Aktienmarkt: Was internationale Investoren 2024 erwartet
Nach einem überraschenden Anstieg der Aktien in den letzten Wochen herrscht im neuen Jahr Ungewissheit für internationale Investor:innen. Die gute Nachricht: Eine weltweit sinkende Inflation und eine sehr wahrscheinliche Zinssenkung durch die Zentralbanken. Die schlechte Nachricht liegt in der verzögerten Wirkung der allgemeinen Geldpolitik.
2023 als bestes Jahr für globale Aktien
Die Financial Times Vorhersage für 2024 nennt zwei Felder, in denen im neuen Jahr Unsicherheit herrschen wird: Wirtschaft und Politik. Die Erwartung zahlreicher globaler Player, dass die Federal Reserve und andere Zentralbanken im Laufe des Jahres die Zinsen senken werden, führte Ende 2023 zu einer starken Rallye bei US-Aktien. 2023 wurde damit zum besten Jahr für globale Aktien seit 2019.
Verzögerte Wirkung der Geldpolitik
Der potenzielle Nachteil ist jedoch, dass die Auswirkungen von geldpolitischen Maßnahmen nicht sofort spürbar werden, sondern erst mit einer gewissen Verzögerung eintreten. Durch die Straffung der Geldpolitik in den Jahren 2022 und 2023 befürchten Ökonom:innen nun eventuell negative Auswirkungen auf die Wirtschaft im Jahr 2024. In den nächsten zwölf Monaten wird sich zeigen, ob die Zentralbanken das Richtige getan haben.
Noch ist ungewiss, ob sich die Inflation bremsen lässt, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen. Bei weiterhin hohen Inflationsschüben ist auch eine weitere Anpassung des Leitzinssatzes durch die Zentralbanken möglich. Anleger:innen und Sparer:innen müssen sich daraus resultierend überlegen, ob sie ihre Aktien als langfristige Anlage nutzen, oder aber, ob sie von den derzeitigen Renditen Gebrauch machen, die ihnen momentan gewährt werden.
Sorgenkind China
Eine weitverbreitete Sorge ist, ob China seine Rolle als treibende Kraft der Weltwirtschaft zu verlieren beginnt. In den letzten 10 Jahren trug die Volksrepublik fast die Hälfte zum globalen BIP-Wachstum bei. Doch nun erheben sich Stimmen, die meinen, chinesische Wohnimmobilien seien massiv überbewertet. Die chinesische Regierung wird fallende Immobilienpreise aber wohl nicht riskieren, um den Wohlstand der Bürger:innen nicht zu gefährden.
Stattdessen wird eine Reduzierung des Wohnbaus am chinesischen Markt erwartet, um das Angebot mit der sinkenden Nachfrage in Einklang zu bringen. Die Überbewertung der Immobilien kann enorme Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Immerhin fungierte Chinas Bau- und Infrastrukturboom bisher als der wichtigste Wachstumsmotor der Welt. Sollte sich das Wachstum in China verlangsamen, werden die allgemeinen Rohstoffpreise unter Druck geraten. Das würde einen weiteren Inflationsrückgang bedeuten.
Aussichten des BIP-Wachstums 2024 eher zurückhaltend
Die amerikanische Citibank zum Beispiel erwartet ein globales BIP-Wachstum von nur 1,9 Prozent, die Deutsche Bank schätzt auf 2,4 Prozent. Im Vergleich zu den letzten drei Jahrzehnten sind das sehr schwache Prognosen. In den USA liegen die Wachstumserwartungen immerhin bei 1 bis 2 Prozent und im Vereinigten Königreich prognostiziert das Office for Budget Responsibility einen verhaltenden Anstieg des BIP um 0,7 Prozent.
Technologiesektor als Liebling der Anleger:innen
Auf dem US-Aktienmarkt sieht es derzeit positiv aus, das reflektiert sich in seinen Kursen. So liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P (Standard & Poor’s“) 500 auf der Grundlage der Gewinne des letzten Jahres bei über 25; das längerfristige konjunkturbereinigte Verhältnis beträgt 31. Diese Bewertungsstärke ist zu einem großen Teil dem Technologiesektor zu verdanken, in den nach wie vor am liebsten investiert wird.
Die zehn wichtigsten Aktien im S&P 500 machen etwa ein Drittel des Index aus, der höchste Anteil seit der Dotcom-Blase im Jahr 2000. Von diesen Top zehn sind die größten sechs Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia und Meta im Technologiesektor angesiedelt. An siebter Stelle steht der Autokonzern Tesla. Doch Vorsicht ist geboten. Wenn die Regulierungsbehörden erhebliche Maßnahmen ergreifen, um die Monopolstellung der Tech-Giganten aufzuweichen, könnten deren Aktien einen Kursrückgang erleiden.
BYD: Chinesischer E-Auto-Champion könnte Tesla 2024 überholen
Ausblick Aktienmarkt 2024
Die globalen Anzeichen, was Gewinne betrifft, sind eher beunruhigend. Yardeni Research berichtet von stagnierenden Gewinnen und einen um nur 1 Prozent angestiegenen Umsatz der im MSCI World Index enthaltenen Unternehmen im Jahr 2023. Anleger:innen sind hoffnungsvoller für 2024, wurde ihnen doch von den Analyst:innen Gewinnanstieg von 10 Prozent auf globaler Ebene prognostiziert.
Trotz Bedenken könnten Aktien 2024 positiv abschneiden, da sinkende Zinssätze im Allgemeinen gut für Aktien sind – solange sie nicht von einer tiefen Rezession überschattet werden. Auch der deutlich unter dem Niveau von 2022 liegende Ölpreis dürften sowohl für die Verbraucher:innen als auch für die Unternehmen eine gewisse Erleichterung bedeuten. Insgesamt sind die Aussichten der Aktienmärkte gemischt.
Aktien 2024: Wie Zinssenkungen und Generative AI die Kurse bestimmen können