AltStore PAL in Europa: Alternativer App-Marktplatz von Indies für Indies
Ein Meilenstein: 15 Jahre lang hat Apple mit seinem App-Store die App-Landschaft dominiert. Ein neuer Player möchte dies nun ändern. AltStore PAL ist seit wenigen Tagen in Europa direkt auf dem Iphone anwendbar, jedoch nur mit Abo. Es handelt sich um einen alternativen App-Marktplatz, der speziell für unabhängige Entwickler:innen geschaffen wurde. Der App-Store funktioniert Open-Source und ermöglicht Sideloading. Probleme, die viele über Jahre mit dem App-Store hatten, sollen durch AltStore beseitigt werden. Das heißt: Leine los für alternative Apps.
Open-Source-Projekt AltStore
Entwickelt wurde der alternative Sideloading-Appstore, in dem Apps selbst gehostet werden, von den beiden Entwicklern Riley Testut und Shane Gill. Mit Sideloading ist das Installieren von Software auf einem Gerät gemeint, ohne die offizielle Plattform oder den Store des Geräteherstellers zu verwenden. Alle in Europa lebenden Menschen, die iOS 17.4 oder eine noch aktuellere Version nutzen, können AltStore PAL ab sofort von der AltStore-Website aus installieren und so neue Apps auf iOS bringen. Damit soll jede:r seine Anwendungen via dem AltStore anbieten können. Notwendig soll dafür lediglich eine „Source” sein, also eine Textdatei mit grundlegenden Informationen über die App. Anschließend können User:innen via dem Quell-Link die jeweilige App im AltStore finden. Um AltStore PAL installieren zu können, ist ein Abo notwendig, das 1,79 Euro pro Jahr kostet. Finanziert wird das Projekt durch Spenden aus der eigenen Community. Testut und Gill verkünden, ihre Fortschritte regelmäßig auf GitHub zu veröffentlichen.
Das Developer Duo startet mit zwei Apps
Ziel ist, völlig neue Apps auf iOS zu bringen. Der All-in-One-Nintendo-Emulator „Delta” ist eine der Apps, die bereits im AltStore zur Verfügung stehen und auch einer der Hauptgründe, weshalb das Sideloading-Projekt überhaupt durchgeführt wurde, erzählt Testut. Delta ermöglicht es User:innen, klassische Spiele von Konsolen wie dem Nintendo Game Boy, Game Boy Advance, Nintendo DS und Super Nintendo auf iOS-Geräten ohne Jailbreak zu installieren und zu spielen – und zwar kostenlos und ohne Werbung. „Das ist ein persönlicher Traum von mir, seit ich vor über zehn Jahren mit der Entwicklung von Emulatoren für iOS begonnen habe. Darauf haben mein Mitbegründer Shane Gill und ich seit der Gründung von AltStore vor fast fünf Jahren hingearbeitet”, verkündet Testut im Release. Die zweite App von Testut und Gill ist der „Clipboard-Manager„, der laut Angaben des Entwicklers auch im Hintergrund laufen kann. Damit lassen sich in die Zwischenablage kopierte Inhalte verwalten und organisieren. User:innen sollen durch ihn leicht auf zuvor kopierte Texte, Bilder oder andere Daten zugreifen können. Für Clip wird eine Spende ab einem Euro pro User:in erhoben. Auch möchte man in Kürze „die Türen für Anwendungen von Drittanbietern öffnen”, so die beiden Entwickler Testut und Gill. Neue Apps der beiden lassen sich via der Plattform „Patreon” testen.
Welche Apps gehören in den AltStore?
„Alle Apps sind willkommen, aber ich glaube, dass AltStore am meisten Sinn für kleinere Indie-Apps macht, die sonst aufgrund der App Store-Regeln nicht existieren könnten”, so Testut. Eine Vielzahl von Apps wird vom App Store aus diversen Gründen nicht akzeptiert . Sie alle mussten demnach bis dato auf ihr „Release” verzichten. Als Beispiel nennt der AltStore Entwickler „UTM”, eine „voll funktionsfähige virtuelle Maschine für iOS und iPadOS“. Betriebssysteme wie Windows, Linux und weitere sollen dadurch nativ und sicher auf iOS innerhalb einer App genutzt werden können – wenn man von den urheberrechtlichen Stolpersteinen absieht. Zusätzlich werden OldOS, eine Version des klassischen iOS 4 mit nachgebauten Apps und Benutzeroberflächen aus dieser Zeit und „Kotoba” als potenzielle Vorzeige-Apps des neuen AltStore PALs genannt. Bei Kotoba handelt es sich um ein integriertes iOS-Wörterbuch, um Definitionen und Wörter zu sammeln, die man sich merken möchten.
Kein funktionierende Wettbewerbsmarkt ohne Digital Markets Act
Erst kürzlich hat Apple seine Richtlinien für die App-Überprüfung aktualisiert. Dadurch seien nun Retro-Spiele-Emulatoren wie „Delta” offiziell zuzulassen. Laut Testut wäre dies ohne den Digital Markets Act nie passiert. Er geht davon aus, dass zukünftig noch weitere Richtlinien „aufgeweicht” werden und sieht den AltStore Pal als optimales Beispiel für einen effektiven Wettbewerbsmarkt. Laut dem Entwickler wird Apple das Potenzial erkennen, das ihnen bis dato durch die strengen App Store-Richtlinien entgangen ist. Im AltStore wird es zukünftig auch kostenpflichtige Apps geben, die jedoch allesamt auf Patreon-Spenden basieren werden.
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