AK-Report: Kaum Frauen in Österreichs Vorständen
In den letzten Jahren hat die Debatte über Frauen in Führungspositionen an Fahrt aufgenommen. Während die Einführung von Pflichtquoten für Aufsichtsräte zu einem Anstieg des Frauenanteils geführt hat, bleiben Vorstände weiterhin von Geschlechterdiversität weit entfernt, zeigt der Frauen.Management.Report der Arbeiterkammer.
Die Anstrengungen zur Erhöhung des Frauenanteils in Vorständen stoßen auf Widerstände und zeigen bisher nur begrenzte Erfolge. Aktuelle Daten des European Institute for Gender Equality zeigen, dass der Frauenanteil in den Vorständen der größten börsennotierten Unternehmen Europas nur knapp über 22 Prozent liegt. Ähnlich niedrig ist der Anteil in den operativen Führungsgremien des Leitindex ATX in Wien, wo lediglich zwölf Prozent der Positionen von Frauen besetzt sind. Die Hürden für Frauen, in Vorständen Fuß zu fassen, sind vielfältig: Von Vergütungsunterschieden bis hin zu kulturellen Barrieren innerhalb der Unternehmen.
Pflichtquote für Aufsichtsräte wirkt
Die Einführung von Pflichtquoten für Aufsichtsräte hat zumindest zu einem deutlichen Anstieg des Frauenanteils geführt. Der Frauen.Management.Report zeigt, dass immer mehr Aufsichtsratsmitglieder in Österreich Frauen sind. Seit die Mindestquote von 30 Prozent im Jahr 2018 gesetzlich festgelegt wurde, stieg der Anteil in den quotenpflichtigen Unternehmen von 22,4 auf 36,5 Prozent.
Spillover-Effekt bleibt aus
Diese Entwicklung ist ein Schritt in die richtige Richtung, hat jedoch bisher keine signifikanten Auswirkungen auf die Geschlechterdiversität in den Vorständen gehabt. Der „Spillover-Effekt“ bleibt aus. So sind Frauen in den Geschäftsführungen und Vorständen deutlich unterrepräsentiert. In den Unternehmen, die der Quotenregelung unterliegen, beträgt ihr Anteil magere 14 Prozent, während er in den staatsnahen Betrieben zumindest 18,5 Prozent erreicht.
„Noch drastischer ist das Ergebnis bei den börsennotierten Konzernen. Von 223 Vorstandspositionen sind nur 26 weiblich besetzt. Bei zehn der insgesamt 69 Unternehmen findet sich weder im Aufsichtsrat noch im Vorstand eine Frau“, fasst Simone Hudelist, Betriebswirtin in der AK Wien und Autorin des Frauen.Management.Report., zusammen.
Positiver Trend bei Neubesetzungen
Die Studienautorin sieht jedoch einen positiven Trend bei den Neubesetzungen. Es zeigt sich, dass hier die Anzahl der Frauen zunimmt. Unter den Top 200 Unternehmen wurden 100 neue Geschäftsführungspositionen besetzt, wobei 19 Prozent Frauen waren. Bei den börsennotierten Unternehmen ist der Trend noch deutlicher, ein Viertel der Neubesetzungen waren weiblich.
Die Arbeiterkammer fordert gesetzliche Maßnahmen für Geschlechterdiversität in Vorständen: Ein Mindestanteil von Frauen in börsennotierten Unternehmen sowie die Festlegung einer Mindestquote ab drei Vorstandsmitgliedern auf 33 Prozent könnten entscheidende Schritte sein, um Frauen den Zugang zu Spitzenpositionen zu erleichtern, so die AK.
Darüber hinaus sei eine Anpassung der Rahmenbedingungen erforderlich, um die Vereinbarkeit von Vorstandstätigkeiten mit Familienpflichten zu gewährleisten und die Haftung während einer Mandatspause auszuschließen. Eine Neugestaltung der Vergütungspolitik, die Bonuszahlungen an die Förderung von Frauen in Führungspositionen und den Mindestfrauenanteil bei Neueinstellungen in männerdominierten Branchen knüpft, könne zusätzlich Anreize für eine erhöhte Geschlechterdiversität schaffen.
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