Amabrush: Macher der kontroversen „Zehn-Sekunden-Zahnbürste“ ist pleite
„Wir müssen Sie darüber informieren, dass unsere Reise ungeplant endet. Amabrush muss heute Insolvenz anmelden.“ Mit dieser Meldung hat sich die Wiener Firma, die hinter der viel kritisierten „Zehn-Sekunden-Zahnbürste“ steckt, gerade in einem Blog-Beitrag an die Öffentlichkeit gewandt. Die Geschicke der Firma werde in die Hände eines Masseverwalters gelegt, der vom Handelsgericht Wien zugewiesen wird.
Amabrush, das via Crowdfunding-Kampagnen rund 5,3 Millionen Dollar von mehr als 26.000 Bestellern seiner Zahnputz-Gadgets erhalten hat, war in den vergangenen Monaten heftiger Kritik seitens Kunden und Konsumentenschützern ausgesetzt. Zuletzt hatte die österreichische Staatsanwaltschaft offiziell Ermittlungen gegen das österreichische Startup Amabrush aufgenommen. Die Vorwürfe lauten auf „schweren Betrug“, für die Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
Verbraucherschützer machten Druck
Beim österreichischen Verbraucherschutzverein (VSV) sind mehr als 2.700 Beschwerden eingegangen, eine Sammelklage gegen das Wiener Startup wird angestrebt. Kritiker monierten nicht nur, dass die Auslieferung zu spät erfolgte, sondern vor allem auch, dass das Gerät nicht wie versprochen funktionierte. Auch ein Test von Trending Topics ergab, dass die Amabrush-Bürste keine geeignete Alternative für eine elektrische Zahnbürste ist.
+++ Verbraucherschützer wollen Amabrush klagen – das sagt der Gründer dazu +++
„Wir mussten eine professionelle Presseagentur sowie Anwälte einstellen und kamen zu dem Schluss, dass eine positive Prognose für den Fortbestand unseres Geschäfts nicht mehr möglich ist“, heißt es seitens Amabrush. Vor allem die mühsame Suche nach einem geeigneten Produzenten für die Geräte in Europa und Asien hätte zu Verzögerungen und unerwartet hohen Kosten geführt.
Vor allem die Beschwerdesammlung des VSV unter Obmann Peter Kolba hätte zu einer breiten Berichterstattung über die Probleme bei Amabrush geführt. Der Absatz sei fast vollständig eingebrochen, und Investoren hätten ihr Interesse zurückgezogen. Laut kurier.at sind 22 Dienstnehmer von der Pleite betroffen, die Verbindlichkeiten sollen sich auf 4,57 Millionen Euro belaufen.
”Es entspricht der üblichen Argumentation in solchen Fällen, dass ein betroffenes Unternehmen die Schuld für die Insolvenz nicht bei sich sucht, sondern den VSV bzw. die Medienberichte dafür verantwortlich macht“, so Peter Kolba vom VSV.
„Unerwartete Kosten“
„Aufgrund dieser unerwarteten Kosten, die durch das größere Team und andere oben genannte Faktoren verursacht wurden, stellten wir fest, dass zusätzliche Mittel erforderlich waren, um nicht nur die laufende Produktion und Erfüllung, sondern auch die Entwicklung von Nebenprodukten und Produkten der nächsten Generation abzudecken.“ Man hätte Gespräche mit mehreren Investoren geführt und nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten gesucht – offenbar erfolglos.
+++ Ich habe Amabrush ausprobiert. Und bleibe bei meiner elektrischen Zahnbürste. +++
Die Firma, die von Marvin Musialek gegründet wurde, entschuldigt sich öffentlich bei all jenen, die noch keine Lieferung bekommen haben und bei jenen, die von der mangelhaften Funktionsweise des Produkts enttäuscht wurden. Ob Besteller entschädigt werden, ist nun mehr als offen. Gläubigern soll laut kurier.at ein Sanierungsplan mit einer Quote von 20 Prozent angeboten werden. Forderungen auf Rückzahlung von Beiträgen und Kaufpreisen müssen im Insolvenzverfahren angemeldet werden.