EURO 2020

AntChain: Chinas große Blockchain nimmt Kurs auf Europa

Eric Jing, Executive Chairman of Ant Group. © Ant Group
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„Get on Blockchain, get on Blockchain, hoo hoo hoo hoo hoo, come on and get on AntChain.“ In der Bewerbung seiner Blockchain-Lösung AntChain gibt sich das chinesische Fintech Ant Group durchaus mutig – und lässt einen Chor über Lieferketten, Arztrechnungen oder Spenden sind, die man mit der Technologie rückverfolgbar und unveränderbar machen könne. Ja, bei Ant Group ist man überzeugt: Blockchain und damit AntChain ist das nächste Killerprodukt, dass die digitale Welt im Sturm erobern wird.

Nachdem sich AntChain in China schnell zur mächtigsten Blockchain aufgeschwungen hat, wollen die Chinesen sie nun nach Europa bringen. Eine große Werbepartnerschaft mit der EURO 2020 bringt das Logo von AntChain täglich auf die Bildschirme von Millionen Menschen, die die Marke zuvor wahrscheinlich nie gesehen haben. AntChain stellt sich in eine Reihe mit Volkswagen, Heineken oder Just Eat – und macht jetzt den Versuch, zu einer großen Brand in Europa zu werden, die jeder kennt.

1 Milliarde Transaktionen pro Tag

Die Ant Group (am besten bekannt für den Payment-Dienst Alipay) ist Chinas größtes Fintech und aus dem mächtigen Alibaba-Konzern von Jack Ma hervorgegangen. Im digitalen Schnellkreditgeschäft ist Ant Group so einflussreich geworden, dass der chinesische Staat den geplanten, 35 Milliarden Dollar schweren Börsengang 2020 kurzerhand abgeblasen hat und das Unternehmen restrukturieren lässt. Ma’s Einfluss und Stärke scheint seither gebrochen (mehr dazu hier).

Nun versucht das Fintech nach dem herben Rückschlag also, seinen Bezahl-Dienst Alipay (ebenfalls groß bei der EM beworben) und eben AntChain in Europa populär zu machen. Ant Group sieht sich als Branchenführer und rechnet in Presseaussendungen gerne vor, dass das Unternehmen seit 2015 die meisten Blockchain-bezogenen Patentanträge weltweit gestellt hat. Die AntChain sei die „größte produktive Blockchain-Plattform in China“ und hätte die Kapazitäten, eine Milliarde Benutzerkonten und eine Milliarde Transaktionen pro Tag zu verarbeiten.

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Smart Contracts für Handel und Copyrights

Seit dem Start 2016 (die Marke AntChain wurde für die Blockchain-Geschäfte dann 2020 eingeführt) hat Ant Group etwa 50 Anwendungen auf seine Blockchain-Technologie gebracht. Eine davon ist „Trusple“ (Kunstwork aus „Trust“ und „Simple“), das als Blockchain-basierte Finanzplattform für den internationalen Handel gedacht ist. Smart Contracts wickeln dabei vollautomatisch die Zahlungen zwischen Käufer und Verkäufer bei Bestellungen abwickeln, und kleine Firmen sollen etwa Informationen zu ihrer Bonität in die Blockchain einschreiben können, um schneller eine Finanzierung einer Bank bekommen zu können. Dafür hat AntChain gewichtige Partner gefunden und zwar die Großbanken BNP Paribas, Citibank, DBS Bank, Deutsche Bank und Standard Chartered Bank.

Ein anderes Anwendungsszenario ist Coypright – womit AntChain ein grundlegendes Problem im Netz angeht. Über die Blockchain können Originalwerke authentifizier und verifiziert werden, von Musiknoten über Videos und Bilder bis hin zu Artikeln und Aufsätzen. „Wenn ein Urheber sein Werk auf die Plattform hochlädt, prüft die Plattform zunächst, ob der Inhalt der einzige ist, der in ihrer Datenbank existiert“, heißt es seitens Ant Group. „Anschließend wird eine einzigartige digitale Urheberrechtsbescheinigung erstellt, die grundlegende Informationen über das Werk sowie einen Notarstempel enthält. Diese fälschungssicheren Zertifikate können auch als Beweismittel in Fällen von Urheberrechtsverletzungen und Delikten vorgelegt werden.“

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China: Pro Blockchain, contra Crypto

Auch die riesige China Ocean Shipping Company, kurz COSCO, eine der größten Reedereien der Welt und eine große Nummer im Überseehandel, hat 2020 begonnen, die Blockchain der Ant Group auszutesten – etwa, um Frachtaufzeichnungen und Importlizenzen zu speichern. Insgesamt scheint es also so, als würde AntChain für die Ant Group ein ganz guter Ersatz für die durch die chinesische Regierung beschnittenen Finanzdienstleistungen sein. Dass man damit in Europa punkten kann, hat man schon bewiesen – immerhin konnten Banken wie BNP Paribas oder Deutsche Bank als Partner gewonnen werden.

In China dürften sich die Wogen für die Ant Group mittlerweile glätten. Nach dem Abbruch des IPOs und der 2,3 Milliarden-Euro-Strafe wegen Missbrauch seiner Marktmacht gegen Alibaba Group wurde dem Fintech nun kürzlich erlaubt, eine neue Firma für Consumer Finance (Darlehen etc.) zu starten – allerdings nur unter Bedingungen und als Joint Venture mit anderen Firmen. Auch wenn China hart gegen Krypto-Assets wie Bitcoin vorgeht, gegen die zugrunde liegende Blockchain-Technologie hat das Regime nichts. 2019 erklärte Chinas Präsident auf Lebenszeit, Xi Jinping, Blockchain zur Kerntechnologie – und AntChain könnte schließlich jene sein, die China groß exportieren wird.

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