Altos Labs: Das best finanzierte Startup der Welt geht mit 3 Mrd. Dollar ins Rennen
Wenn der Plan aufgeht, dann wäre es der sprichwörtliche Heilige Gral, das Magnus Opum der Alchemie: Ein Stoff, der die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Zellen wiederherstellen kann, um Krankheiten, Verletzungen und Behinderungen rückgängig zu machen. Nicht mehr und nicht weniger ist das das Ziel des neuen Startups Altos Labs, das kürzlich mit der bisher unerreichten Investmentsumme von drei Milliarden Dollar an den Start gegangen ist. Noch gibt es kein Produkt auch nur ansatzweise, aber: Eine wahre Heerschar an verpflichteten Forscher:innen soll das scheinbar Unmögliche möglich machen.
„Altos versucht, die Wege der zellulären Verjüngungsprogrammierung zu entschlüsseln, um einen völlig neuen Ansatz für die Medizin zu schaffen, der auf den aufkommenden Konzepten der zellulären Gesundheit basiert“, sagte Rick Klausner, Gründer und Chef-Wissenschafter bei Altos Labs, das zwischen Silicon Valley, Cambridge in Großbritannien und Japan arbeitet. „Die bemerkenswerte Arbeit, die in den letzten Jahren geleistet wurde, um die zelluläre Gesundheit und die dahinter stehenden Mechanismen zu quantifizieren, in Verbindung mit der Fähigkeit, Zellen und Gewebe über Verjüngungspfade effektiv und sicher zu reprogrammieren, eröffnet diesen neuen Blick auf die Medizin der Zukunft. Altos beginnt mit vielen der führenden Wissenschaftler, die diese neue Wissenschaft schaffen.“
Man wolle „viele der weltbesten Wissenschaftler intern und extern zusammenarbeiten“ lassen, und zwar nicht im Stil Elfenbeinturm, sondern mit der Geschwindigkeit eines Privatunternehmens.
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Phalanx an Top-Wissenschaftler:innen für Altos Labs
Zwar haben schon die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin 2013 mit Calico Life Sciences vergleichbare Ambitionen an den Tag gelegt und die Forschung nach der Verlängerung des Lebens aufgenommen – doch die Alphabet-Tochter hat bisher wenig gezeigt und forscht mit hunderten Millionen lieber hinter verschlossenen Labortüren. Klausner, selbst ehemaliger Leiter des National Cancer Institute, hat mit Hans Bishop und Yuri Milner jedenfalls zwei sehr mächtige Mitgründer: Ersterer war zuvor CEO von Grail und Juno Therapeutics, zweiterer ist der russisch-israelische Milliardär hinter DST Global, einer der größten und wichtigsten Risikokapitalgeber der Welt (u.a. Facebook, Robinhood, Twitter, WhatsApp, Klarna).
Mit Shinya Yamanaka, der 2012 den Nobelpreis für die Entdeckung der Zell-Reprogrammierung erhielt, hat das Biotech (neben anderen) ein echtes wissenschaftliches Schwergewicht als Vorsitz im wissenschaftlichen Beirat. Schließlich ist es auch Yamanaka Forschung, auf der Altos Labs zu guten Teilen aufbaut. Die so genannten Yamanaka-Faktoren sind vier Proteine, durch deren Zugabe Zellen in einen Zustand mit Eigenschaften embryonaler Stammzellen zurückversetzt werden können – und werden gar als „Lebens-Elixier“ bezeichnet. Eine Vielzahl an anderen renommierten Wissenschaftler:innen wird ihn unterstützen. Auch ein führender Kopf von Google DeepMind wird ihnen helfen, und zwar Thore Graepel, oder auch Hal Barron als CEO, der ehemalige Heaf of Research bei Calico.
Auch Jeff Bezos mischt mit
Die Riesensumme, die von Investor:innen bereit gestellt wird (Gerüchten zufolge auch Jeff Bezos), wird das prominent besetzte Team auf jeden Fall brauchen – BioTech braucht in der Regel viele Jahre, um Produkte auf den Markt zu bekommen. Im Falle von Altos ist die Challenge eine noch viel größere – auch deswegen, weil es sehr offen ist, wie beeinflussbar der Prozess des Alterns überhaupt ist. Doch wenn der Plan aufgeht, dann ist eine solche Unternehmung natürlich viel viel mehr wert als drei Milliarden Dollar – denn wer würde die Pille oder den Trank nicht wollen, mit dem man dem Tod ein Schnippchen schlagen will.