Anyline braucht wegen Corona-Krise schon wieder frisches Geld
„Back to business“ heißt es derzeit für viele Unternehmen, und so auch für österreichische Startups. Im Rahmen eines Firmen-Events hat der OCR-Spezialist Anyline, dessen Texterkennungs-Software etwa in der App Digitales Amt verbaut ist oder bei der österreichischen Polizei im Einsatz ist, Einblicke gegeben, wie es für die Firma während der Corona-Krise gelaufen ist.
Seit Mitte März im Home Office, wird Anyline sein Büro in Wien ab Juli nun wieder Schritt für Schritt öffnen. Geschäftlich ist es schwierig. Denn zwar hat Anyline erst im Jänner eine Finanzierungsrunde von satten 10,8 Millionen Euro bekannt gegeben (Trending Topics berichtete), doch schon braucht das Unternehmen wieder frisches Geld.
1,4 Millionen Euro angestrebt
„Mit Unterstützung des aws streben wir eine Finanzierung in Höhe von 1,4 Millionen Euro an“, sagte Anyline-Chef Lukas Kinigadner im Rahmen des Events, bei dem auch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und Investor Hansi Hansmann mit dabei waren. Man wolle sich einen Überbrückungskredit holen und freue sich über die Unterstützung der Bemühungen seitens der österreichischen Regierung.
Das Problem, das Anyline (wie viele andere Firmen) hat: Es ist derzeit sehr schwer, neue Kunden zu gewinnen. „Anyline hat ein SaaS-Geschäftsmodel. Das heisst, die Kunden bezahlen eine monatliche oder jährliche Gebühr, um Anyline nutzen zu können. Das Bestandskundengeschäft ist sehr stabil, wir haben nur in Ausnahmefällen Kunden, die nicht verlängern“, heißt es seitens des Unternehmens. „Im Neukundengeschäft standen wir jedoch einer anderen Lage gegenüber. Wir sahen einen Umsatzrückgang im letzten Quartal – dies hat jedoch nicht wirklich etwas mit unserem Produkt zu tun, welches in vielen Fällen aktuell noch nützlicher und begehrter ist, sondern mit der Situation, dass viele Firmen ihre Budgets eingefroren haben.“
„Abschluss neuer Verträge schwierig“
Nun rechne man damit, dass sich die Situation in Zukunft wieder normalisieren wird, anziehende Anfragen aus den verschiedensten Ländern und Industrien weltweit seien ein „klares Signal“ dafür. „Der Abschluss neuer Verträge erwies sich am Anfang der Krise als äußerst schwierig, aber dank des großen Interesses aus unterschiedlichen Industrien kommt nun auch dieser Bereich zusehends wieder in Schwung. Unsere Vertriebspipeline für 2020 hat sich bereits etwas erholt und ist breit aufgestellt“, so Kinigadner.
Neben der Überbrückungsfinanzierung hat Anyline – wie viele andere Firmen auch – auf Kurzarbeit gesetzt. Diese wurde von April bis Juni in Anspruch genommen, und ihr sei es auch zu verdanken, dass alle Mitarbeiter (inklusive neuer eingestellter Personen) an Bord gehalten werden konnten. Die Kurzarbeit ende nun am 1. Juli. Eine zusätzliche Investmentrunde ist für Anyline kein Thema. Die Firma ist älter als fünf Jahre und fällt damit nicht unter die Kriterien des COVID-Startup-Hilfsfonds, bei dem frisches Risikokapital durch staatliche Zuschüsse verdoppelt werden.