Amazon wird mit der 14-Milliarden-Übernahme von Whole Foods zum Konkurrenten für Supermärkte
Die Buchläden und Amazon-Go-Supermärkte waren nur die Vorboten für das richtig große Ding: Mit der Bekanntgabe der geplanten Übernahme von Whole Foods Market um 13,7 Milliarden Dollar wird Amazon-Chef Jeff Bezos zum Supermarktbetreiber. Whole Foods hat rund 465 Filialen in den USA und Kanada und beschäftigt rund 87.000 Mitarbeiter. Wird der Deal in der zweiten Jahreshälfte 2017 vollzogen, wird die Marke des Biosupermarkts nicht aus den Straßen verschwinden. Bezos versicherte in einer Aussendung, dass Whole Foods weiter unter der Marke operieren, der derzeitige CEO John Mackey im Amt und die Firmenzentrale in Austin, Texas bleiben wird. Der Kaufpreis, der rund 27 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Donnerstag liegt, beinhaltet auch die Schulden des Unternehmens. Für Amazon ist der Kauf der mit Abstand größte Deal und stellt bisherige Übernahmen (z.B. Zappos, Twitch) in den Schatten.
Amazon hat sich gerade in seinem Heimatmarkt USA zu einem ernsthaften Gegner des stationären Handels entwickelt – auch Riesen wie Walmart oder Macy`s spüren den Druck der Digitalisierung, der vor allem durch Amazon auf sie wirkt. Mit dem Whole-Foods-Deal wird Amazon jetzt noch gefährlicher, da der Online-Riese jetzt auf eine Infrastruktur zurückgreifen kann, die komplett Nordamerika abdeckt. Für Whole Foods, bei dem gerne wohlhabendere, ernährungsbewusste Menschen einkaufen gehen, wurde der Preisdruck der Konkurrenz zuletzt unangenehm – ein guter Zeitpunkt für Amazon, um zuzuschlagen.
Kampf um die Zukunft des Supermarktes
Amazon hat neben eigenen Buchläden einige so genannter „Amazon Go“-Supermärkte in der Testphase. Diese sind am neuesten technischen Stand und erlauben es dem Kunden per Tracking, die gewünschten Produkte einfach zu nehmen und automatisiert zu bezahlen. Betrieben lassen sich diese Läden mit sehr geringem Personalaufwand. Leicht vorstellbar, dass Amazon diese Technologien nach und nach in den Filialen von Whole Foods einführt. Der Biosupermarkt hat mit der 365-Initiative bereits Experimente (schneller Checkout, digitale Preisschilder) in diese Richtung unternommen. Außerdem gibt es Anknüpfungspunkte bei Amazon Fresh: Der Lieferdienst für Lebensmittel ist in den USA, Großbritannien, Japan oder Deutschland verfügbar. In den USA könnte man mit Hilfe von Whole Foods diesen Service in noch viel mehr Städte und Regionen bringen. Die Whole-Foods-Angestellten wurden aber schon beruhigt: Es seien keine Einsparungen geplant, hieß es seitens Amazon.
Auch aus deutscher Sicht ist der Schritt von Amazon wichtig. Denn erst seit kurzem expandieren die beiden Diskontsupermärkte Aldi und Lidl aggressiv in den USA. Trader Joe´s, der Hauptkonkurrent von Whole Foods, gehört Aldi Nord, Lidl hat erst gestern seine ersten neun Filialen in den USA eröffnet. Mit Amazon haben sie jetzt im Heimatmarkt wie in der Expansionsregion einen mächtigen Gegner. Walmart hat dann auch gleich reagiert: Gleich nach der Bekanntgabe des Amazon-Deals wurde verlautbart, dass Walmart die eCommerce-Firma Bonobos für 310 Millionen Dollar aufkauft, um seinen Online-Handel zu stärken.