des Umsatzwachstums
Dass man eigentlich schneller wachsen wollte (auch über Tochterunternehmen in den USA und UK), liest man im Lagebericht 2023 auch. „Die derzeitige wirtschaftliche Lage erschwert die Aufschließung neuer Absatzmärkte und die Gewinnung neuer Kunde, was zu einer Verlangsamung des Umsatzwachstumes führt. Die Geschäftsleitung der Adverity GmbH hat durch die erfolgreich durchgeführte Kostensenkung im Jahr 2023 diesen Ereignissen erfolgreich gegengesteuert“, heißt es darin. Man hätte „unter den derzeitigen Marktbedingungen alle erforderlichen Maßnahmen“ ergriffen, um ein nachhaltiges Betriebskapital aufrechtzuerhalten, eben über Effizienzsteigerungen und Kostenoptimierung. Rentabilität sei ein „langfristiges Ziel“ für das Unternehmen. Wann man das erreichen will, wird im Lagebericht nicht gesagt.
Adverity steht nach mehreren Finanzierungsrunden bis zu der Series D im Jahr 2021 bereits ganz klar mehrheitlich im Besitz der Investoren. Softbank hat 25,1 Prozent, Mangrove, Sapphire und Felix Capital kommen zusammen auf weitere 43 Prozent. Die Gründer halten gemeinsam deutlich weniger als 20 Prozent.
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