AgroBiogel und das biobasierte Hydrogel: Die dürren Jahre sind vorbei
Schon heute hat die Landwirtschaft mit Dürreperioden zu kämpfen. Kleiner wird das Problem in Zukunft nicht. Daher braucht es Lösungen, sich an diese Voraussetzungen anzupassen. Daran arbeit auch das Tullner Startup AgroBiogel. Der Ansatz: ein biobasiertes Hydrogel, das Wasser länger in der Erde speichert.
Nach langen Wintermonaten sind die ersten Frühlingstage ein langersehntes Wiedersehen. Der März 2022 zeigte sich dabei von seiner besonders schönen Seite. Das nicht nur subjektiv, sondern auch in Zahlen. Die lang anhaltenden Hochdruck-Wetterlagen im dritten Monat des Jahres bringen dem März 2022 den Titel „sonnigster März der Messgeschichte“ in den Bergen und „zweitsonnigster März“ (gemeinsam mit 1948) im Tiefland ein. Das ergeben die Aufzeichnunge der Zentralanstalt für Metorologie und Geodynamik (ZAMG).
Wo viel Sonne, da wenig Regen. Im Vergleich zum Mittel 1991- 2020 ist im März 2022 um 73 Prozent weniger Niederschlag gefallen. Damit schafft es der Monat auch in diesem Ranking auf das Treppchen und erreicht den 3. Platz in der Reihe der trockensten Märzmonate der vergangenen 165 Jahre.
Erfolgreiches Jahr 2021
Solche Extremwerte spüren dann auch die Landwirt:innen. „Dürren haben große Auswirkungen in der Landwirtschaft, von Ernteausfällen und vermehrtem Auftreten von Pflanzenkrankheiten bis hin zu Totalschäden. In der Folge können Hungersnöte auftreten. Deswegen ist es wichtig, Technologien auf den Markt zu bringen, die dagegen wirken“, so Keith Nyanhongo, Head of Marketing bei AgroBiogel.
Im Januar 2021 gründete Gibson Stephen Nyanhongo, der Haupterfinder des AgroBiogels, zusammen mit Johannes Paul Schwarz und Enrique Nacif das Unternehmen, als Spin-off der Universität für Bodenkultur Wien. Nur wenige Monate später trat das AgroBiogel-Team bei der #glaubandich-Challenge in der Kategorie „Climate & Environment Protection“ an und gewann diese Katorie prompt. Wiederum nur einige Monate danach, im Dezember 2021, kurz vor Weihnachten, sicherten sie sich über das Scale-up-Instrument des EIC Accelerators der Europäischen Union eine Finanzierung von insgesamt 3,4 Millionen Euro.
Hydrogel aus Holz
Der Grund für den Erfolg von AgroBiogel: ein biobasiertes Hydrogel aus Holz. Dafür verwendet das Startup Nebenprodukte aus der Holzverarbeitung. Einmal eingebracht in die Erde, erhöht das Hydrogel die Wasserhaltefähigkeit des Bodens. So werde das Wasser, wenn es einmal regnet, besser gespeichert. In Trockenzeiten werde es Stück für Stück wieder an die Pflanzen abgegeben. Auch Dünger wird von dem Hydrogel absorbiert und dann wieder langsam abgegeben, heißt es vom Startup. Letztlich können die Nutzer:innen sowohl den Wasser- als auch den Düngerverbrauch verringern, so das Tullner Spin-off. Nach etwa fünf bis zehn Jahren dürfte die Wasserhaltefähigkeit nicht mehr gegeben sein, nach rund zwanzig Jahren wird es dann zu Humus und kann dann die Bodenfruchtbarkeit noch weiter erhöhen.
Expansion im Blick
„In Zukunft planen wir natürlich neue Produkte. Zurzeit liegt unser Fokus aber darauf, die Produktion zu skalieren und sich dann vollkommen auf diese zu konzentrieren”, so Nyanhongo. Bereits 2022 soll die Produktion ausskaliert sein. Danach ist der Wachstum geplant. „Uns ist es wichtig, so schnell wie möglich zu wachsen, da dieses Produkt vor allem jetzt gebraucht wird“, so Nyanhongo. In weiterer Zukunft wolle man auf jedem Kontinent vertreten sein und das AgroBiogel den Landwirt:innen sowohl logistisch, als auch leistbar zur Verfügung stellen.
Sich dem Feedback stellen
Zurück wieder in die heimischen Gefilde: Die Teilnahme an Startup-Wettbewerben, wie es die #glaubandich-Challenge ist, auch bereits in einem sehr frühen Stadium, bereuen die Gründer nicht. Mitgemacht hätten sie vor allem, um die Meinung der Jury über ihr Startup zu erfahren. Aber auch, um in Kontakt mit anderen Gründer:innen zu kommen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Auch ohne den Sieg können Jungunternehmen doch einiges an Mehrwert bei solchen Wettbewerben mitnehmen, so AgroBiogel: Networking-Partnerschaften, Aufmerksamkeit der Investor:innen und nicht zuletzt die der Öffentlichkeit. Ein Produkt kann schließlich noch so gut sein, wenn es schlussendlich keiner kennt, ist auch niemandem geholfen. Vor allem dann, wenn es ein fundamentales Problem lösen könnte, dem – eher kurz- als langfristig – viele Menschen begegnen werden.
Text: Jasmin Spreer
Fotos: David Visnjic
Diese Story stammt aus dem Gründer:innen-Guide 2022. Der ist hier kostenlos als Download abrufbar.