„Alarmglocken“: Starker Einbruch bei Frühphasen-Investments
Das Finanzierungsvolumen für österreichische Startups ist im ersten Halbjahr 2024 um 18 Prozent auf 298 Millionen Euro gesunken. Das geht aus dem neuen EY Startup Barometer für das erste Halbjahr 2024 hervor. Dies ist das zweitniedrigste Volumen innerhalb eines Halbjahres seit 2020. Zwei große Finanzierungsrunden im Juni für Storyblok (74 Millionen Euro) und Prewave (63 Millionen Euro) haben die Statistik noch deutlich nach oben geschraubt und vereinen knapp die Hälfte (46 %) des gesamten Volumens auf sich.
Auch die Anzahl der Finanzierungsrunden ging um mehr als ein Viertel (26 %) zurück – das bedeutet den niedrigsten Wert für Vergleichszeiträume seit 2019. Zurückzuführen ist der Rückgang vor allem auf die deutlich geringere Anzahl kleinerer Deals im Umfang von bis zu einer Million Euro, von denen im bisherigen Jahresverlauf 38 gezählt wurden, im Vergleich zu 57 im Jahr 2023.
Herausfordernde Situation, aber positive Langzeitentwicklung
Florian Haas, Head of Startup bei EY Österreich, sieht trotz der Rückgänge eine positive Langzeitentwicklung: „In den letzten zehn Jahren hat das österreichische Startup-Ökosystem wesentliche Professionalisierungsschritte erfahren und ist zunehmend mehr auf den Radar internationaler Investor:innen gekommen. Österreichs Startup-Ökosystem punktet mit einer Förderlandschaft auf Top-Niveau und starken Strukturen im Frühphasenbereich.“
Allerdings sei der starke Rückgang bei Frühphasenfinanzierungen bedenklich. „Hier sollten die Alarmglocken schrillen“, warnt Haas. Die Anzahl der Finanzierungsrunden bis zu einer Million Euro ist im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Drittel von 57 auf 38 zurückgegangen – die niedrigste Anzahl seit 2019.
Die Trends in Österreich decken sich mit jenen im DACH-Raum: So ist überall eine Rückkehr zur „neuen alten Normalität“ nach den Ausnahmejahren 2021 und 2022 zu sehen, und auch in Deutschland haben Business Angels bereits wegen einem starken Rückgang bei Early-Stage-Finanzierungen die Bundesregierung um Hilfe gebeten.
Durchschnittsvolumen stabil, Wien bleibt Startup-Hotspot
Das durchschnittliche Volumen der Deals pendelte sich mit 4,7 Millionen Euro auf dem Vorjahresniveau ein. In den Boom-Jahren 2021 und 2022 lag das durchschnittliche Volumen deutlich höher bei 9,0 bzw. 13,5 Millionen Euro. „Mit dem geänderten Marktumfeld hat auch eine Konsolidierung stattgefunden, der überhitzte Wettbewerb ist merkbar abgekühlt“, erklärt Haas.
Wien war auch im ersten Halbjahr 2024 wieder der Hotspot der österreichischen Startup-Szene: 59 Prozent der Finanzierungsrunden und 62 Prozent des Investitionsvolumens entfielen auf die Hauptstadt. Oberösterreich belegt beim Volumen mit einem Marktanteil von 32 Prozent Rang zwei vor Tirol (3 %).
Tech-Startups führen, Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung
Die meisten Finanzierungsrunden gab es im Tech- und Softwarebereich (24), gefolgt von Health (9) und Energy (8). Beim Finanzierungsvolumen liegt Software & Analytics mit 55 Prozent Marktanteil klar vorn, gefolgt von Energy (15 %) und Health (9 %).
Nachhaltigkeit gewinnt als Investitionsthema an Bedeutung: 17 Prozent der Finanzierungsrunden hatten einen Bezug zu Nachhaltigkeit, beim Volumen lag der Anteil bei sechs Prozent. „Immer mehr Sustainability-Startups können Finanzierungsrunden abschließen, auch wenn die Volumina noch überschaubar sind. Ich bin überzeugt, dass sich dieser Trend weiter verstärken wird“, so Haas.