"Covid-Klarheit"

#AntiWork-Bewegung: Aus dem Nine to Five-Traumjob

#antiwork: Mehr Freiheit statt Karriere ©pexels
#AntiWork: More freedome instead of a career © Pexels
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„Profis hassen nicht den Montag, sondern die ganze Woche.“ Diesen Spruch haben sicher viele schon mal irgendwo gehört oder gelesen. Einige erkennen sich vielleicht sogar darin wieder. Ob nun scherzhaft gemeint oder nicht – am Ende spiegeln solche Aussagen eine Unzufriedenheit mit den eigenen Arbeitsverhältnissen wider.

In den letzten Jahren hat sich in den USA eine Bewegung entwickelt, welche zunächst wie eine Verkörperung des Ausspruches wirkt. Unter den Begriffen #antiwork, #GreatResignation (der große Rücktritt) und „Big Quit“ (das große Aufgeben) versammeln sich Menschen, welche ihren eigentlichen Anstellungen den Rücken kehren und sich gegen das vermeintliche Lebensziel einer bestmöglichen Karriere und dem „Immer weiter, immer höher“ stellen.

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#antiwork-Bewegung im Trend

Auch wenn die Hashtags in der letzten Zeit auch immer öfter in unseren heimischen sozialen Kanälen auftauchen, liegen die Ursprünge der Bewegung in den USA, Geburtsort: die Online-Plattform Reddit im Jahr 2013. Heute, fast zehn Jahre später, verzeichnet die Bewegung des Subreddit fast 1,7 Millionen Nutzer:innen (Stand 28.01.22).

In ihrem Heimatland will die Social-Media-Bewegung dabei auch auf soziale Unausgewogenheiten hinweisen. So lautet der volle Titel des Subreddit „Antiwork: Unemployment for all, not just the rich!“. In dem dazu gehörigem Forum werden vor allem die, zum Teil schlechten, Arbeitsbedingungen oder Löhne diskutiert, klassische Anstellungen hinterfragt oder sich gegenseitig darin bestärkt, nicht länger in diesen tätig zu sein und stattdessen sich selbstständig zu machen oder mehr sich mehr freie Zeit zu schaffen.

Wie „Financial Times“ berichtet, ist die Mitgliederzahl von 180.000 im Oktober 2020 auf nun fast 1,7 Millionen Nutzer:innen im Januar 2022  gestiegen. Bedingt durch die zeitlichen Parallelen und der beruflichen Unsicherheit durch die Folgen der Corona-Pandemie, führen diese den Popupulartätsanstieg eben genau auf die Pandemie zurück.

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Rekordwert bei Kündigungen

Das spiegelt sich teilweise inzwischen auch in offiziellen Datenerhebungen wider. So haben laut dem amerikanischen Arbeitsministerium 21,3 Millionen Menschen  zwischen Juli und November 2021 freiwillig ihre Stellen gekündigt. Allein im November 2021 waren es demzufolge 4,5 Millionen Kündigungen, ein Höchstwert seit Beginn der Aufzeichnungen des Ministeriums im Jahr 2001.

Aber natürlich ist die Zahl nicht nur auf die Anti-Arbeitsbewegung zurückzuführen und diese Millionen Kündigungen würden entsprechend gleich viel neue Arbeitslose bedeuten. So zeigen laut „Financial Times“ die Daten, dass viele Arbeitnehmer:innen ihren Arbeitsplatz wahrscheinlich verließen, nachdem sie ein besseres Angebot erhalten hatten. Die Erwerbsquote sei insgesamt jedoch trotzdem auf einen Wert unterhalb des Niveaus vor der Pandemie gesunken.

Daher wird die Bewegung nun auch außerhalb der Social Media-Welt inzwischen wahr- und ernstgenommen. So warnte die Investmentbank Goldman Sachs im November 2021 davor, dass die Anti-Arbeits-Bewegung ein „langfristiges Risiko“ für die Erwerbsbeteiligung in den USA darstelle.

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#antiwork-Trend in Österreich nicht erkennbar

Eine solche Entwicklung ist hierzulande bisher nicht abzusehen. Wie das Bundesministerium für Arbeit Ende Jänner bekannt gab, sind aktuell 404.994 Personen in Österreich arbeitslos oder in Schulungen. Damit läge die Arbeitslosigkeit inklusive Schulungsteilnehmer:innen unter den Werten der Vergleichszeitpunkte der vergangenen drei Jahre, so das Bundesministerium, trotz der anhaltenden Pandemiesituation.

