Amazon: Rivian-Beteiligung wird zum Milliardenproblem
Der größte Online-Shop der Welt wächst weiter – leidet aber vor allem unter einem Investment. So ist der Umsatz im zweiten Quartal 2022 zwar um 7 Prozent auf 121,2 Milliarden Dollar gewachsen, jedoch ist der Gewinn von 7,7 Milliarden auf 3,3 Milliarden Dollar massiv zurück gegangen. Denn Amazon musste große Teile seines Investments in den E-Autohersteller Rivian abschreiben.
Denn es sind satte 3,9 Milliarden Dollar, die das riskante Investment im 2. Quartal in das seit November 2021 börsennotierte Unternehmen Rivian gekostet haben. Nach einem spektakulären Börsengang, der die Firmenbewertung auf fast 130 Milliarden Dollar trieb, sind enttäuschen Quartalszahlen daran schuld, das Rivian aktuell nur mehr 30 Milliarden Dollar wert ist – also etwa 75 Prozent an Wert verloren hat. Amazon investierte vor dem Börsengang groß in Rivian, zu Spitzenzeiten waren die Anteile 27 Milliarden wert. Doch 2022 musste Amazon insgesamt 11,5 Mrd. Dollar wegen Rivian abschreiben.
Dabei war es vor allem Amazon selbst, das so große Erwartungen in das Unternehmen fließen ließ. Immerhin ist der E-Commerce-Riese nicht bloß Investor, sondern auch der größte Kunde. 100.000 E-Lastwägen wurden bei Rivian bis 2030 bestellt. Dieses Jahr bereits hätten davon 10.000 auf die Straße kommen sollen. Ob dieses Ziel gelingt, bleibt abzuwarten. Immerhin wurde vergangene Woche verkündet, dass die ersten mit Rivian entwickelten Lieferwägen in den Städten Baltimore, Chicago, Dallas, Kansas City, Nashville, Tennessee, Phoenix, San Diego, Seattle und St. Louis zum Einsatz kommen.
Rivian: Enttäuschende Quartalszahlen lassen Aktie deutlich sinken
Cloud und Werbung boomen
Ansonsten läuft es bei Amazon aber über Erwartung der Analyst:innen. Besonders die neueren Geschäftszweige Cloud und Werbung. So sind die Umsätze der Amazon Web Services um ein Drittel auf 19,7 Milliarden Dollar gestiegen, der Gewinn sogar um 36 Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar. Das Online-Werbegeschäft von Amazon (z.B. Sponsored-Angebote ganz oben in den Suchergebnissen) stieg um 18 Prozent auf 8,8 Milliarden Dollar.
„Trotz des anhaltenden Inflationsdrucks bei Treibstoff-, Energie- und Transportkosten machen wir Fortschritte bei den besser kontrollierbaren Kosten, auf die wir im letzten Quartal hingewiesen haben, insbesondere bei der Verbesserung der Produktivität unseres Fullfillment-Netzwerks“, so Andy Jassy, CEO von Amazon. „Wir sehen auch eine Umsatzsteigerung, da wir Prime für unsere Mitglieder noch besser machen, indem wir in schnellere Versandgeschwindigkeiten investieren und einzigartige Vorteile wie die kostenlose Lieferung von Grubhub für ein Jahr, den exklusiven Zugang zu NFL Thursday Night Football-Spielen ab dem 15. September und die Veröffentlichung der mit Spannung erwarteten Serie „Die Ringe der Macht“ am 2. September.“
Am 2. September erfolgt mit dem Launch der bisher teuersten Serie aller Zeiten der Großangriff auf Netflix. Dem Konkurrenten im Streaming-Geschäft schnappte man um teures Geld die Rechte an dem Tolkien-Stoff weg. Netflix ist gerade dabei, Account-Sharing zu unterbinden. Möglicherweise ein Zeitpunkt, der viele Kund:innen (auch wegen „Ringe der Macht“ und der Bündelung mit den anderen Prime-Service) zu Amazon wechseln lassen.
„Die Ringe der Macht“ von Amazon wird teuerste Serie aller Zeiten