Anonymous vs. Russland: Diese Aktionen setzen die Hacktivisten
Schon zu Anfang der Invasion der Ukraine durch Russland hat die Hacktivismus-Gruppe Anonymous dem Aggressor-Land den Cyber-Krieg erklärt (Trending Topics berichtete). Das Kollektiv, das schon etwas länger nicht mehr in dieser Form im Rampenlicht stand, will nun die digitale Infrastruktur und die Institutionen Russlands attackieren. Doch was genau haben die Hacker:innen von Anonymous bislang unternommen? Neben Cyberangriffen bemüht sich das Kollektiv vor allem darum, die Kreml-Propaganda zu untergraben, berichtet der Standard.
Erfolgreicher Angriff auf russisches Staatsfernsehen
Vor allem zu Anfang waren die Aktionen von Anonymous sehr aufsehenerregend. So hat es das Kollektiv offenbar im Februar vorübergehend geschafft, die Website des russischen Verteidigungsministerium zu hacken. Ebenfalls kurzzeitig abgestürzt war die Webseite des russischen Staatssenders Russia Today (RT News), wofür sich Anonymous verantwortlich erklärte. Grundsätzlich scheint der Fokus der Hacktivist:innen vor allem auf russischen Medien zu liegen.
Auf den Webseiten von Tageszeitungen wurden in den vergangenen Wochen immer wieder vorübergehend Antikriegsaufrufe eingeblendet. Besonders groß war ein Hack am 26. Februar, bei dem das russische Staatsfernsehen das Ziel war. Diverse Kanäle strahlten hier für mehrere Minuten aktuelle Bilder aus der Ukraine aus. Neben der brutalen Invasion der russischen Truppen wurde das Leid der Bevölkerung aufgrund der Angriffe gezeigt. Auch will Anonymous 360.000 Dateien der russischen Zensurbehörde Roskomnadsor erbeutet haben.
Anonymous will Russlands Propaganda bekämpfen
Neben solchen spektakulären Aktionen betreibt das Kollektiv aber auch viel Aktivismus, der sich recht leicht umsetzen lässt. Zum Beispiel rief der älteste und größte Anonymous-Twitter-Account dazu auf, Einträge zu russischen Firmen und Sehenswürdigkeiten auf Google Maps mit Informationen zum Ukraine-Krieg zu versehen. Allerdings hat Google Maps selbst diese Einträge schnell wieder entfernt, außerdem zensiert Russland ausländische Internet-Dienste heftig und hat kürzlich Google News blockiert.
Ebenfalls greifen die Hacktivist:innen Überwachungskameras in Russland an und versehen deren Livestreams mit Antikriegsbotschaften. Ein weiteres Ziel sind Netzwerkdrucker. Über 100.000 Seiten sollen die Drucker nach dem Angriff in russischen Firmen ausgespuckt haben. Auf diesen seien Informationen zu finden, wie man ins unzensierte Internet kommt und seine Webkommunikation vor russischen Behörden schützt.
Es ist zwar nicht komplett klar, wie viele dieser Angriffe tatsächlich auf das Konto von Anonymous gehen. Doch ihre Behauptungen erscheinen durchaus glaubwürdig, berichtet der Focus mit Berufung auf eine Analyse der US-Cybersecurity-Firma Security Discovery. “Anonymous hat sich als ausgesprochen fähige Gruppe erwiesen, die zu sehr wertvollen Zielen, Aufzeichnungen und Datenbanken in der russischen Föderation durchgedrungen ist“, heißt es von dem Unternehmen.