Wege aus der Corona-Krise, Teil 2: „Aus den Entbehrungen für die Zukunft lernen“
Lukas Kinigadner ist Gründer und CEO des Wiener Startups Anyline, das sich auf „Optical Character Recognition“ (OCR) spezialisiert hat. In diesem Gastbeitrag schreibt er darüber, wie man mit Innovation die Krise überstehen kann.
Während ich diese Zeilen schreibe, haben wir die erste Phase des Coronavirus-Sturms bereits hinter uns. Glücklicherweise werden – auch dank beispielloser Rettungsprogramme – zahlreiche Startups in der Lage sein, die kommenden 3 bis 6 Monate zu überleben.
Eines zeichnet sich jedoch bereits ab: Sobald dieser Sturm über uns hinweg gezogen ist, wird unsere Welt eine völlig andere sein.
Wer erwartet, dass – vor allem Startups – nach Covid-19 wieder rasch zur Tagesordnung übergehen können, der wird sich ebenso täuschen wie jene, die im Zuge der Wirtschaftskrise von 2008 die Erwartung hatten, dass deren Auswirkungen auf unser Leben minimal seien.
Innovation leben um zu überleben
Wir alle müssen die jetzigen Notfallhilfen und Maßnahmen als das wahrnehmen, was sie sind: Gelegenheiten, um sich neu zu erfinden und gewonnene Zeit, um die richtigen Weichen und das eigene Unternehmen sattelfest für die neue Zeit zu machen.
“Not macht erfinderisch” ist aktueller denn je. Insbesondere aufstrebende Startups sind Innovation nicht nur gewohnt, sie lebten beides bereits in einer hochdynamischen und kompetitiven Weltwirtschaft.
Nun ist die Zeit gekommen, diese innewohnende Innovationsfähigkeit als kostbares Kernstück des eigenen Überlebens zu begreifen, weiter auszubauen und dafür alle Beteiligten als Team an Bord zu haben. Nur so wird das eigene Schiff und seine Crew durch diese rauen Gewässer segeln.
Inspirierende Beispiele für diese Fähigkeit geben bereits Hoffnung und weisen in die richtige Richtung : Seien es Brauereien, die damit beginnen, Desinfektionsmittel herzustellen, als auch Teslas Schwenk auf die Produktion von Beatmungsgeräten. Menschen passen sich an, um zu überleben, lassen ihre Unternehmen durch Flexibilität glänzen und tragen ihren Teil dazu bei, dass wir die Herausforderungen unserer Zeit meistern.
Anylines Anspruch & Beitrag zum Wohle aller
Für Anyline bedeutet dies, den Fokus noch stärker auf die Nützlichkeit unserer Technologie für diejenigen zu richten, die in dieser Krise ihr Leben für uns alle riskieren und Vorgänge zu vereinfachen, die sonst zu unnötigen Risiken führen würden.
Von der schnellen sowie kontaktlosen Prüfung von Dokumenten und Ausweisen durch Dienste des Gesundheitswesens sowie Polizei- & Sicherheitskräften, hin zu sekundenschnellen, von Kunden selbst durchführbaren, Zählerstandsmessungen – wir möchten dafür einstehen, dass die Sicherheit der Menschen, die ihr Leben für uns alle riskieren, besser geschützt sind.
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Zugleich verzichten wir während dieser schwierigen Zeit auf jegliche Gebühren beim Einsatz unserer Smartphone-basierten Scan-Technologie. Unsere Lösungen stehen somit bei Grenz- und Sicherheitskontrollen, Diensten im Gesundheitswesen sowie in Logistikunternehmen kostenlos zur Verfügung, bis wir gemeinsam diese Krise bewältigt haben.
Anyline befindet sich, im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen, in einer glücklichen Lage: Erst kürzlich haben wir unser erste Finanzierungsrunde abgeschlossen und dank rascher Implementierung von Übergangsstrategie und -Budget sowie der temporären Einführung von Kurzarbeit, uns selbst soweit abgesichert, dass wir unseren Beitrag für alle leisten können.
Über den Wandel von Mensch & Arbeitswelt
Nicht bloß unsere Unternehmen als Organisationen werden sich im Zuge der heutigen Herausforderungen verändern müssen. Auch wir als Menschen werden uns verändern.
Aus den Entbehrungen und Einschränkungen der Gegenwart lernen wir schon jetzt für die Zukunft: Blickwinkel ändern sich, Bedürfnisse werden neu bewertet, Prioritäten bekommen eine andere Gewichtung. Ein jeder von uns hinterfragt die kleinen wie großen Dinge, die das eigene Leben auszeichnen und beginnt sich neu zu definieren.
Zahlreiche Vorhersagen, wie beispielsweise über Babybooms und Scheidungsraten, unterstreichen sowohl die Rahmenbedingungen, in denen wir leben als auch diesen, uns Menschen innewohnenden, Drang zu Veränderungen, gerade in Krisenzeiten.
Nicht nur neue Lebensweisen, sondern auch neue Arbeitsweisen werden uns auszeichnen – manche Prognosen gehen bspw. davon aus, dass klassische Büroräumlichkeiten bis 2030 nicht mehr existieren werden. Hier greift eine weitere wesentliche Veränderung durch die verordneten Maßnahmen, wie z.B. Heimarbeit bzw. Home-Office-Tätigkeiten.
Viele von uns werden in Zukunft vermehrt von daheim arbeiten und unsere Unternehmen werden zugleich wesentlich flexibler auf veränderte Lebensbedingungen reagieren können, als sie es im Vorfeld konnten oder gewillt waren zu tun.
Neue Arbeitsweisen werden auch die nun stärker denn je genutzte digitale Kommunikation darstellen. Viele, größtenteils unnötige Reisetätigkeiten werden neu bewertet werden müssen und das ist gut so, denn – ganz ehrlich – ich persönlich möchte auch nicht mehr zu meinem alten Flugplan von über 80 Flügen pro Jahr zurückkehren!
Es obliegt an uns allen, die sich bietenden Chancen zu nutzen und das Zusammenspiel von Arbeit & Privatleben neu zu definieren – sowohl zum Wohle der Menschen als auch der Unternehmen. Hier kann es kein “oder” mehr geben.
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