Trotzdem zeigen aktuelle Erhebungen auch hierzulande Auswirkungen der Corona-Pandemie in der Arbeitswelt, selbst wenn dieser eher subjektiv festzustellen sind.  So kam eine Online-Umfrage unter 500 Beschäftigten des Jobportals „Karriere.at“ zu dem Ergebnis, dass fast die Hälfe der Befragten ihrer aktuellen Beschäftigung gegenüber eher negativ gestimmt ist. So gaben  15 Prozent an, mit ihrem Arbeitsplatz „eher unzufrieden“ und 31 Prozent mit ihrem Arbeitsplatz „gar nicht zufrieden“  zu sein. Daraus resultierend kündigt sich auch ein möglicher Umschwung an. So sind laut der Umfrage 24 Prozent der Befragten zu einem Jobwechsel bereit, während 18 Prozent angeben, demnächst kündigen zu wollen

„Die letzten zwei Jahre Pandemie haben einige Veränderungen in der Arbeitswelt bewirkt. Viele Arbeitnehmer:innen betrachten ihr Arbeitsverhältnis bewusster – und entscheiden sich auch schneller für einen Jobwechsel, wenn wichtige Komponenten wie Wertschätzung oder Gehalt nicht stimmen. Die von Wissenschaftlern schon so betitelte ‚Covid-Klarheitʻ führt bei unzufriedenen Mitarbeitenden mitunter dazu, die Krise als Chance zu nutzen, um sich beruflich neu zu orientieren“, sagt Georg Konjovic, CEO von Karriere.at.

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Arbeitswelt im Wandel

Selbstverständlich hängen solche Werte auch immer von dem Ort der Umfrage ab und könnten außerhalb einer Job-Plattform ganz anders ausfallen. Trotzdem beschäftigt das Phänomen der „Covid-Klarheit“ inzwischen auch andere Organisationen. Eine aktuell vorgestellte vorläufige Prognose für 2022 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) macht deutlich, dass der internationale Arbeitsmarkt weiterhin unter den Folgen der Corona-Pandemie leidet, die weltweite Arbeitslosigkeit weiter über dem Niveau vor der COVID-19-Pandemie liegt und sich die Erholung des Arbeitsmarktes laut ILO bis mindestens 2023 hinzieht.

Zudem hat die Pandemie laut ILO-Chef Guy Ryder bei zahlreichen Mitarbeitenden den Wunsch nach einem Jobwechsel verstärkt. Das Phänomen werde als „Covid-Klarheit“ bezeichnet, so der ILO-Chef. Auch er verweist darauf, dass den Menschen durch die Pandemie klar geworden wäre, dass ihre Arbeit nicht ihre Erwartungen erfülle oder sie nicht die gewünschte Anerkennung bekämen.

Viele Menschen seien aus diesen und anderen Gründen nicht aktiv auf Arbeitssuche. Die wahre Zahl der Arbeitslosen sei deshalb sicher höher als es offizielle Statistiken nahelegten, sagte Ryder. Das wirkt sich insbesondere auf einzelne Branchen, wie der Pflege, dem Einzelhandel oder der Gastronomie aus, so Ryder.

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Somit zeigt sich, dass, auch wenn es in Österreich bisher nicht nach einer tatsächlichen #antiwork-Bewegung aussieht, die letzten Jahre ebenfalls nicht spurlos an der Arbeitswelt vorbei gegangen sind. Die Möglichkeit des Remote Arbeitens, also die Möglichkeit des Arbeitens egal von wo, von „Worktation“, also Beruf und Urlaub verbinden, oder auch den immer öfter zu hörenden Wunsch nach einer 4-Tage-Woche sind Trends, die sich daraus ergeben.

Diese Trends sind somit durchaus ein Zeichen, dass ein wenig der #antiwork-Einstellung auch hierzulande zu bemerken ist. Und, dass #antiwork nicht unbedingt mit einer Arbeitsverweigerung gleichzusetzen ist, sondern auch dem Wunsch, nach mehr Balance im Leben.

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