Aleph Alpha: Neue kleine 7B-Modelle sollen deutsches AI-Startup aus Krise holen
Während Mistral AI aus Frankreich eine große Finanzierungsrunde machte und immer neue AI-Modelle auf den Markt warf und Silo AI aus Finnland an den US-Chipmacher AMD verkaufte, musste sich Aleph Alpha aus Deutschland diesen Sommer mit viel Kritik auseinander setzen. Blogger und Medien stellten die angebliche Finanzierungsrunde von einer halben Million Dollar von Ende 2023 in Frage, und technologisch konnte sich das Heidelberger AI-Startup nicht mehr mit anderen US-Größen wie OpenAI, Google oder Anthropic messen.
Nun aber folgt die lange erwartete Antwort. Mit PhariaAI holt das Team um Gründer und CEO Jonas Andrulis zum Gegenschlag aus und will ein „souveränes Betriebssystem für generative KI-Anwendungen in Unternehmen und der Verwaltung“ anbieten. Bedeutet: Mit PhariaAI und zwei zugehörigen, mit 7 Milliarden Parametern eher kleinen AI-Modellen, soll eine einfache Integration in bestehende Unternehmens-IT-Umgebungen möglich sein.
„PhariaAI ist das Ergebnis unserer Strategie für Innovation und Souveränität und stellt einen Wendepunkt für Unternehmen und Verwaltungen dar, die KI einsetzen wollen, ohne ihre Compliance zu gefährden oder die eigene Souveränität zu verlieren“, sagt Jonas Andrulis, Gründer und CEO von Aleph Alpha. „Unsere Technologie ist darauf ausgelegt, KI-Innovationen zu beschleunigen und dabei gleichzeitig sicherzustellen, dass jeder Aspekt in Entwicklung und Einsatz transparent, überprüfbar und vollständig konform mit den Unternehmensstandards bleibt.“
Anlehnung an die Apple-Strategie
Der entscheidende Punkt: PhariaAI soll vor allem im hauseigenen Rechenzentrum laufen können, und nur zu Stoßzeiten soll Rechenleistung in die Cloud ausgelagert werden müssen. Sensible Informationen würden ausschließlich im eigenen Rechenzentrum bearbeitet werden. Das erinnert an Apple Intelligence: Auch auf iPhones oder Macs arbeiten künftig kleine AI-Modelle vorrangig am Gerät selbst, erst bei größeren Aufgaben wird in die Apple Cloud ausgelagert oder an ChatGPT von OpenAI übergeben.
Aleph Alpha hat dafür auch zwei neue AI-Modelle namens z“Pharia-1-LLM-7B-control“ und „Pharia-1-LLM-7B-control-aligned“ vorgestellt, die es mit anderen AI-Modellen ähnlicher Parameter-Größe aufnehmen können sollen – auch wenn es dazu derzeit noch keine Benchmark-Ergebnisse zum Vergleich etwa mit Mistral 7B von Mistral AI oder Gemma 7B von Google gibt. Als mögliche Einsatzgebiete werden Q&A, Zusammenfassung, Übersetzung, Transkription und RAG mit eigenen Datenquellen genannt, unterstützt werden sieben Sprachen, darunter Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch.
Urheberrecht und Datenschutz im Fokus
Um sich von US-Anbietern wie Anthropic, OpenAI oder Meta abzugrenzen, wird betont, dass man die AI-Modelle „vollständig in Übereinstimmung mit den geltenden EU- und nationalen Vorschriften, einschließlich Urheberrechts- und Datenschutzgesetzen“ trainiert habe. Damit sei vor allem der Einsatz in Behörden sinnvoll. Aleph Alpha hat bereits Kooperationen mit einigen Verwaltungsapparaten, damit wird diese Strategie erweitert.
Auch auf Open Source setzt man. „Wir haben sowohl die Modelle als auch den gesamten Quellcode, mit dem diese trainiert wurden, Open Source für nicht-kommerzielle Forschungs- und Bildungswecke veröffentlicht. Wir sind stolz darauf, damit als erstes kommerzielles KI-Labor in der Welt auch den Quellcode zum Training von großen Sprachmodellen offen zugänglich zu machen“, heißt es seitens Yasser Jadidi, Chief Research Officer von Aleph Alpha Research.
Der Name „PhariaAI“ erinnert am Ende doch ein wenig an den indischen Begriff „Paria“ für die unterste Kaste und damit die Außenseiter im System. Aleph Alpha kann man durchaus auch als den Underdog im AI-Business sehen, der seinen eigenen Weg geht. Ob die Strategie aufgeht, wird am Ende der Markt entscheiden.
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