Sinnvolle Symbiose

Agri-PV: Wenn Sonnenstrahlen gemeinsam mit Äpfeln geerntet werden

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Die Solarmodule schützen die Apfelbäume u.a. vor zu starker Sonneneinstrahlung und Extremwetter. ©Fraunhofer ISE
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Großflächige Solarparks ernten nicht selten auch einiges an Kritik. Insbesondere die großen Mengen an Flächen, welche diese benötigen, nähren oft den Unmut bei solchen Bauvorhaben. Dadurch würde zum einen die Vegetation auf der Fläche gestört und zum anderen gehen Flächen für die Landwirtschaft verloren, so die Ängste. Doch bereits seit längerem gibt es eine Form der Solarkraftgewinnung, welche beweist, dass die Gewinnung von Solarenergie und von Nahrungsmitteln Hand in Hand gehen können. Agro-Photolvoltaik oder Agri-Photovoltaik (kurz: Agri-PV) nennt sich diese Symbiose.

In Österreich eröffnete die erste Anlage Ende Oktober 2019 im niederösterreichischen Guntramsdorf. Diese Pilotanlage  besteht aus 60 doppelseitigen, vertikal montierten Modulen und erzeugt 22,5 kWp Sonnenstrom. In dieser Anlage werden neben Sonnenenergie gleichzeitig Kartoffeln geerntet. Ein weiteres Beispiel in Österreich ist das größte Solarkraftwerk des Landes. Hier werden Energieerzeugung und Schafhaltung miteinander verbunden. Nun eröffnete diese Woche im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz auf einem Bio-Obsthof die erste Anlage Deutschlands für CO2-neutralen Obstanbau. Geerntet wird hier neben Solarenergie: Äpfel.

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Pflanzen werden vor Hitze und Niederschlag geschützt

„Wir sehen in Agri-PV eine langfristige Lösung, um Landwirte dabei zu unterstützen, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Wir können das bisherige Ökosystem erhalten und durch Synergieeffekte und die Solarstromerzeugung sogar aufwerten“, so Stephan Schindele, Head of Product Management Agri-PV bei BayWa r.e. Diese führen das 5-jährige Forschungsprojekt gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE durch. Auf insgesamt rund 9.100 m2 überspannt die 258 kW-Agri-PV-Anlage etwa ein Drittel der Fläche. Ziel sei es laut den beteiligten Forschungsunternehmen, die Klimaresilienz im Obstbau zu verbessern und zugleich Solarstrom zu erzeugen.

Neben der Agri-PV, welche sowohl aus festinstallierten, nicht regendurchlässigen und nachgeführten, bei Bedarf regendurchlässigen PV-Modulen besteht, wollen die Forschenden auf dem Bio-Obsthof außerdem einen nicht regendurchlässigen Folienschutz und einen regendurchlässigen Hagelschutz testen. So sollen Erkenntnisse zu Schutzmöglichkeiten der Pflanzen durch die Agri-PV-Anlage vor Hagel, Starkregen, Sonnenbrand, Frost oder extremen Temperaturen gesammelt werden können. „Das Forschungsprojekt ,Agri-PV Obstbau‘ soll nicht nur Möglichkeiten aufzeigen, CO2-Emissionen in der Landwirtschaft zu reduzieren, sondern auch die Verwendung kurzlebiger Materialien und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Fungiziden zu vermeiden und so entscheidend zum Klimaschutz beizutragen“, so Andreas Steinhüser, Stellvertretender Gruppenleiter Agri-Photovoltaik am Fraunhofer ISE dazu. Der so selber erzeugte Strom soll direkt Anwendung auf dem Biohof finden. So soll der Strom für den Antrieb des elektrisch betriebenen Traktors und dem Bewässerungssystem des Hofes genutzt werden.

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Schafe halten Rasen kurz

In Wien produziert Österreichs größter Solarpark seit Frühjahr 2021 Strom. Auf einer Fläche von 12,5 Hektar sollen hier 12 Gigawattstunden jährlich für 4.900 Haushalte mit der 11,45 Megawatt-Anlage produziert werden. Neben den bekannten horizontalen Photovoltaik-Modulen, wurden auf der Fläche auch 400 vertikale, doppelseitige Module errichtet. So ist es möglich von beiden Seiten die Solarenergie aufzufangen und der Weg ist trotzdem breit genug, für einen Traktor. Als großes Agrar-Photovoltaik Projekt wurden im Sommer zwischen Solarmodulen 90 Juraschafe gehalten, welche so den Rasen kurz halten.

In Zukunft soll außerdem auch Ackerbau auf der Anlagefläche betrieben werden. Das allerdings nicht auf der selben Fläche, wo auch die Schafe weiden, sondern zwischen den vertikalen PV-Modulen. 2021 wird aber noch nichts zu ernten seien. Laut Julia Wenin, Mitarbeiterin des PV-Projekt Entwicklungsteams, werden heuer zunächst Bodenanalysen durchgeführt und die Praktikabilität der Bewirtschaftung für den Bauern unter den täglichen Anforderungen getestet. Ab dem nächsten Jahr werden dann die ersten Ertragsanalysen durchgeführt und so erforscht, wie sich die Erträge der Pflanzen von anderen Anbauflächen unterscheiden. Was genau auf der Fläche angebaut wird, ist heute allerdings noch nicht bekannt.

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