Analyse: Sechs von zehn heimischen Unternehmen verfolgen umfassende Klimaziele
Die heimischen Unternehmen versuchen mehr und mehr, „umfassende Klimaziele“ zu verfolgen. Das zeigt eine Analyse der Boston Consulting Group. Bereits jeder fünfte österreichische Betrieb erfülle demnach den 1,5-Grad-Pfad, 13 Unternehmen würden gar Nettonullemissionen anstreben. Insgesamt hätten sich sechs von zehn der 100 größten österreichischen Unternehmen umfassende Ziele für mehr Klimaschutz gesetzt.
Klimaschutz: Positive Zahlen …
Das seien 23 Prozent mehr als im Vorjahr, heißt es von BCG. Und es gibt weitere positive Zahlen: So habe die Anzahl der Unternehmen „aus der Top-Liga“, die Nettonullemissionen anstreben, zugenommen: von acht auf 13. Zudem reduziere jedes fünfte Unternehmen – und damit über 50 Prozent mehr als im Jahr zuvor – seinen Treibhausgasausstoß ausreichend, um das Pariser 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. „Wege zum Klimapfad: Wie Österreichs Wirtschaft beim Klimaschutz vorankommt“ nennt die Boston Consulting Group die Analyse, die bereits zum zweiten Mal erscheint. „Unternehmenslenker:innen stehen derzeit vor mannigfaltigen Herausforderungen“, sagt Manuela Waldner, BCG-Partnerin und Co-Autorin der Studie, und fügt hinzu: „Die Spitzenreiter der österreichischen Wirtschaft sehen Klimaschutz allerdings nicht als zusätzliche Hürde, sondern als Chance, sich einen Wettbewerbsvorteil zu sichern.“
… mit Luft nach oben
Nach oben gibt es aber noch reichlich Potenzial, auch das zeigt die Analyse klar auf. „Es geht voran beim Klimaschutz in Österreich. Die Entwicklung könnte aber noch dynamischer sein, wie der Blick auf Europa zeigt“, erklärt Roland Haslehner, BCGSenior-Partner und Co-Autor der Studie. Zudem sei „ein Großteil der neu hinzugekommenen Klimaschutzziele“ in Österreich dem Bereich „CO₂-neutral“ beziehungsweise „klimaneutral“ zuzuordnen – und damit „nicht ausreichend“. „Bei der Klimaneutralität werden entstandene Emissionen durch unterschiedliche Maßnahmen – wie beispielsweise Zahlungen – kompensiert. Aus diesem Grund ist nur das Ziel der Nettonullemissionen ein echter Hebel, um die Erderwärmung effizient zu stoppen. Nur dann wird tatsächlich weniger Treibhausgas ausgestoßen“, erläutert Haslehner.
„Klimapfad schneller beschreiten“
Entscheider:innen stünden „vor zunehmend komplexen Herausforderungen“ – der drohende wirtschaftliche Abschwung, die steigende Inflation und eine insgesamt hohe Unsicherheit würden neben dem Klimaschutz die Aufmerksamkeit der CEOs erfordern. „Smarte Unternehmen und Staaten nutzen gerade die Krisenzeit als Momentum, um grüne Initiativen zu fördern und einen echten Wettbewerbsvorteil aufzubauen“, erklärt Roland Haslehner. Das Thema Klimaschutz müsse „Priorität auf höchster Unternehmensebene“, aber auch bei staatlichen Institutionen haben, ergänzt Manuela Waldner. Das bedeute nicht nur, dass Vorstände und Aufsichtsräte die Klimaagenda unterstützen und investitionsbereit sein sollten, sondern auch, dass Entscheidungen jetzt „zügig getroffen und in konkrete Maßnahmen übersetzt“ werden müssten. „Unternehmen sollten zudem vorhandene Förderungen und Steuervorteile ausschöpfen und sich für weiterreichende regulatorische Rahmenbedingungen
einsetzen, um den Klimapfad schneller beschreiten zu können. Dadurch können Umwelt- und Wirtschaftsziele ideal miteinander kombiniert werden.“
COP27: Kontroverse Klimaschutz-Offensive der USA spaltet die Meinungen