Warnung: „Die AI-Blase ist größer als die Tech-Blase in den 1990ern“
Wer in den letzten 12 Monaten in den S&P500 oder andere, durch Big Tech dominierte Aktienindizes investiert hat, der freut sich derzeit sicherlich. Denn wie mehrmals berichtet, haben vor allem die so genannten „Magnificent 7“ – also Apple, Microsoft, Alphabet, Meta, Tesla, Nvidia und Amazon – die Kurse von S&P500, Nasdaq 100 und Co auf neue Höhen getrieben. Unter diesen „Glorreichen 7“ wiederum sind es vor allem die durch den AI-Hype getriebenen Werte, nämlich Chip-Riese Nvidia, OpenAI-Großinvestor Microsoft und Meta Platforms.
Doch wie lange geht der Höhenflug noch weiter? Diese Frage stellen sich immer mehr Beobachter:innen. Unter anderem auch Torsten Sløk, Chefökonom von Apollo Global Management, einem der größten Private-Equity-Gesellschaften der Welt. Apollo hat etwa zuletzt die einst führende Suchmaschine Yahoo! gekauft, um sie wieder auf Vordermann zu bringen – und hat dementsprechend tiefes Know-how über die Zeit der Dotcom-Blase.
Und deswegen ist es mindestens interessant, wenn nicht sogar alarmierend, wenn Chefökonom Sløk in einer Analyse feststellt: „Die aktuelle AI-Blase ist größer als die Tech-Blase in den 1990ern“. Er stellt das fest, indem er die Bewertungen der zehn größten Unternehmen der USA mit jenen Mitte der 1990er-Jahre vergleicht – das war die Zeit, bevor die Dotcom-Blase platze. „Die 10 größten Unternehmen im S&P 500 sind heute stärker überbewertet als die 10 größten Unternehmen während der Technologieblase Mitte der 1990er Jahre“, so Sløk. Hier seine Berechnungen:
Aktienverkäufe verunsichern Beobachter:innen
Nun stellt sich natürlich die Frage: Steht der Aktienmarkt angesichts der drastischen Bewertungssteigerungen (die Bewertung von Nvidia etwa wuchs innerhalb eines Jahres um mehr als das Dreifache von 600 Mrd. Dollar auf 2 Billionen Dollar) vor einem neuerlichen Platzen der Blase? Aktuell werden die Kurse noch einmal von kürzlich präsentierten, sehr guten Geschäftszahlen etwa von Nvidia angetrieben, das seinen Umsatz 2023 als führender Hersteller von GPUs mehr als verdoppelte (Trending Topics berichtete).
Ein weiterer Hinweis, dass es mit dem fantastischen Wachstum, der sich außerhalb der Big-Tech-Liga in der restlichen Wirtschaft nicht so wieder spiegelt, nicht lange so weitergehen wird, könnte das Verhalten der Big-Tech-CEOs zeigen. Wie berichtet, haben Amazon-Gründer Jeff Bezos sowie die JPMorgan-CEO Jamie Dimon und Meta-CEO Mark Zuckerberg zuletzt Aktien an ihren jeweiligen Unternehmen im Wert von 9 Milliarden Dollar verkauft. So etwas passiert zwar immer wieder, jedoch macht manche die Höhe der Aktienverkäufe unruhig.
Dass sich da eine AI-Blase bildet, davor warnten etwa John Hussman, Präsident des Hussman Investment Trust, der – neben anderen – den Börsencrash von 2008 voraussagte, oder die Bank of America bereits Mitte 2023 – damals war noch von einer Baby-AI-Blase die Rede (Trending Topics berichtete). Doch seither sind die Kurse der AI-getriebenen Tech-Unternehmen weiter nach oben gegangen, und zwar nicht nur im luftleeren Raum, sondern auch auf Basis deutlich gewachsener Umsätze und Gewinne.
AI-Boom verspricht neue „Roaring ’20s“
Im Vergleich zu anderen Hypes wird bei AI auch oft argumentiert, dass sich die neuen Technologien sehr breit in der Wirtschaft einsetzen lassen – das war bei anderen Hypes wie Krypto, Metaverse oder Augmented Reality anders. Deswegen sehen so manch andere Analyst:innen erst den Beginn von noch größeren AI-Entwicklungen. Bei Goldman Sachs sieht man Nvidia als „wichtigste Aktie der Welt“, Jason Draho, Head of Asset Allocation Americas bei UBS Global Wealth Management, spricht von einer Neuauflage der „Roaring ’20s“.
„Dies ist ein Moment wie 1995, da die KI-Revolution und die zusätzlichen Ausgaben in Höhe von 1 Billion Dollar in den nächsten zehn Jahren das Software-Ökosystem und den Rest des Technologiesektors treffen“, schreibt etwa Daniel Ives vonWedbush Securities. „Nvidia und die goldenen GPUs sind der Beginn der Spending-Welle“.