Alipay: Chinas Regierung will die Payment-App zerschlagen
In China bleibt in der Tech-Industrie momentan kein Stein auf dem anderen. Die Regierung greift hart gegen Unternehmen durch, Tech-Tycoons wie Jack Ma von Alibaba haben in den vergangenen Monaten Verluste in Milliardenhöhe gemacht (Trending Topics berichtete). Nun gibt es für Ma einen weiteren heftigen Rückschlag. Denn die Regierung will laut der Financial Times die hochprofitable Zahlungs-App AliPay der von ihm gegründeten Ant Group zerschlagen. Stattdessen soll es eine getrennte Plattform für das Kreditgeschäft des Unternehmens geben.
Chinas Tech-Tycoons verlieren durch Crackdown 87 Milliarden Dollar
Alipay verliert „Monopolmacht“ über Daten
Alipay ist eine Fintech-App, die etwa eine Milliarde Nutzer:innen hat. Die chinesischen Aufsichtsbehörden haben die Ant Group bereits angewiesen, das Backend der beiden Alipay-Kreditgeschäfte Huabei und Jiebei vom Rest seines Finanzangebots zu trennen und externe Anteilseigner einzubinden. Huabei ähnelt einer traditionellen Kreditkarte, Jiebei vergibt kleine, unbesicherte Kredite. Nun sollen sich die beiden Geschäftsbereiche auch in eine unabhängige App aufteilen. Der Plan sieht ebenso vor, dass Ant Group die Nutzerdaten, die seinen Kreditentscheidungen zugrunde liegen, an ein neues Joint-Venture für Kreditwürdigkeitsprüfungen übergibt. Dieses Unternehmen soll sich teilweise in Staatsbesitz befinden, schreibt die Financial Times mit Berufung auf zwei mit dem Prozess vertraute Personen.
„Die Regierung ist der Ansicht, dass die Monopolmacht von Big Tech auf der Kontrolle über die Daten beruht. Sie will das jetzt beenden“, zitiert die Financial Times eine Person, die den Finanzaufsichtsbehörden in Peking nahe stehe. Der Schritt könne das Kreditgeschäft der Ant Group deutlich verlangsamen, da das enorme Wachstum von Huabei und Jiebei den geplanten Börsengang im vergangenen Jahr teilweise angetrieben hat.
Alipay hatte bis jetzt eigentlich viel Grund zur Freude. Die App ist sehr erfolgreich und hat in den vergangenen Jahren ihre Präsenz auf dem europäischen Fintech-Markt massiv erhöht. So hat das Fintech kürzlich einen gewaltigen Sponsoring-Deal mit der UEFA ausgehandelt, der von 2018 bis 2026 laufen soll. Um mit dem Logo omnipräsent in europäischen Fußballstadien und damit im TV zu sein, ließ die Ant Group satte 200 Millionen Euro für den Deal springen (Trending Topics berichtete).
Regierung übernimmt kritische Entscheidungen
Die Ant Group hat laut Financial Times mit den Aufsichtsbehörden um die Kontrolle über das neue Joint Venture gerungen, aber es scheint einen Kompromiss zu geben. Staatliche Unternehmen in der Heimatprovinz des Joint Ventures, darunter die Zhejiang Tourism Investment Group, sollen eine Mehrheitsbeteiligung halten. Die Ant Group soll angeblich zumindest ein Mitspracherecht haben, wobei die Regierung bei kritischen Entscheidungen das Ruder in der Hand hat.
Das neue Unternehmen soll eine Lizenz für die Bewertung von Verbraucherkrediten beantragen, die Ant Group schon länger anstrebt. Die chinesische Zentralbank hat bisher nur drei solche Lizenzen vergeben, alle an staatliche Unternehmen. Das hindert den Fintech-Konzern daran, die riesigen Datenmengen, die es über chinesische Bürger:innen gesammelt hat, vollständig zu verwerten. Nach dem in Erwägung gezogenen Plan würde die Ant Group jedoch seine Fähigkeit verlieren, die Kreditwürdigkeit von Kreditnehmern unabhängig zu bewerten. Zukünftige Alipay-Nutzer:innen, die einen Kredit benötigen, würden beispielsweise sehen, dass die Anfragen zunächst an das neue Joint-Venture-Kreditbewertungsunternehmen weitergeleitet wird.