AI in den 1980ern: Puma-Sneakers mit Computer und Pannenhilfe per Thermodrucker
„Es war gar nicht so leicht, damals einen tragbaren Computer mit internem Speicher, Display und Drucker zu finden“, erinnert sich Robert Trappl. Trappl gilt als Koryphäe auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz und hat in den 1980er-Jahren das Österreichische Forschungsinstitut für Artificial Intelligence (OFAI) gegründet. Den tragbaren Computer, es war ein Epson HX-20, der erste Laptop überhaupt, benötigte er für eine Videoserie, die das Thema Artificial Intelligence (AI) einfach erklären sollte.
Vor genau 30 Jahren war die Videoserie „Einführung in die Artificial Intelligence von und mit Robert Trappl“ fertig. Um Kosten zu sparen, übernahm der Universitätsprofessor Drehbuch, Regie und die Präsentation in den Videos selbst. Die neun Folgen dauern jeweils eine Viertelstunde und wurden in den 1980ern und 1990ern vor allem in Schulen und an Unis gezeigt. „Durch einen Glücksfall sind heuer die originalen Magnetbänder der Videos wieder aufgetaucht“, sagt Trappl. Und so kann man sich die historischen Dokumente wieder im OFAI zu Gemüte führen.
Autopanne mit 80er-Jahre AI
Eine Milliarde Dollar betrug die Wertschöpfung im Bereich Künstlicher Intelligenz in den USA in den 1980er-Jahren, weltweit arbeiteten etwa 20.000 Wissenschaftler im Bereich AI. In Trappls Videos geht es um Heuristische Suche und semantische Netzwerke – man müsse aber kein Experte sein, erklärt der Professor zu Beginn. Veranschaulicht wird das Thema unter anderem mit einer Autopanne.
Trappls VW bleibt auf einer Bergstraße „liegen“. Während der AI-Experte die Motorhaube öffnet, klappt seine Begleiterin den Epson HX-20 auf und legt ein Kassette mit einem Programm ein. Mit einfachen Ja/Nein-Fragen versucht sich das „Expertensystem“ an das Problem heranzutasten. Um dem Fahrer zu helfen, konkrete Bereiche unter der Haube zu finden, werden diese symbolhaft auf Papier gedruckt. „Damals gab es viel mehr Autopannen als heute und das war ein perfektes Szenario, um AI zu veranschaulichen“, erklärt Trappl bei der Präsentation der Videos.
„Europa wird zum Museum“
2010, dachte man schon damals, werden Supercomputer so leistungsfähig sein wie das menschliche Gehirn. Es habe ein paar Jahre länger gedauert, aber in China stehe nun tatsächlich ein Rechner mit dieser Kapazität. Überhaupt läuft das Rennen um Artificial Intelligence derzeit fast ausschließlich zwischen den USA und China ab. „Es gibt keine europäische AI-Strategie und es wird viel zu wenig investiert“, sagt Trappl. Für das „Human Brain Project“, ein groß angelegtes europäisches Forschungsprojekt, habe die EU das Budget radikal zusammengestrichen. „So kommen wir in Europa nicht voran, wir werden zum Museum“, mahnt Trappl.
Sport-Tracking vor 30 Jahren
Dort wo Grundlagen erklärt werden, sind Trappls Videos aus den 1980ern nach wie vor aktuell. Auch viele Prognosen sind erstaunlich präzise. Etwa, wenn Trappl erklärt, dass schon in zehn Jahren der Schachweltmeister von einem Computer geschlagen wird. 1997 war es so weit. Die Videos erinnern auch an längst vergessene Gadgets. „Es gibt auch schon Kleidungsstücke, in denen Computer stecken“, sagte Trappl vor 30 Jahren in die Videokamera und zeigte auf seine Schuhe. Der „RS Computer Shoe“ von Puma war ein Sneaker, aus dem an der Ferse ein für damalige Verhältnisse kleiner Rechner hervorragte. Der Schuh zeichnete Distanz und verbrauchte Kalorien auf und ließ sich an einen Apple IIE, einen Commodore 64 oder einen IBM PC anschließen. Erfolgreich wurde das Konzept allerdings erst später durch Nike.
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Die Videoserie „Einführung in die Artificial Intelligence von und mit Robert Trappl“ wird an drei Abenden zu je zwei bis drei Videos am OFAI (Freyung 6/6/7, 1010 Wien) von Robert Trappl persönlich präsentiert. Zweimal findet die Veranstaltung noch statt, am 22.5. und am 29.05. ab jeweils 18:30. Anmelden kann man sich unter sec@ofai.at.