Kryptowährungen

Am Startup Crypto.com kommt man derzeit nur schwer vorbei

Die Karte und die App von Crypto.com. © Crypto.com
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Bescheidenheit ist eine Tugend, die der Serienunternehmer Kris Marszalek nicht hat. Er hat Millionen dafür ausgegeben, um sein Unternehmen Crypto.com nennen zu können, bezeichnet Kryptowährungen als grundlegendes Menschenrecht und hat sogar dafür gesorgt, dass jedes Mal, wenn das Kürzel seiner Kryptowährung mit Hashtag auf Twitter erwähnt (#CRO), das Crypto.com-Logo dazu eingeblendet wird. Diese Ehre wurde bisher nur Bitcoin zu teil.

Crypto.com, das ist derzeit der ultimative Aufsteiger in der Krypto-Branche. Von Hongkong aus, mit zusätzlichen Büros in Malta und Bulgarien, will Marszalek die allumfassende Plattform für Kryptowährungen aufbauen. Kaufen, verkaufen, investieren, traden, Kredit aufnehmen, shoppen – wenn es um digitale Geld geht, soll das Startup Dreh- und Angelpunkt sein. Herzstück dabei ist eine Kreditkarte, mit deren Hilfe das Unternehmen möglichst viele Crypto-Afficionados anzulocken versucht.

Von Monaco bis Hongkong

So richtig begonnen hat für Marszalek alles 2017. Damals hieß sein Projekt noch Monaco und sammelte bei einem ICO Kryptowährungen im damaligen Gegenwert von 26,7 Millionen Dollar ein. Schon damals gab es den Plan, eine Kreditkarte auf den Markt zu bringen, mit der man Bitcoin und Co. im echten Leben ausgeben kann und nicht nur auf Börsen und in (oft zwielichtigen) Online-Shops im Netz.

Seither hat die Idee der Krypto-Kreditkarte Schule gemacht. TenX, Coinbase, Nexo, Bancera, vielleicht auch mal Bitpanda – eine Kreditkarte als Brücke zwischen „echter“ Welt und Crypto-Space gibt es viele. Doch bei Crypto.com geht es um mehr: Nutzer sollen auf der Plattform bzw. in der Smartphone-App nicht nur Bitcoin und Co kaufen, sondern ihre Krypto-Assets auch gleich anlegen, sich gegen Crpyto einen Schnellkredit besorgen oder handeln – und obendrein wird noch ein eigenes Bezahlsystem für Online-Shops gebaut, damit man dort nicht mit Visa, PayPal oder Mastercard zahlen muss, sondern eben mit CRO-Token.

Lockangebote mit dicken Perks

Aktuell sollen mehr als zwei Millionen Nutzer einen Account bei Crypto.com haben. Wie viel davon sich auch eine Visa-Karte mit dem Logo der Firma bestellt haben, wird derzeit nicht verraten. Diese sind zwar prinzipiell kostenlos zu bestellen (nachdem man einen ziemlich gut gemachten KYC-Prozess inklusive Passport- und Gesichtserkennung durchlaufen hat), doch so richtig Sinn machen sie erst, wenn man bestimmte Mengen an MCO-Token in sein Konto einzahlt. MCO hat man entweder, weil man sie 2017 bei dem ICO gekauft hat, oder weil man sie sich zwischenzeitlich auf einer Exchange gekauft hat.

Je mehr MCO man im Account hat, desto besser werden die Perks. Crypto.com lockt derzeit gar damit, die monatlichen Abogebühren für Spotify, Netflix und Amazon Prime zu übernehmen. Bei den teureren Karten ist sogar 10 Prozent Cashback auf Buchungen bei Expedia oder Airbnb sowie Zugang zu Flughafen-Lounges dabei – viele Lockangebote also, um Nutzer dazu zu bringen, sich viele MCO-Token zu kaufen und sich eine Karte zu bestellen.

Und: Das Cashback-System der Kreditkarte (gelockt wird mit bis zu 5 Prozent) basiert auf MCO. Bedeutet: Wenn man mit der Karte shoppt, bekommt man 5 Prozent des Kaufbetrags zurück – aber eben nicht in Euro oder Dollar, sondern in MCO. Ein Kundenbindungsprogramm also, aber halt auf Krypto.

Token als Zahlungsmittel

Um die Angelegenheit zu verkomplizieren – neben MCO gibt es mit dem eingangs erwähnten CRO noch einen zweiten Token. Der Crypto.com Coin hat mittlerweile eine Marktkapitalisierung von zwei Milliarden Dollar und damit in einer Liga mit Tezos, Cardano oder EOS. Während der MCO-Token eher dafür da ist, um die Dienste innerhalb der Crypto.com-Plattform zu bezahlen, ist CRO auch dazu gedacht, tatsächlich in Shops online wie offline die Rechnung zu bezahlen.

Das ist schließlich auch das große Zuel von Crypto.com. Man wolle Kryptowährungen in jede Geldtasche bringen. Wenn man selbst das Payment-Netzwerk und das Bezahlmittel stellt, dann kann man ein Ökosystem-Betreiber werden, der seinesgleichen sucht – durchaus ein Widerspruch zur oft beschworenen Dezentralität der Blcokchain-Welt.

Derzeit ist Crypto.com in der Wachstumsphase. Neue Nutzer werden mit teuren Marketing-Aktionen gelockt – das eigene Twitter-Emoji spricht Bände. Nur wenn es der Hongkonger Firma gelingt, sehr viele Nutzer auf die Plattform zu locken, wird sie auch Umsatz machen können. Bei den Investment-Produkten etwa verlangt Crypto.com keine Gebühren, will aber 9 Prozent des Gewinns mitschneiden – und dazu muss es erst mal Gewinne geben.

Die Wirecard-Connection

Frisches Ungemach droht Crypto.com als Kunde des nunmehr insolventen deutschen Fintech-Riesen Wirecard. Denn Wirecard ist die Bank, über die Crypto.com seine Visa-Karte in Europa und Singapur ausgibt – in den USA ist es die Metropolitan Bank. Nun wird in den nächsten Wochen zu erörtern sein, ob man weiter mit Wirecard arbeiten kann, oder ob man zu einem anderen Anbieter wechseln muss. Die Einlagen der Kunden in Europa und Singapur, so CEO Marszalek, seien jedenfalls sicher.

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