Amazon Q fordert ChatGPT heraus – mit den AI-Modellen von Startups
Microsoft und OpenAI haben ChatGPT, Google hat Bard, Meta hat Llama – und Amazon hat jetzt Q. Ganz nach dem Trend des Jahres hat nun auch der E-Commerce- bzw. Cloud-Riese nun seinen eigenen AI-Chatbot vorgestellt, der künftig Menschen bei der (digitalen) Arbeit zur Seite stehen soll. Präsentiert auf der Amazon Web Services „Reinvent“-Konferenz in Las Vegas, ist „Q“ nach dem Tüftler aus den James Bond-Filmen bzw. nach dem außerdimensionalen Wesen aus „Star Trek“.
Q, entwickelt von Amazon Web Services, richtet sich an Mitarbeiter:innen in Unternehmen, die den Chatbot dazu nutzen sollen, um etwa Zusammenfassungen von Dokumenten, das Bearbeiten von internen Support-Tickets und Fragen zum Unternehmen zu automatisieren bzw. dabei Hilfestellung zu bekommen. Mit dem Fokus ist Q ein direkter Konkurrent von Duet AI von Google bzw. den Copilots von Microsoft, die etwa in der Office365-Suite integriert sind. Pro User kostet das AI-Tool 20 Dollar pro Monat, mit erweiterten Funktionen speziell für technische Entwickler:innen und IT-Personal kommt es auf 25 Dollar pro Monat und Mitarbeiter:in.
Neuer Rivale für Microsofts Copilots
„Amazon Q stellt schnell eine Verbindung zu Ihren Unternehmensdaten, -informationen und -systemen her und ermöglicht es Ihren Mitarbeiter:innen, maßgeschneiderte Konversationen zu führen, Probleme zu lösen, Inhalte zu erstellen und Maßnahmen zu ergreifen, die für Ihr Unternehmen relevant sind“, heißt es seitens des Konzerns. Klar ist, dass im Hintergrund die AWS-Cloud zum Einsatz kommt. Wichtig im Business-Kontext: Q soll über Konnektoren einfach an 40 Services, darunter S3, Salesforce, Google Drive, Microsoft 365, ServiceNow, Gmail, Slack, Atlassian oder Zendesk andocken können, damit bestehende Unternehmensdaten einfach zur Verarbeitung einfließen können.
Aktuell liegt Q allerdings nur in einer Preview-Version vor, die auch nur auf Englisch funktioniert. Bei den Programmiersprachen ist Q schon viel breiter aufgestellt und versteht Python, Java, JavaScript, TypeScript, C#, Go, Rust, PHP, Ruby, Kotlin, C, C++, Shell scripting, SQL und Scala. Erste Kunden, die Q bereits einsetzen sollen, sind der Unternehmensberater Deloitte, der Pharmakonzern Gilead, oder die Digital-Marketing-Plattform Wunderkind. Auch gibt es Anbindungen an Slack oder Microsoft Teams, um den Chatbot in etablierten Firmen-Chat-Umgebungen befragen zu können.
Bandbreite an LLMs stecken in Q
In einem ersten Schritt läuft Q in der US-East-Region, also im US-Bundesstaat Virginia und ist auch damit für so manches EU-Unternehmen nicht interessant. Immerhin will man die Geschäftskunden beruhigen: „Amazon Q verwendet keine Inhalte von Geschäftskunden zum Trainieren von Modellen“, heißt es. Und weiter: „Genau wie bei einer IDE ist der Entwickler Eigentümer des von ihm geschriebenen Codes, einschließlich aller von CodeWhisperer bereitgestellten Code-Vorschläge. Entwickler sind für ihren Code verantwortlich, einschließlich der CodeWhisperer-Vorschläge, die sie akzeptieren.“
Stellt sich nun die große Frage, die in der Pressemitteilung nicht beantwortet wird: Auf welchem Foundation Model bzw. auf welchem Large Language Model fußt Q? Da gibt es nicht eine, sondern mehrere Antworten, nämlich: AWS verwendet verschiedene Foundation Models von Amazon Bedrock innerhalb von Amazon Q. Die da wären:
- Claude von Anthropic
- Jurassic-2 von AI21 Labs
- Stable Diffusion von Stability AI
- Command und Embed von Cohere
- Llama 2 von Meta
- Amazon Titan
Genau richtig gelesen, GPT-4, das heute mit Abstand beste Large Language Model (und mit den geringsten Halluzinationen), sowie PaLM 2 von Google, kommen hier (natürlich) nicht zum Einsatz, aber stattdessen die komplette Range ihrer Rivalen. Dementsprechend bleibt abzuwarten, wie gut Q in der Praxis ist – ähnliche Ergebnisse wie bei ChatGPT Enterprise sollte man sich eher nicht erwarten. LLMs von europäischen Firmen wie Mistral oder Aleph Alpha finden sich nicht.
Ranking: ChatGPT halluziniert am wenigsten, Googles PaLM am meisten