AI Act: Open Source soll Abhängigkeit von AI-Systemen aus den USA bremsen
Voraussichtlich am 11. Mai wird der Ausschuss im EU-Parlament über den AI Act abstimmen, das Plenum dann Mitte Juni – und damit wird der Weg für eine der wichtigsten Gesetzesinitiativen der EU geebnet. Denn die Verordnung für Künstliche Intelligenz wird maßgeblich definieren, wie in europäischen Ländern künftig mit AI-Systemen gearbeitet werden darf. Während mittlerweile bekannt ist, dass viel diskutierte AI-Bots wie ChatGPT, die Texte, Bilder oder Code produzieren können, strenge Regeln bekommen sollen, fürchten nun AI-Forscher:innen, dass zu weitreichende Vorschriften die Open-Source- Forschung und Entwicklung hemmen könnte.
„Wir begrüßen das Engagement der EU für eine KI-Regulierung und setzen uns für eine KI-Aufsicht ein“, heißt es in einem offenen Brief an das EU-Parlament, das unter anderem auch der bedeutende KI-Forscher Sepp Hochreiter von dere JKU in Linz unterschrieben hat. „Die KI-Aufsicht muss jedoch sorgfältig kalibriert werden, um quelloffene Forschung und Entwicklung zu schützen – und um Europa im Bereich KI wettbewerbsfähig zu halten.“ Gefordert wird deswegen, dass Open Source nicht mit anderen proprietären AI-Systemen in einen Topf geworfen werden sollten.
„Das Gesetz sollte wichtige Unterscheidungen zwischen geschlossenen KI-Modellen, die als Dienstleistung angeboten werden (z. B. über eine App oder API wie chatGPT oder GPT-4) und KI-Modellen, die als Open-Source-Code veröffentlicht werden (einschließlich Open-Source-Daten, Trainings-Quellcode, Inferenz-Quellcode und vortrainierte Modelle) machen“, fordern die Forscher:innen. Dort, wo möglich, sollte es nicht die selben strengen Regeln für Open-Source-KI geben wie etwa von ChatGPT, das OpenAI und Microsoft anbieten. Zudem wäre es wichtig, dass große Supercomputing-Einrichtungen für die KI-Forschung errichtet werden, damit die europäischen Forschungsgemeinschaft die Möglichkeit hat, diese Open-Source-Grundlagenmodelle auch zu nutzen.
Open Source hilft, Unternehmensdaten zu schützen
Der offene Brief wurde vom Large Scale Artificial Intelligence Open Network (LAION) aufgesetzt, neben Sepp Hochreiter haben ihn etwa auch das European Laboratory for Learning and Intelligent Systems (ELLIS), der deutsche KI-Bundesverband und dutzende weitere KI-Professor:innen aus ganz Europa unterschrieben. „Open-Source-KI ermöglicht es kleinen und mittleren Unternehmen, auf bestehenden Modellen aufzubauen und die Produktivität zu steigern, anstatt sich bei wichtigen Technologien auf einige wenige Großunternehmen zu verlassen“, heißt es in dem Schreiben weiter. Derzeit sieht man am Markt, dass vor allem GPT-4 von OpenAI mit Hilfe der Azure Cloud von Microsoft in Anwendungen zahlreicher Unternehmen wie Snap, Stripe, Morgan Stanley oder Duolingo eingebaut werden.
Open Source soll auch zur europäischen Datensouveränität beitragen. „Öffentliche und private Organisationen können Open-Source-Modelle für spezielle Anwendungen anpassen, ohne sensible Daten mit proprietären Firmen zu teilen“, heißt es weiter. Es gibt bereits den Fall bei Samsung, wo Mitarbeiter:innen verboten wurde, ChatGPT zu verwenden. Denn der Tech-Riese befürchtet, dass auf diesem Wege sensible Daten aus der Firma gegeben werden könnten.