Amazon: Alexa wird zum Milliardengrab
Es sollte eigentlich die große Revolution der sprachgesteuerten Künstlichen Intelligenz werden, doch derzeit steht sie in Frage. Denn der E-Commerce-Riese Amazon fährt mit Alexa einem Bericht von Business Insider zufolge Milliardenverluste ein, während es auch acht Jahre nach dem Start nicht gelungen ist, ein valides Geschäftsmodell aufzubauen. Zudem ist Alexa dem BI-Bericht zufolge in den USA hinter Googles Assistant und Apples Siri zurück gefallen.
So soll die Worldwide Digital-Abteilung, in der neben Alexa auch an Amazons Streaming-Dienst Prime Video gearbeitet hat, alleine im ersten Quartal 2022 einen Verlust von drei Milliarden Dollar eingefahren haben. Außerdem sollen sich die Verluste der Alexa-Sparte dieses Jahr sogar auf satte zehn Milliarden Dollar summieren. Die Alexa-Geräte gehören zwar (auch dank prominenter Bewerbung) zu den best verkauften Produkten, werden jedoch stets zum Selbstkostenpreis oder gar noch günstiger verkauft. Die Idee, dass Nutzer:innen die sprachgesteuerten Geräte zum Bestellen von Waren verwenden, hat sich bisweilen nicht bewahrheitet. So soll es eher dabei bleiben, dass die Nutzer:innen banale Abfragen wie nach dem Wetter an Alexa richten, aber keine Shopping-Wünsche.
War Alexa vor vielen Jahren noch das Liebkind von Amazon-Gründer Jeff Bezos, so soll er ab 2020 das Interesse verloren haben – er würde sich zuletzt nicht einmal mehr über die Fortschritte der Projekte informieren haben lassen. Sein Nachfolger, CEO Andy Jassy, soll ebenfalls kein Interesse an Alexa haben. Generell steht der E-Commerce-Riese, der während den Corona-Lockdowns massiv boomte, vor großen Problemen. Die harte Inflation drückt die Kauflaune, weswegen 10.000 Mitarbeiter:innen (wie berichtet) gekündigt werden sollen. Viele der Kündigungen sollen in der Alexa-Sparte ausgesprochen werden. Auch das zeigt, dass sich Amazon zurück aufs Kerngeschäft besinnt.
Wurzeln in polnischem Startup
Dem BI-Bericht zufolge soll Alexa intern sogar als als „Abteilung in der Krise“ und als „kolossales Versagen“ bezeichnet werden. Der Plan für ein Geschäftsmodell, das der Regel „Wir wollen Geld verdienen, wenn die Leute unsere Geräte benutzen, nicht wenn sie unsere Geräte kaufen“, folgt, dürfte nie aufgegangen sein. Auch das Alexa-Skills-Programm, in dem andere Unternehmen nach dem App-Store-Prinzip neue Funktionen auf die Geräte bringen können (z.B. „Call me an Uber“) wirft ebenfalls nicht viel ab. In den USA ist Alexa mit 71,6 Millionen User hinter Google Assistant (81,5 Millionen User) und Apples Siri (77,6) gefallen – offenbar ist die Integration von Sprachassistenten in Smartphones effektiver als in Smart-Home-Geräte.
Interessant ist, dass Alexa stark auf der Arbeit eines polnischen Teams rund um Łukasz Osowski basiert. Sie starteten ihr Studentenprojekt bereits 2002, ursprünglich hieß der Sprachassistent Ivona. Das Startup fand nach mehreren Jahren Kund:innen in Nordamerika wie BlackBerry oder Barnes & Noble, einen Amazon-Konkurrenten im Buchsektor. Schließlich meldete sich Amazon, aber nicht, um die Software zu lizensieren, sondern um die ganze Firma zu kaufen. Amazon wollte die Software ursprünglich als Sprachsynthesizer für den Kindle verwenden. Nach dem Kauf wurde Alexa lange Zeit und großteils im polnischen Gdańsk – und aus dem Startup Ivona wurde das Amazon Development Center Poland.