API-Beschränkung: Facebook macht App-Entwicklern im Zuge des Datenskandals das Leben schwerer
App-Entwickler hatten vermutlich keine ruhige Nacht auf Donnerstag. Facebook-Boss Mark Zuckerberg hat erneut zum Datenskandal Stellung genommen. 87 Millionen Nutzer waren von dem Daten-Missbrauch durch Cambridge Analytica betroffen – die meisten davon in den USA, in Deutschland waren es rund 300.000. Für App-Entwickler wirklich unangenehm wurde es aber an dieser Stelle: Alle 2,2 Milliarden Nutzer können davon ausgehen, dass Firmen ihre Daten abgegriffen haben. Die Folge: strengere Regeln für Firmen, die an Facebooks Schnittstellen andocken und eine deutliche Beschränkung der APIs.
Tinder-Login setzte aus
Ein erstes prominentes Opfer gab es bereits in den Abendstunden des 4. April. Tinder-Nutzer wurden ausgeloggt und konnten sich vorübergehend nicht mehr in ihre Profile einloggen. Schuld sind Änderungen an der API für den Facebook-Login. „Ich wurde aus der App ausgeloggt und bin nicht mehr hineingekommen. Als es dann wieder ging, waren alle Matches weg. Ziemlich blöd, weil ich mir gerade ein Date für Sonntag ausgemacht habe“, berichtete Simon R. ein Trending Topics-Leser – mittlerweile hat er seine Matches wieder zurückbekommen.
Weniger Daten über Login-API
Das Grundproblem: Will eine App über die Login-API auf mehr zugreifen als notwendige Login-Infos wie Namen und die Facebook-ID, bedarf das einer Prüfung durch Facebook. Der Review-Prozess von Facebook ist bekannt dafür, dass er länger dauert und undurchsichtig ist. Betroffen sind ab sofort alle Apps, die über die Login-API auf Daten wie Fotos, Likes, Posts, Videos, Events, Gruppen und die Liste an Freunden, die die App ebenfalls nutzen, zugreifen. Außerdem kann eine App nicht mehr auf die Daten zugreifen, wenn ein Nutzer 90 Tage lang inaktiv war. In dem Fall muss der Nutzer beim nächsten Login erneut alle Berechtigungen der App bestätigen. Diese Änderungen dürften bei Tinder zu dem kurzen Ausfall geführt haben, der mittlerweile behoben ist.
Facebook sperrt Zugriff auf Fanpages und Gruppen
Der Review-Prozess wurde für nahezu alle Facebook-APIs verschärft. Die APIs für Events, Groups und Pages sind derzeit für neue Entwickler überhaupt nicht mehr verfügbar und werden erst wieder nach der Überarbeitung geöffnet. Das könnte für Apps, die die Verwaltung dieser Bereiche für Admins erleichtern, zum Problem werden. Wie genau der neue Review-Prozess in diesem Bereich aussehen wird, ist derzeit noch unklar.
Instagram überrascht Entwickler mit Änderungen
Neue Einschränkungen gibt es seit dieser Woche auch bei der Schnittstelle für Instagram-Apps. Die Facebook-Tochter gestattet Entwicklern nur noch 200 API-Aufrufe pro Stunde statt wie bisher 5.000. Diese Einschränkung wurde allerdings nicht offiziell kommuniziert – sie taucht nicht im API-Changelog von Instagram auf. Die Entwickler-Community ist auf die neuen Einschränkungen selbst aufmerksam geworden. Offenbar steckt hinter den Änderungen eine Migration der Schnittstelle zu Facebook, wie in einem Mail von Instagram an einen Entwickler suggeriert.
Österreichische Entwickler warten ab
Für Entwickler bleiben die Ankündigungen von Facebook insgesamt etwas vage. Die meisten österreichischen Anbieter, die Trending Topics am Donnerstag um eine Stellungnahme bat, wollten zu den neuen Einschränkungen noch nichts sagen. Probleme bei bestehenden Apps gab es etwa bei All About Apps nicht. „Ich bin schon gespannt, was da noch kommt“, sagt Michael Steiner von All About Apps zu Trending Topics.
Chatbot-Sperre nach wie vor aufrecht
Bereits vergangene Woche hat Facebook die Entwicklung von Chatbots und anderen Apps gestoppt. Neue Chatbots können seither nicht mehr mit Fanpages verbunden werden (Trending Topics berichtete). Wann diese mehrwöchige Sperre aufgehoben wird, ist nach wie vor unklar.