Österreich hat noch immer keine AI-Strategie. Aber es gibt zumindest konkrete Vorschläge.
„Ich habe keine Ahnung, ich bin ja nicht das Orakel von Delphi.“ Das ist die Antwort des Roboters „Nao“, den das Wiener Startup Ondewo zu Demo-Zwecken im Einsatz hat, nicht daruaf, ob es bald eine AI-Strategie für Österreich gibt, sondern auf die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Die Frage nach dem Sinn des Lebens muss wohl jeder für sich selbst beantworten, zur Frage nach der Strategie unseres Landes für Künstliche Intelligenz kann man derweil beantworten: Wegen dem Ende der Regierung Kurz wird sie nicht wie geplant am Europäischen Forum Alpbach präsentiert werden.
„Österreich fehlt die strategische Ausrichtung“
Das hinderte die Junge Wirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich aber nicht daran, heute vormittag in Wien einen eigenen Forderungskatalog für AI zu präsentieren. „In Österreich fehlt die strategische Ausrichtung. Wir brauchen rasche Maßnahmen, damit Künstliche Intelligenz eine Priorisierung bei der Politik bekommt“, so Christiane Holzinger, Bundesvorsitzende der Junge Wirtschaft.
„Andere Länder haben da bereits massiv vorgelegt. Die chinesische Regierung investiert 150 Milliarden Dollar bis 2030, und die USA steckt pro Jahr zweistellige Milliardenbeträge in die Technologie“, so Clemens Wasner, Gründer und Obmann des Vereins AI Austria. Auch die deutsche Regierung hat bereits eine KI-Strategie vorgestellt. Bis 2025 sollen drei Milliarden Euro investiert werden (auch wenn es eher nur 500 Millionen Euro an „frischem Geld“ sein dürften).
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9 Forderungen
Um mit den genannten Machtblöcken – zumindest ein wenig – in Sachen KI mithalten zu können, haben Holzinger und Wasner eine Forderungsliste an die aktuelle Übergangsregierung sowie an die nächste Regierung, die voraussichtlich im Herbst gebildet werden wird, vorgestellt. Sie umfasst folgende 9 Punkte:
- Bereitstellung von Big-Data-Infrastruktur, damit Betriebe einfacheren Zugang zu für AI nötigen Daten bekommen
- Regulatory Sandboxes, also die Erlaubnis, in einem rechtsfreien Raum mit neuartigen AI-Anwendungen experimentieren zu dürfen
- Einheitliche Regelung von IP-Rechten, damit Unternehmen einfacher AI-Software patentieren können
- Aus- und Weiterbildung von Fachkräften, und zwar nicht nur Forscher, sondern etwa auch so genannte KI-Helfer, die Daten für AI-Anwendungen aufbereiten
- Rot-Weiß-Rot-Karte für KI-Fachkräfte erweitern, und zwar auch die leichtere Anerkennung von nicht-formaler Bildung und Praxiswissen
- Bilanzierung eigenerstellter immaterieller Vermögensgegenstände, damit Unternehmen etwa Software-Patente oder Urheberrechte als immaterielle Vermögenswerte in der Bilanz darstellen können
- Eine gemeinsame KI-Strategie für Europa
- Bewusstsein in der Bevölkerung und bei Unternehmen für AI schaffen
- KI-Entwicklung gesellschaftlich begleiten, um sich öffentlich mit Chancen, ethischen Fragen auseinander zu setzen
Dass Künstliche Intelligenz ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor sein wird, zeigen Studien. Accenture zufolge könne die Wachstumsrate der österreichischen Wirtschaft durch den Einsatz von AI auf drei Prozent bis 2035 ansteigen.
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