Nach 3 Labor-Bränden kam der Erfolg: Grazer Startup Fluvicon bekämpft Wasserkrise in Südafrika
Bis sich der Erfolg einstellt, muss man scheitern. Im Falle des Physikers Thomas Grießler musste sogar dreimal die Feuerwehr ausrücken: Seine Versuchsanordnung an der TU Graz flog sprichwörtlich in die Luft und er löste mit seiner Tüftelei einen Brand im Labor aus. Nun ist seine Idee – „ich habe immer gewusst, dass es einmal gelingen wird“ – nicht nur eine funktionierende Lösung und ein Unternehmen namens fluvicon. Er gewann mit ihr auch die Agri-Water-Innovation-Challenge in Südafrika. Die Wirtschaftskammer Österreich hatte 12 Startups aus Österreich eingeladen, Ideen zu präsentieren, wie man das Problem der Wasserknappheit in Kapstadt lösen konnte. Thomas Grießler konnte die Jury mit seiner Vorwärts-Osmose überzeugen: Mit der Methode kann nicht nur verunreinigtes Wasser gereinigt werden, sondern sogar noch aus schlammigem Boden Wasser gewonnen werden.
Eine bionische Lösung
Um verschmutztes Wasser – sei es durch Natureinflüsse, bei Produktionsverfahren in der Industrie aber auch im Bergbau – wieder nutzbar zu machen, werden weltweit zig Milliarden Euro aufgewendet. fluvicon will mit seiner Innovation die Kosten der Wiederaufbereitung um 50 Prozent reduzieren, weil nur noch halb so viel Energie aufgewendet werden muss. Anleihen hat sich Grießler dabei in der Natur genommen. „Die Vorwärtsosmose ist die Grundlage jeder lebenden Zelle, jede Pflanzenwurzel basiert auf dieser Methodik“, erklärt Grießler. Gießt man eine Pflanze mit schmutzigem Wasser, so nehmen die Wurzel automatisch nur das Wasser, nicht aber den Schmutz auf.
Wasser fließt freiwillig durch eine Membran
„Bei unserer fluvicon-Methode fließt verschmutztes Wasser quasi freiwillig durch eine Membran, die den Schmutz zurückhält. Das Ergebnis hinter der Membran, der wie ein Filter funktioniert, ist reines Wasser.“ Bei der weit verbreiteten Rückwärts- bzw. Umkehr-Osmose wird das Wasser mit hohem Druck durch eine Membran gepresst – was zum einen enormen Energieaufwand bedarf und zum anderen einen hohen Membran-Verschleiß zur Folge hat. Wie die Vorwärts-Osmose funktioniert, erklärt Grießler mit einem Kirschen-Beispiel: Wenn Regen lange auf Kirschen fällt, dann nimmt die Kirsche durch den Effekt der Osmose zu viel Wasser auf. Die Folge ist, dass die Kirschhaut platzt. Damit dies nicht passiert, müsste das Wasser abgeleitet werden. Ein ähnliches Problem musste Grießler bei seiner Idee lösen, nämlich, wie bekommt man das gereinigte Wasser wieder kostengünstig aus dem Prozess.
Durchbruch & Patente
2013 schon hat Grießler sein Unternehen fluvicon gegründet, der Durchbruch ist ihm und seinen Techniker-Kollegen aus Deutschland vor einem dreiviertel Jahr gelungen, als der Prozess erstmals funktioniert hat. Mit drei internationalen Patenten – eines wurde bereits genehmigt, – besitzt Grießler auch eine eigene Intellectual Property, also geistiges Eigentum, die das Unternehmen auch für Investoren spannend macht. Derzeit schaut die Anlage aus Rohren, Leitungen und Filtern noch sehr komplex aus, aber in absehbarer Zeit sollen die Gerätschaften in einem Container Platz finden. „An den wird man vorne eine Leitung, in die das schmutzige Wasser reinfließt, anschließen“, erklärt Grießler, „und hinten wird es zwei Anschlüsse geben. Bei einem kommt das saubere Wasser raus und beim anderen der rausgefilterte Dreck.“ Und diesen könne man weiterverarbeiten oder verbrennen.
Mit einigen Interessenten aus der Petrochemie sowie Industrieanlagebauern, deren Namen der Firmengründer nicht nennen darf, werden bereits Pilotprojekte entwickelt, neben einer Container-Lösung seien auch fixe Anlagen machbar. Der offizielle Marktstart von fluvicon ist Mitte kommenden Jahres geplant. Bis dahin soll die Lösung noch von „Kinderkrankheiten“ befreit werden.